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PLA11-24, Reisetagebuch, Spitzbergen - Nordostgrönland - Aurora Borealis, einschließlich langer Wanderungen

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Longyearbyen - Einschiffungstag

Longyearbyen - Einschiffungstag
Datum: 18.08.2024
Position: 78°15.4’N / 015°31.6’E
Wind: W 1
Wetter: Ruhig
Lufttemperatur: + 9

Es war ein sonniger Tag in Longyearbyen, als wir zum Pier hinunterwanderten und an Bord der Plancius gingen. Dies würde für die nächsten vierzehn Tage unser Zuhause sein, und wir waren froh, dass wir nach vielen Stunden der Anreise an unserem ersten Ziel ankamen. Etwa vierzig Passagiere waren bereits mit der Plancius auf Spitzbergen unterwegs gewesen und hatten Longyearbyen und die Umgebung erkundet, so dass sie genau wussten, was sie bei ihrer Rückkehr erwartete.

Wir trafen einige Mitglieder des Expeditionsteams auf der Gangway und wurden zu unseren Kabinen geführt. Anschließend nahmen wir an einer obligatorischen Sicherheitseinweisung und -übung teil. Danach hatten wir Zeit, uns zu entspannen und die Landschaft zu beobachten, während wir davonsegelten, bevor wir zu einem Cocktail mit dem Kapitän eingeladen wurden. Wir genossen ein leckeres Abendessen vom Buffet, bevor wir unsere Gummistiefel abholten. Wir gingen mit einem Gefühl der Vorfreude auf die Reise ins Bett und träumten von der Tierwelt und den Landschaften, die wir sehen würden.

Tag 2: Fuglefjorden und Smeerenburg

Fuglefjorden und Smeerenburg
Datum: 19.08.2024
Position: 79°46.0’N / 011°28.5’E
Wind: S 1
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +12

Wenn jemand den perfekten „1-Tages-Besuch“ in Svalbard auswählen könnte, würde dieser Tag so aussehen wie heute. Wir segelten von Longyearbyen aus nach Norden, von Prins Karls Forland aus nach Osten und waren am frühen Morgen an der Nordwestspitze der Inselgruppe. Wir überquerten den Sørgattet in nordöstlicher Richtung zwischen Danskeøya und Reuschalvø und genossen wunderschöne Gletscherlandschaften mit steilen Bergen.

Unser erstes Ziel für den Vormittag war der Fuglefjorden (Vogelfjord), benannt nach den lateinischen Vogelgattungen, nach denen die Gletscher in diesem Fjord benannt sind: Uriabreen, Lestribreen, Larusbreen, Rissabreen, Sternabreen und Tringabreen. Wir ließen unsere Zodiacs zu Wasser und fuhren direkt zu einer Gruppe flacher Inseln östlich von Fugløya. Jetzt war klar, warum diese Fjorde und Gletscher nach Vögeln benannt sind. Diese Inseln bieten einer Vielzahl von Vögeln Unterschlupf, und viele Arten wurden in großer Zahl gesichtet, darunter Küstenseeschwalben, Weißwangengänse, Trottellummen, Eismöwen, Dreizehenmöwen und Meerstrandläufer.

Für die Zodiacs und ihre Fahrer war das Gebiet anspruchsvoll, aufgrund der vielen flachen Felsen, und des Gletscherwassers welches voller Sedimente ist und es unmöglich macht zu sehen, was sich darunter und in Küstennähe befindet. Manche spürten den Stoß eines Felsens unter dem Rumpf oder stießen sogar mit dem Propeller gegen einen Stein. Dies ist wirklich eine Expedition, und wir gehen an Orte, die wir ohne Spezialausrüstung und Guides nicht erreichen könnten. Als wir den Fjord vom Wasser aus durchstreiften, sahen wir auch einen Seehund und eine Bartrobbe. Bei all dem „Futter“ - Vogelküken, Eier, Robben - dauerte es nicht lange, bis der König der Arktis auftauchte. Auf einer felsigen Insel, hoch oben, kam ein wunderschöner Eisbär zum Vorschein, vielleicht aus Neugierde, um herauszufinden, was das neue brummende Geräusch im Fjord war. Er warf einen Blick auf uns und legte sich kurz darauf zur Ruhe. Er oder sie war nicht an uns interessiert. Dann ging es weiter zur Gletscherkante am Fuße des Fjords, dem Svitjodbreen, benannt nach einem Gebiet in Schweden.

Unsere Entfernungsmesser hatten am höchsten Punkt der Gletscherkante 80 m gemessen. Sehr beeindruckend. Wir sahen eine riesige Kalbung und auch einige kleinere Kalbungen und fuhren an der Gletscherfront entlang und kehrten dann zur Plancius zurück. Zu diesem Zeitpunkt begannen wir alle, die Kälte zu spüren, und wir hatten einen großen Appetit bekommen!

Während des Mittagessens verlegten wir das Schiff nach Smeerenburg, unsere Guides ließen vier Zodiacs zu Wasser, um das gesamte Gebiet und die nahe gelegenen Inseln und Küsten nach Bären abzusuchen. Wir wollten sichergehen, dass wir nicht zufällig auf einen Bären an Land stoßen, da dies sowohl für Bären als auch für Menschen eine gefährliche Situation darstellen kann.

Wir landeten in Smeerenburg und teilten unsere Gruppe in lange, mittlere und gemütliche Wanderungen ein. Hier erfuhren wir etwas über die Geschichte des Walfangs in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts und die Entstehung von Smeerenburg, auch „Blubbertown“ genannt, auf der Amsterdamøya. Wir besuchten auch die Überreste mehrerer Walfanggräber, darunter das berühmte Massengrab der „Sieben“. In den Jahren 1633-34 überwinterte eine siebenköpfige Besatzung erfolgreich in Smeerenburg, sie waren die ersten Europäer, denen dies gelang. Im darauffolgenden Jahr 1634-35 wurden 7 neue Besatzungsmitglieder zurückgelassen, aber diese Männer hatten nicht so viel Glück und starben alle an Skorbut. Für sie wurde ein Massengrab ausgehoben.

Danach unternahmen wir einen Spaziergang zu den Walrössern um diese erstaunlichen Meeressäuger zu beobachten, die sich am Strand ausruhten.

Wir besuchten auch das Denkmal, das 1906 von der Besatzung der HMS Friesland im Auftrag von Königin Whilhelmina der Niederlande errichtet wurde. Hier lagen ursprünglich verstreute Überreste von Särgen und Walfängern, die durch den Permafrost aus dem Boden gedrückt wurden. Diese wurden eingesammelt und erhielten eine neue Ruhestätte.

Viele von uns genossen es, Vögel am Ufer zu beobachten, wie zum Beispiel die Küstenseeschwalben. Sie sahen sehr schön aus, als sie für Fotos in den Küstentümpeln posierten. Auf unserem Rückweg sahen wir auch einen Polarfuchs und Walrösser, die sich der Anlegestelle näherten. Und als ob das alles noch nicht genug wäre, war uns das Wetter auch noch äußerst wohlgesonnen. Was für ein Tag... wenn man Spitzbergen an einem Tag erleben will war dies sicherlich die beste Art und Weise.

Tag 3: Auf See in Richtung Grönland

Auf See in Richtung Grönland
Datum: 20.08.2024
Position: 77°41.4’N / 000°30.6’E
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +10

Unser Tag begann mit Alis Weckruf um 7:45 Uhr. Wir wachten mit dem gleichmäßigen Rhythmus der Plancius auf, die sich ihren Weg durch die Wellen des Meeres bahnte, um Grönland zu erreichen. Nachdem wir alle ein herrliches Frühstück genossen hatten, begaben wir uns in die Lounge und schlossen uns unserem Expeditionsteam an, um das AECO (Association of Arctic Expedition Cruise Operators) briefing zu erhalten. Wir taten dies, bevor wir Grönland erreichten, um zu verstehen, wie wir sicher und angemessen die abgelegen Orte und auch Ittoqqortoormiit besuchen können. Nach dem Briefing stellte sich das gesamte Expeditionsteam genauer vor und wir bekamen einen besseren Überblick über die Leute, die uns auf der vor uns liegenden Reise durch Grönland führen werden.

Kurz darauf hielt Ali ihren Vortrag über Eisbären in der Lounge, während Ursula gleichzeitig im Restaurant ihren Vortrag über Eisbären auf Deutsch hielt. Es war schön, mehr über den König der Arktis zu hören, da wir am Tag zuvor am Fuglefjorden unseren ersten Eisbären getroffen hatten.

Danach verbrachten alle einige Zeit in der Lounge oder auf den Außendecks und beobachteten das Meer bei einem Kaffee, Tee oder einer heißen Schokolade. Um 12 Uhr waren alle froh, sich im Restaurant zum Mittagessen einzufinden. Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, konnten wir alle sehen, wie wir langsam in den Nebel gerieten und die Sicht immer schlechter wurde, bis man nur noch wenige hundert Meter sichtweite hatte.

Um drei Uhr versammelten sich alle in der Lounge, um den Vortrag von Jess über die Robben der Arktis zu hören. Sie erklärte uns ausführlich, woher diese Kreaturen kommen und dass sie sogar einige evolutionäre Merkmale mit Bären teilen. Sie sprach über Seehunde, Ringelrobben, Sattelrobben, Klappmützen und über das Walross. Nach dem Vortrag konnten sich alle ein wenig ausruhen, was aber nicht allzu lange dauerte, da wir uns anschließend zu einem Medley aus kürzeren Vorträgen versammelten. In der Lounge sprach John über die Geschichte des Walfangs auf Spitzbergen, Laurance sprach über Gletscher und Paulo informierte uns über den Ort Virgohamna, der auf der gegenüberliegenden Seite von Smeerenburg liegt. Zeitgleich trugen Sven, Ben und Ursula im Restaurant ein Medley von Vorträgen auf Deutsch vor. Sven sprach über die Sirius-Hundeschlittenpatrouille in Nordostgrönland, Ben gab uns einen tieferen Einblick in Hidde Dirks Kat und seine Reise des Walfangs und des Überlebens in den Jahren 1777-1778, während Ursula das Medley mit ihrer Präsentation über Plankton beendete und warum es so wichtig für unser Ökosystem ist.

Mit unseren Köpfen voller neuer Informationen versammelten wir uns vor dem Abendessen in der Lounge, um von unserer Expeditionsleiterin Ali die Pläne für den nächsten Tag zu erfahren, und Paulo beendete die Recap mit einem kurzen Vortrag über Nebel, da wir den größten Teil des Tages darin gefangen waren. Nach der Zusammenfassung gingen wir alle hungrig ins Restaurant und hatten ein tolles Abendessen. Nach dem Abendessen und vor dem Schlafengehen sahen sich viele von uns in der Lounge einen kurzen Film (Planktonium, von Jan van Ijken) mit erstaunlichen Bildern von Plankton an, den Ursula für uns eingerichtet hatte.

Tag 4: Auf See in Richtung Grönland, im Packeis

Auf See in Richtung Grönland, im Packeis
Datum: 21.08.2024
Position: 76°00.3’N / 017°56.6’E
Wetter: Ruhig
Lufttemperatur: +2

Ein dreifaches WOW. Der heutige Tag ist wohl der beste Eisbärentag der Saison. Nur dass wir dies noch nicht wissen, als wir kurz nach dem Frühstück den ersten weiβen Bären entdecken. Doch gehen wir der Reihe nach.

Sanft schaukelnd fährt die Plancius durch die Nacht. Alle die nicht Dienst hatten, schliefen tief und fest. Heute wurde uns allen eine Extrastunde geschenkt, um uns an die neue Zeitzone anzupassen. Wie üblich weckt uns Ali über die Lautsprecher. Doch heute tönt ihre Stimme enttäuscht. Fast ein bisschen verzweifelt. “Guten Morgen, guten Morgen. Wir haben nun das Gebiet des Packeises erreicht. Nur dass hier kein Packeis ist.” Egal, es ist Zeit aus dem Bett zu steigen. Auch weil das Expeditionsteam ein informatives und vielseitiges Vortragsprogramm erstellt hatte.

Als erstes hielt Laurence einen informativen und, dank wunderschönen Bildern, visuell eindrücklichen Vortrag über Grönland. In diesem ging es um Themen wie Geographie, Geologie, Glaciologie, Klima und Fauna und Flora. Bei der Hälfte angelangt erschien Ali auf der Bühne. Dies ist nie ein gutes Zeichen für den Referenten. Und wie zu erwarten ist, gab sie bekannt, dass ein Eisbär auf dem Eis gesichtet wurde. Schnell leert sich die Lounge da alle sofort zu ihren Kabinen eilten um warme Kleider, Feldstecher und Kameras zu holen. Unterdessen steuerte Kapitän Evgeny die Plancius ganz langsam Richtung Bär. Dieser richtete sich aber auf, lief zur Eiskante und gleitete ins eisfreie Wasser. Sein kaum sichtbarer Kopf erschwerte es ihm visuell zu folgen. Jeder und Jede war an Deck. Begeisterung und Aufregung lag in der Luft.

Es war zeit sich langsam zu entfernen und die meisten von uns gingen zurück in die Lounge für einen wärmenden Tee oder Kaffee. Doch die Natur lies uns nicht viel Zeit. Aus den Lautsprechern ertönte wieder Alis Stimme. Ein zweiter Bär war in Sichtweite! Sofort sprangen alle wieder auf, griffen was sie brauchten und standen Sekunden später wieder an Deck. Auch dieser Bär glitt wieder ins Wasser. Schwer zu sagen, ob unsere Präsenz, diese Verhaltensänderung auslöste.

Nach einer Pause trafen wir uns in der Lounge. Kaum hatte Laurence das Mikrofon aufgenommen ertönte der Ding Dong. Ein weiterer Bär stand drauβen auf dem Eis. Das übliche Prozedere nahm erneut seinen Gang. Auch dieser vermutlich junge Bär stieg ins Wasser. Neugierig schwamm er zum Heck der Plancius und bescherte uns eine einzigartige nahe Begegnung. Dann drehte er ab, schwamm davon und legte in kürzester Zeit eine eindrückliche Distanz zurück.

Nun, ich könnte mich mehrfach wiederholen und ähnliche Textabschnitte schreiben. Aber Erinnerungen und Fotos sind viel besser um diesen aussergewöhnlichen Tag zu beschreiben. Wir erlebten einen Eisbärentag, den niemand vom Expeditionsteam je so erlebt hatte. Am späteren Nachmittag servierte das Hotelteam auf dem Vordeck einen leckeren Schokodrink mit Rum.

Am Ende, nachdem es sogar Laurence geschafft hatte seinen Vortrag ohne weitere Unterbrechung zu zu beenden, erschien der nächste Bär. Ein roter Fleck deutet darauf hin, dass er noch vor kurzem gefressen hatte. Nun lag er träge ruhend auf dem Eis. Nur kurz hob er seinen Kopf um in unsere Richtung zu schauen. Es war auch für uns Zeit im Restaurant unsere letzte Mahlzeit des Tages zu uns zu nehmen.

Heute entdeckten wir gesamthaft 10 Könige der Arktis. Alle Eisbären schienen gut genährt gewesen zu sein. Eine so groβe Anzahl an einem Tag war wahrhaft auβergewöhnlich. Es könnte damit zusammenhängen, dass im vergangenen Juni sich über 40 Bären an einem Grönlandwalkadaver gütlich taten. Er trieb in dieser weiten Gegend irgendwo zwischen dem Eis und bot ein wichtiges Festmahl.

Nur um die heutigen Erlebnisse zu vervollständigen möchte ich die wunderschönen Eisschollen diverser Gröβen, Formen und Farben erwähnen. Wie auch die eindrückliche Küstenlandschaft Grönlands mit hohen steilen Bergen und die Ruhe die das bis an die Küste reichende Packeis ausstrahlte und uns in den Bann zog. Während des ganzen Tages wurden wir auch von zahlreichen Eissturmvögeln begleitet und manchmal, wenn auch erstaunlich selten, konnten wir einen Blick auf einige Sattelrobben erhaschen.

Der einzigartige Tag ging zu Ende als die Sonne unter dem Horizont sank und den Himmel in starke Rot- und Orangetöne verwandelte. Nur um in wenigen Stunden wieder aufzugehen.

Tag 5: Panoramafahrt und Kap Humboldt

Panoramafahrt und Kap Humboldt
Datum: 22.08.2024
Position: 73°28.8’N / 021°31.3’E
Wetter: Klar
Lufttemperatur: +10

Nach einem unglaublichen Tag im Packeis am Rande von Ostgrönland wachten wir an einem wunderschönen ersten Morgen in Grönland auf. Da das Packeis am Vortag so ergiebig und schön war, beschlossen wir, länger als ursprünglich geplant dort zu bleiben. Das bedeutete, dass wir heute erst am Nachmittag an unserem Landeplatz ankommen sollten, so dass wir ausschlafen und uns am Morgen einige Vorträge anhören konnten.

Nach dem Frühstück hielten Jess und Ursula gleichzeitig Vorträge über die Walarten, die wir auf der Reise sehen könnten. Sie erzählten Einzelheiten über die erstaunlichen arktischen Spezialisten wie Narwale und Grönlandwale und gaben Informationen darüber, wie Wale sich ernähren und wandern.

Nach dem Mittagessen freuten wir uns darauf, an Land zu gehen, was für viele von uns das erste Mal auf grönländischem Boden sein würde. Ali hatte uns am Abend zuvor gewarnt, dass Myggbukta, unser Landungsplatz, für seine vielen stechenden Insekten bekannt war. Aber wir brauchten uns keine Sorgen um kleine Stechinsekten zu machen, denn am Ufer, etwas mehr als einen Kilometer entfernt, befand sich ein großes beißendes Tier, ein weiterer Eisbär!

Der Bär war sehr groß und lief auf unseren Landeplatz zu. Das bedeutete, dass wir hier nicht landen konnten. Selbst wenn die Bären sehr weit weg sind, ist es immer noch zu gefährlich, den Landgang durchzuführen, da sich die Bären extrem schnell durch die Landschaft bewegen können. Wir bewunderten den Bären aus der Ferne auf dem Schiff und entdeckten auch unsere ersten Moschusochsen der Reise. Eine Herde von ihnen graste in der Tundra auf einer offenen Ebene, ihrem bevorzugten Lebensraum. Das Wetter war herrlich, und wir genossen es, draußen zu sein, als wir zu einem anderen Ort aufbrachen, dem Kap Humboldt.

Wir erreichten unser Ziel um etwa 15.30 Uhr. Es war etwas windig, als wir die Schlauchboote bestiegen, und es war eine holprige Fahrt zum Ufer. Wir teilten uns in unsere Wandergruppen auf und machten uns auf den Weg. Unterwegs besuchten wir eine Hütte, die zum Fangen und für Forschungszwecke genutzt wurde und in die wir einen Blick werfen konnten. Wir kletterten die Hänge hinauf, um einen Überblick über die Landschaft zu bekommen, und bewunderten die vielen Pflanzenarten, die für uns neu waren. In Grönland gibt es im Vergleich zu Spitzbergen viele verschiedene Pflanzen, darunter auch Zwergbirken und Polarweiden, die nach der Eis- und Schneeschmelze eine vielfältige Bodendecke bilden.

Nachdem wir uns ordentlich die Beine vertreten hatten, liefen wir am Strand entlang zurück zur Anlegestelle und fuhren zurück zum Schiff, bereit für ein weiteres köstliches Abendessen.  

Tag 6: Blomsterbugten und Isfjord

Blomsterbugten und Isfjord
Datum: 23.08.2024
Position: 73°19.7’N / 025°17.5’E
Wetter: Ruhig
Lufttemperatur: +8

In der Nacht fuhren wir entlang des Kejser Franz Joseph Fjords und passierten gegen 4 Uhr morgens das Teuffelschloss. Dieser Berg ist berühmt für das Spektakel, dass er manchmal im roten Licht des Sonnenaufgangs bietet. Ein paar der Unerschrockenen unter uns wachten auf, um zu prüfen, ob dieser Morgen einer der besonderen sein würde. Das Urteil, das den Schlafmützen am nächsten Morgen mitgeteilt wurde, lautete: Es war schön, aber nicht außergewöhnlich.

Diejenigen, die ihre Kräfte schonten, wussten, dass wir einen großen Vormittag in der Blomsterbugten - Blütenbucht - vor uns hatten. Als wir ankamen und an Deck gingen, sahen wir sofort, dass die Berge auf beiden Seiten des Fjords aus leuchtend farbigem, geschichtetem und gefaltetem Sedimentgesteinen bestanden. Nach einem schnellen Frühstück landeten die Langwanderer um 8 Uhr und machten sich auf den Weg hinauf in diese Berge. Der Rest von uns hatte einen entspannteren Start und nahm dann den kurzen Zodiac-Shuttle über das spiegelglatte Wasser. Es war ein perfekter Morgen mit Windstille, blauem Himmel und warmem Sonnenschein. Wir teilten uns in unsere Wandergruppen auf und machten uns an den sanften Aufstieg durch das Tal ins Landesinnere.

Die Tundra war grün und üppig, mit nur wenigen Blüten aufgrund der späten Jahreszeit, aber mit vielen Samenköpfen und herbstlichen Rot- und Gelbtönen. Als wir den Sattel am Ende des Tals erreichten, öffnete sich die Landschaft zu einem weiten Becken mit einem riesigen See - dem Noa Sø. Wir erkundeten das Gebiet, das zum See hinunterführt, und entdeckten zwei Moschusochsen, die dort grasten. Da wir vorsichtig, langsam und leise waren, hatten wir alle eine gute Chance, sie zu sehen - einen Bullen mit einer Kuh. Die Guides sagten uns, dass dies ein seltenes Vergnügen sei.

Schließlich zogen sie weiter, um bessere Weideplätze zu suchen, während wir unsere Wanderungen fortsetzten. Die Langwanderer waren mehr als 5 Stunden gewandert, und alle Gruppen hatten einen sehr ereignisreichen Vormittag gehabt. Das stehts anpassungsfähige Küchen- und Speisesaalteam hatte das Mittagessen bis zu unserer Rückkehr verschoben. Wir nahmen ihren Service dankbar in Anspruch und genossen ein noch größeres Mittagessen als sonst.

Während wir aßen und bis in den Nachmittag hinein kreuzte die Plancius entlang des Fjords und durch die bemerkenswerte Landschaft mit ihren schimmernden Eisbergen und der außergewöhnlichen Geologie. Das Wetter am Nachmittag war, wenn überhaupt, besser als am Morgen, und bald war das Sonnendeck der Ort, an dem man sich aufhielt - um die Bedingungen und die Landschaft zu genießen. Das Hotelteam ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, und schon bald hatten wir Eisbecher in der Hand. Zu unserer Unterhaltung tauchte unser Schwesterschiff, die Rembrandt von Rijn, im Fjord vor uns auf, schickte ein Zodiac in unsere Richtung und wurde mit einer Ladung frischer Lebensmittel beliefert.

Es schien, dass das Expeditionsteam nicht ausgelassen werden wollte. Ali kündigte über die Lautsprecheranlage eine Zodiacfahrt vor dem Abendessen an. Über die Gangway fuhren wir in den Isfjord hinaus. Wir erkundeten den Fjord entlang der hoch aufragenden Felswände und durch die vielen verschiedenen Formen und Größen von Eisbergen und Eisbrocken. Einige der Eisflächen waren so blau, dass sie in der tief stehenden Sonne schimmerten. Die Größe des Geländes machte es unmöglich, Entfernungen abzuschätzen. Es war besser, sich keine Gedanken über die Zahlen zu machen und einfach alles zu genießen. Wir hatten ausgezeichnete Sicht auf zwei Bartrobben, die sich auf einer Eisscholle ausruhten. Zuletzt tauchten wir in eine kleine Bucht ein, wo eine Gruppe Moschusochsen gesichtet wurde. Die Zodiacfahrt zurück zur Plancius war lang, schnell, kühl und aufregend.

Das Hotelteam hat unsere Mahlzeit erneut verschoben, damit wir möglichst viel Zeit für Aktivitäten haben. Wir sind so verwöhnt. Unsere Expedition wird einfach immer besser und besser. Wir haben Glück.  

Tag 7: Maria Ø und Ella Ø

Maria Ø und Ella Ø
Datum: 24.08.2024
Position: 72°56.8’N / 024°50.0’E
Wetter: Heiter
Lufttemperatur: +12

Wer sagt, dass wir in den Ferien ausschlafen müssen? Sicherlich nicht Ali, denn ihre Stimme dröhnte durch die Lautsprecherboxen: „Guten Morgen, alle zusammen, geht nach draußen und genießt die Aussicht!“ Das Wetter war wunderbar: Ein strahlend blauer Himmel und die Sonne strahlte auf die hoch aufragenden Berge und das blaue, kalte Wasser um uns herum herab. Vor uns lag Maria Ø. Die Insel wurde nicht nach der biblischen Maria benannt, die wir alle kennen, sondern nach Nathorsts Tochter, als er den Ort 1899 als Erster erkundete. Wären wir nur die Ersten gewesen, hätten wir den Ort Plancius Ø nennen können.

Es handelte sich um eine kleine Insel von nicht mehr als 25km2 mit abgerundeten, felsen, die eine Höhe von etwa 200 Metern erreichten. Am Strand konnten wir jede Menge Moschusochsenkot und Spuren sehen. Ali erklärte uns, dass die Insel zu klein sei, um eine große Anzahl von Tieren zu beherbergen, und dass sie im Laufe der Jahre immer ein großes männliches Tier in den Tälern habe umherstreifen sah. Wir nannten es Oscar. Oscar war aber offenbar ziemlich genervt von unserer Anwesenheit und versteckte sich während unseres Aufenthalts. Heute Morgen war von der mürrischen Ziege nichts zu sehen.

Trotz Oscars Abwesenheit haben wir die Insel genossen und das Beste daraus gemacht: Die Langwanderer gingen die Hänge hinauf; die anderen Gruppen konnten kleine Punkte von Menschen sehen, die die Gipfel der Hügel erklommen. Was für ein Anblick! Kleine Bergseen waren zu sehen, in denen sich die umliegenden Berge und Landschaften spiegelten. Unter dem sonnigen blauen Himmel schien es überhaupt nicht so als waren wir in der Arktis. Da der Ort nur selten besucht wird, war es auch für das Expeditionsteam eine Expedition. Es hat viel Spaß gemacht, eine schöne Route bergauf zu finden und sich über einen anderen Hang wieder nach unten zu schlängeln. Die Gegend war wild, ungezähmt und es gab keine klaren Wanderwege oder Routen, wie man sie zum Beispiel in den Alpen findet.

Nach der Wanderung gingen wir schnell an Bord zum Mittagessen. Die Wanderung hatte uns hungrig gemacht, und der Koch Khabir erwartete uns. Inzwischen brausten wir weiter zu unserem nächsten Ziel Ella Ø.

Ella Ø war eine wunderschöne Insel. Am Südhang befand sich ein Strand, an dem noch nie jemand von Oceanwide angelandet hatte. Und was für ein besonderer Ort, den es zu besuchen galt! Als wir uns in Gruppen dem Rand näherten, konnten wir Verwandte von Oscar mit einem kleinen Kalb auf der Tundra sehen. Sobald die Tiere uns bemerkten, rannten sie in die Berge. Zum Glück konnten die meisten von uns die majestätischen Fellknäuel noch sehen, bevor sie sich aus dem Staub machten. Danach ging es weiter mit einem Rundgang um einige sehr gut erhaltene Winterhütten der Thule zu sehen und John erklärte uns, wie das Leben der Thule-Bewohner früher aussah.

Nach der Landung stand das Abendessen auf dem Programm und die Plancius segelte weiter, tiefer in die eisigen Fjorde hinein.

Tag 8: Alpefjord und Segelsällskapet

Alpefjord und Segelsällskapet
Datum: 25.08.2024
Position: 72°07.6’N / 025°27.8’E
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +10

Heute morgen war der Himmel wolkenverhangen als die Plancius in den Alpefjord, wo wir eine morgendliche Zodiacfahrt planten, hineinfuhr. Während des Frühstücks lieβ die Crew zehn Boote, eines nach dem anderen, aufs Wasser runter. Jedes Mal wurde der Vorgang auf Höhe des Decks 3 angehalten, um einen Guide einsteigen zu lassen. Auf dem Wasser löste dieser den Haken, startete den Motor und entfernte das Seil am Bug. Ein faszinierender Teil der täglichen Operation. Oft beobachtet und fotografiert von mehreren Gästen. Kurz danach fuhren die Zodiacs vom Mutterschiff weg in Richtung der Gletscherfront die hier bis weit in den Fjord reichte. Diese wird vom Gully- und vom Sefströmgletscher, gebildet, die weiter oben zusammenflieβen. Ihre braungefärbten Moränen hinterlassen schön geschwungene Linien auf den eisigen Oberflächen. Wir fuhren an der zerklüfteten Front entlang. Die unzähligen vertikalen Spalten und Linien aus sedimentreichen Eis kreierten einen einzigartigen Anblick. Die Szenerie der hohen uns umgebenden Berge lieβen uns klein und fast bedeutungslos erscheinen. Darunter der markante Berg Pyramid mit 2293 m Höhe. Langsam glitten wir an den fast senkrechten Wänden entlang und erfuhren, dass die markanten schwarzen Linien, die über die grünen Felsen zu flieβen scheinen, von Feuchtigkeit und Algen gebildet werden.

Im Verlaufe des Morgens wurde das Sonnenlicht immer stärker und schob die Wolken weg. Eine vielversprechende Entwicklung für unsere nachmittägliche Anlandung. Die Guides konnten ihre Begeisterung kaum zurückhalten. Wohlwissend, dass die Sonne die Farben der Felsen bei der Landungsstelle im Segelsällskapet Fjord noch intensivieren würde. Nach dem Mittagessen fuhren dem auf der Südseite gelegenen mächtigen und langen Berg Berzelius Bjaerg entlang. Er besteht aus 1500 m hoch aufragenden Felsschichten mit unzähligen erdfarbenen Farbvariationen. Ein perfekter Hintergrund für unsere Wanderungen auf der anderen Seite des Fjords.

Dann endlich ging die erste Gruppe an Land und lief sofort los zur atemberaubenden Stelle wo die Gesteinsschichten im Wasser verschwinden, bis zu 600 m Tiefe erreichen und auf der anderen Fjordseite, am Fuβe des Berzelius Bjaerg, wieder erscheinen. Als die Mittel- und Kurzwanderer an Land kamen, hatten die Langwanderer schon den hochgelegenen Bergkamm erreicht.

Es ist fast unmöglich diesen Ort der Schönheit in Worte zu fassen. Visualisierungen eignen sich viel besser. Auf jeden Fall wurden viele gemacht. Eine zurückhaltende Berechnung durch die Schreiberin deutet darauf hin, dass mindestens 10'000 Fotos aufgenommen wurden. Die Berechnung basiert auf 110 Gäste und Guides mit 30 Kameras (mal 200) und 80 Telefonen (mal 50).

Die farbigen und sich klar abgrenzenden Streifen erinnerten einige von uns an Lasagne. In der Gratinform (kristallines Grundgestein) liegen Schichten aus Tomatensauce (Sandstein) und Teigwaren (Tonstein und Schluffstein). Gegen oben sind einige Zwischenschichten aus Béchamel Sauce (Kalkstein und Dolomit) hinzugefügt. Nach dem Backen (geologische Kräfte) stöβt der Koch mit einem Löffel in die Kruste hinein. Die Schichten werden vertikal zusammengedrückt und horizontal verschoben und gebogen. Dies geschah vor 900 bis 600 Millionen Jahren und kreierte das Eleonore Bay Supergroup Basin welches an manchen Stellen eine Tiefe von bis zu 14 Kilometer erreicht.

Unterdessen hat dieser magische Ort uns alle in seinen Bann gezogen. Die Vielfalt an Farben, Strukturen und von Gletschern erzeugten Spuren ist einzigartig. Wir hatten alle genügend Zeit, um nach eigenem Interesse den Ort zu entdecken, wahrzunehmen und uns hinzusetzen. Die Sonne stand schon recht tief am Himmel als die Langwanderer zurückkamen und uns von einem hochgelegenen See, riesige Gletscher in der Ferne und sogar von einem Schneehuhn berichteten.

Der wahrhaft erinnerungswürdige Tag der Geologie ging mit einem weiteren Sonnenuntergang, der die Berge in intensives Rot und Orange tauchte, zu Ende.

Tag 9: Fleming Fjord

Fleming Fjord
Datum: 26.08.2024
Position: 71°44.7’N / 022°56.3’E
Wetter: Heiter
Lufttemperatur: +10

Wir begannen den Tag mit Alis Weckruf für einen weiteren schönen Tag. Wir hatten im Fleming Fjord geankert und die Sonne ging am blauen Himmel über uns auf. Um 9 Uhr standen alle an der Gangway bereit, um die Zodiacs für die Anlandung zu besteigen. Als das Expeditionsteam an Land gegangen war, fand es relativ frische Spuren eines Eisbären im Sand des Strandes. Sobald wir an Land waren, teilten wir uns in unsere Wandergruppen auf und die Langwanderer gingen zuerst los, gefolgt von den anderen Gruppen. Nachdem sich alle die Eisbärenspuren angesehen hatten, begannen wir, weiter in die Tundra zu wandern.

Da wir auf Sedimentgestein aus der Trias-Jura-Zeit (252-145 Mio. Jahre alt) wanderten, hofften wir, darin einige Fossilien zu finden. Leider hatten die meisten von uns bei dieser Suche kein Glück, mit Ausnahme einer Gruppe. Einige von uns erkundeten den Canyon mit einem Fluss, der in den Fjord mündete, während andere zuerst oberhalb des Canyons auf der Tundra spazieren gingen, um einen schönen Blick auf das Tal im Landesinneren zu erhalten. Dort entdeckten wir auch zwei Moschusochsen, die in der Ferne weideten.

Gegen Ende der Wanderung liefen einige von uns entlang der Küste zurück zu unserem Landeplatz, während die Wellen an dem Strand brandeten. Als alle an der Anlegestelle ankamen, war es an der Zeit, einen Sprung ins kalte Wasser zu wagen. Viele von uns waren mutig genug, um ein kurzes Bad im arktischen Wasser des Fleming Fjords zu nehmen. Danach wurden wir schnell zurückgebracht, um uns auf Plancius wieder aufzuwärmen und eine schöne Dusche zu nehmen, gefolgt von einem ordentlichen Mittagessen.

Nach der Anlandung mussten wir in Richtung Scoresby Sund aufbrechen. Wir hatten eine lange Strecke von 190 Seemeilen zurückzulegen, um unser nächstes Ziel am Morgen zu erreichen. Nachdem wir uns ausgeruht hatten, lud John uns alle ein, seinem Vortrag über die Entdeckung des Nordpols zuzuhören. In diesem Vortrag informierte er uns darüber, wie sich die Menschen den Nordpol vorgestellt hatten, da noch nie jemand dort gewesen war. Danach sprach er über wichtige Expeditionen, die versuchten, neue Wasserwege in der Arktis zu finden oder den Nordpol zu erreichen. Diese Geschichten, die er vortrug, waren voller Tragödien, Heldentaten, aber enthielten auch Geschichten von Unvorbereitetheit und Leichtsinn der Menschen, die an diesen Expeditionen teilnahmen. Nach einer Stunde des Erzählens von John, der uns diese Expeditionen und Menschen näher brachte, hatten alle Zeit, den schönen Nachmittag draußen oder in der Lounge zu genießen.

Um 18:30 Uhr lud uns das Expeditionsteam in die Lounge ein, um den Tag Revue passieren zu lassen. Ali informierte uns zunächst über die Pläne für den nächsten Tag. Danach sprach Lawrence über säulenförmiges Basaltgestein, das wir am nächsten Tag sehen würden. Jess sprach über Flechten und demonstrierte mit Hilfe einiger Freiwilliger und Requisiten, wie sie entstehen. Und schließlich informierte uns Ben über den Grönlandhai, das längste lebende Wirbeltier. Dann war es Zeit für uns, zum Abendessen zu gehen. Nach dem Essen war die Lounge voll mit Leuten, die einen Drink zu sich nahmen und den wunderschönen Sonnenuntergang hinter den Bergen Ostgrönlands genossen, während die Plancius auf ihrem Weg nach Scoresby Sund sanft in den Wellen rollte.  

Tag 10: Vikingebugt und Charcot Havn

Vikingebugt und Charcot Havn
Datum: 27.08.2024
Position: 70°21.9’N / 025°15.9’E
Wetter: Sonnig
Lufttemperatur: +10

Über Nacht war die Plancius nach Süden gerauscht, hatte die verwirrende Woge der offenen See hinter sich gelassen und war in den größten Fjord der Welt, den Scoresby Sund, eingefahren. Ein paar Hartgesottene waren schon früh auf den Beinen und fingen das schöne Licht auf den Eisbergen ein. Diese eisigen Giganten liegen gestrandet auf dem seichten Meeresgrund, während sie nach Osten in den Hall Bredning treiben. Dieses Gebiet wird oft poetisch als der Eisbergfriedhof von Scoresby Sund bezeichnet. Als die Sonne höher stieg, näherten wir uns der imposanten Südwand des Scoresby Sund, Volquaart Boons Kyst, und unserem Ziel für den Vormittag: Vikingebugt. Die dunklen Klippen und Gipfel dieser Küste, die bis zu 1500 Meter über dem Meeresspiegel liegen, bestehen aus einer Reihe von Lavaströmen, die eine geschichtete Landschaft mit einheitlichen und regelmäßigen Formen bilden.

Wir fanden die Vikingebugt vollständig mit einem Pfropf aus Gletschereis verstopft. Offensichtlich war der große Gletscher im hinteren Teil der Bucht, der Brede Gletscher, sehr aktiv gewesen. Das Morgenlicht wurde noch besser, als wir uns an unseren Ankerplatz in einem Seitenarm des Fjords herantasteten, und schon bald hörten wir das vertraute Klirren der auslaufenden Ankerkette.

Die Bedingungen waren perfekt und übertrafen wieder einmal die Erwartungen der Wettervorhersage bei weitem. Kaum eine Wolke am Himmel, kein Windhauch, und mild - ideal für eine Zodiacfahrt. Als wir die Boote bestiegen, schwebten wir auf einem silbernen Spiegel, der mit Eiskristallen übersät war. Wir machten uns zuerst auf den Weg zu den Klippen am Westufer der Bucht, und als wir langsam an der Wand entlang schlichen, entdeckten wir eine Reihe wunderschöner Basaltsäulen. Die Säulen entstehen, wenn die Lava langsam abkühlt, und sie bilden im Allgemeinen regelmäßige sechseckige Formen. Einige der schönsten Strukturen hatten weite, geschwungene Kurven, die entstanden, als die abkühlende Lava durch die nachfolgende vulkanische Aktivität gebogen und gedehnt wurde. Zumindest bemerkten einige Leute die Ähnlichkeit zwischen der Architektur von Kirchen und diesen großen Bögen, die sich über uns erhoben. Wir fuhren weiter in die Bucht hinein und stießen sanft in das sich bewegende Labyrinth aus Gletschereis vor. Gelegentlich hielten wir an, um besonders schöne Eisberge zu sehen und dem Knacken und Knallen der unter Druck stehenden Luftblasen zu lauschen, die sich aus dem langsam schmelzenden Eis lösen. Etwa auf halber Strecke in den Fjord hinein konnten einige Zodiacs einen sehr weit entfernten Eisbären sehen, der im hinteren Teil der Bucht an Land wanderte - der ultimative Pixelbär und nur mit einem guten Fernglas zu erkennen, aber eine schöne Erinnerung daran, dass dieser Teil Grönlands die Heimat einer kleinen Population dieser charismatischen Tiere ist.

Nach einigen herrlichen Stunden schlängelten wir uns langsam zurück in Richtung Plancius und gingen direkt zum Mittagessen. In der Zwischenzeit legte das Schiff wieder in Charcot Havn an, unserem Ziel für den Nachmittag. Hier fanden wir eine schöne Bucht vor, umgeben von üppiger Tundra und mit einigen interessanten Felsen im hinteren Teil der Bucht. Kapitän Levakov brachte das Schiff sehr nahe an die Küste heran und näherte sich in völlig unbekannten Gewässern vorsichtig der Küste.

Das Expeditionsteam machte sich sofort auf den Weg und legte ein Gebiet fest, das wir erkunden konnten. Dazu gehörten grüne Tundra, mehrere große Hügel mit fantastischen Ausblicken auf die Bucht und der elegante Strand und die Lagune, die das östliche Ende von Charcot Havn bilden. Einige von uns beschlossen, Laurence und Ben auf halber Strecke zu treffen, und von unserem Treffpunkt am oberen Ende des Geländes gingen wir alle zu einem herrlichen Aussichtspunkt. Von hier aus hatten wir etwa zwanzig Minuten Zeit, den weiten Blick über die flache Ebene aus Gletschersedimenten, auf die glitzernde Masse des Charcot Gletschers und weit in die Berge und die Eiskappe hinein zu genießen, die das Zentrum von Milne Land bilden, der großen Insel, auf der wir uns befanden.

Nach ein paar schönen Stunden an Land eilten wir alle zurück zum Schiff, um ein besonderes arktisches Abendessen zu genießen. Als wir uns dem Schiff näherten, nahmen wir den verräterischen Geruch von gegrilltem Fleisch wahr und stellten mit Freude fest, dass es heute Abend ein Barbecue geben würde. Nachdem wir wieder an Bord waren und unsere Partykleidung angezogen hatten, schlemmten wir an einem Bankett aus Salaten, gegrilltem Fleisch und einer Fülle von heißen Nachspeisen, die alle mit Glühwein heruntergespült wurden. Das Wetter war prächtig, und einige von uns schafften es sogar, in T-Shirts zu essen. Nach dem Essen wurde direkt getanzt, und als Ingrid einen Hit nach dem anderen spielte, wurde das Tanzen immer energischer und ausgelassener. Gefeiert wurde bis tief in die Nacht. Was für eine Art und Weise, einen weiteren großartigen Tag der arktischen Erkundung abzurunden.

Tag 11: Bjørneøer und Sydkap

Bjørneøer und Sydkap
Datum: 28.08.2024
Position: 71°16.8’N / 025°12.5’E
Wetter: Sonnig
Lufttemperatur: +14

Der Weckruf meldete, dass wir bei den Bjørneøer angekommen waren, aber auch der Nebel war da. Ali teilte uns mit, dass die Bedingungen während des Frühstücks bewertet werden würden und wir auf Durchsagen achten sollten. Um 9 Uhr war klar, dass sich der Nebel nicht auflösen würde, also wurde der Anker gelichtet und die Plancius nahm Kurs auf Sydkap. Auf dem Weg dorthin tauchten wir aus dem Nebel auf und genossen die Fahrt durch die Berge und Eisberge. Laurence hielt einen Vortrag über Klimawandel und Gletschergefahren.

Nach einem weiteren herzhaften und schmackhaften Mittagessen fuhren wir mit dem kurzen Zodiac-Shuttle zum Strand. Die Langwanderer gingen zuerst, da dies die längste Wanderung der gesamten Expedition sein sollte. Sie waren fünfeinhalb Stunden lang unterwegs und kletterten zu einem hoch gelegenen Punkt auf dem Kamm gegenüber der Tundra. Unterwegs trafen sie auf mehrere Polarhasen und Moschusochsen.

Der Rest von uns folgte bald und teilte sich in die üblichen mittleren und gemütliche Gruppen auf. Wir alle durchquerten die Tundra in Richtung des höher gelegenen Geländes. Es war ein bisschen sumpfig, aber nicht allzu schlimm. Das größere Problem war die Weichheit des Bodens. Es war, als würde man auf drei übereinandergelegten Federmatratzen laufen. Jeder Schritt war eine Anstrengung. Trotzdem gingen wir weiter und suchten alle nach einer Gruppe Moschusochsen, die wir vom Schiff aus gesehen hatten. Es war lustig und interessant, das Expeditionsteam bei der Arbeit zu beobachten.

Die Funkverbindung zwischen den Gruppen ermöglichte es, uns zu den besten Beobachtungsmöglichkeiten zu führen. Das war nicht immer ganz erfolgreich, aber die meisten von uns bekamen einen schönen Moschusochsen zu sehen. Auch Polarhasen wurden von einigen Gruppen gesehen.

Wir alle genossen die herrliche Aussicht auf die unzähligen Eisberge, die die Buchten in allen Richtungen füllten. Sie hatten alle Formen und Größen und waren sowohl in Küstennähe als auch in der Ferne zu sehen. Das spiegelglatte Meer und die strahlende Sonne lenkten unsere Aufmerksamkeit von jeder kleinen Anhöhe ab, die wir erklommen.

In der Landschaft fanden sich zahlreiche Überreste von Moschusochsen, darunter Schädel, Hufe, Haut und Wolle. Dies ist ein aktives Jagdgebiet für die Bewohner von Ittoqqortoormiit, die das Fleisch und die Haut der Moschusochsen nutzen.

Am Sydkap hatten wir eine weitere Gelegenheit, die enorme Größe und Ausdehnung der Landschaft zu erleben. Es dauerte immer länger als erwartet, bis wir ein Ziel erreichten. Die Mulden, Täler und Bergrücken zogen sich in die Ferne und der Rand der Eiskappe war in der Ferne kaum sichtbar. Unsere normale Wahrnehmung hatte noch keine Gelegenheit gehabt, sich an die grönländische Realität anzupassen.

Am Ende waren wir froh, dass wir uns am Vormittag ausgeruht hatten, denn so konnten wir diesen langen und energiegeladenen Nachmittag optimal nutzen. Alle Gruppen legten mehr als ihre üblichen Strecken zurück. Wir kehrten an Bord der Plancius zurück und gingen gemeinsam zum Abendessen. Für die meisten folgte ein kurzer Besuch in der Lounge und viele gingem früh ins Bett.  

Tag 12: Ittoqqortoormiit und Nokkedal

Ittoqqortoormiit und Nokkedal
Datum: 29.08.2024
Position: 70°28.6’N / 021°58.2’E
Wetter: Ruhig
Lufttemperatur: +8

Heute Morgen hüllten Nebelschwaden die Hügel und Berge ein. Aus den Nebelbänken tauchte eine Siedlung auf. Wir kamen heute Morgen in Ittoqqortoormiit an: der nördlichsten Siedlung an der ostgrönländischen Küste. Die zahlreichen bunten Häuschen brachen aus den tief hängenden Wolken hervor und badeten in der Morgensonne. Nach dem Frühstück wurden wir zum kleinen Hafen gebracht, von wo wir uns frei im Ort bewegen konnten. Es dauerte nicht lange, bis wir von den kleinsten Bewohnern begrüßt wurden: Husky-Welpen kamen neugierig auf uns zu, um zu schmusen und Aufmerksamkeit zu bekommen. Die kleinen Racker folgten uns auf unserem Spaziergang, als hätten sie neue Freunde fürs Leben gefunden.

Diejenigen von uns, die sich trauten, konnten eine Inuit-Hose aus Bärenfell anprobieren. Die Mutigsten von uns allen durften eine Moschusochsenprobe machen. Später hat es einigen von uns nicht so gut geschmeckt, wie wir dachten, aber Leben ist Lernen!

Da es noch früh war, wimmelte es auf den Straßen von Quads, die Kinder zur Schule brachten. Man konnte Bauarbeiter sehen, die an den bestehenden Strukturen arbeiteten. Die Stadt war lebendig und schien damit beschäftigt zu sein, Dächer zu reparieren und für den kommenden Winter vorzubereiten. Die Einwohner waren freundlich und fröhlich. Wir konnten einen Blick in die Kirche, den Supermarkt und das kleine Touristeninformationszentrum werfen.

Nach zwei bis drei Stunden war es an der Zeit, die Siedlung zu verlassen und in Richtung Hurry Inlet zu fahren. Wenn die Nebelgötter es zuließen, würden wir hier eine letzte Landung machen. Und als wir dachten, unser Glück sei vorbei (wir packten bereits unsere Koffer), war es tatsächlich so: Der Nebel lichtete sich, und die Bucht von Hurry Inlet erstrahlte in einem goldenen Sonnenlicht.

Unsere letzte Landung in Grönland sollte ein Sandstrand sein, gefolgt von einer hügeligen Landschaft. Die Langwanderer gingen den ganzen Weg ins Hinterland zum Aussichtspunkt auf einen Gletscher. Die Wanderung erwies sich als anspruchsvoll, da die Landschaft mit Mooren und großen Felsbrocken durchsetzt war. Die Landschaft war voller Farben, da die Pflanzen noch bunte Blätter trugen, die auf den bevorstehenden Winter hinwiesen. Wieder einmal erwies sich die mittlere Wandergruppe als eine Gruppe von Bergziegen. Irgendwann war die Gruppe gezwungen, die eigentlichen Langwanderer zu überholen. Um ihre Ehre und ihre Gefühle zu retten, beschloss die mittelgroße Gruppe, sich ein wenig von den langen Wanderern zurückzuhalten und einen weiteren Gipfel zu genießen. Ein weiterer Beweis für die Beständigkeit mittlerer Exzellenz.

Die gemächliche Gruppe wurde derweil in eine von Johns bekannten Fallen gelockt: Der gerissene Guide stapfte leichtfüßig über einen Treibsandstrand und zog seine Anhänger knietief in diesen hinein. Wahrscheinlich sehr zu seinem Vergnügen. Es wurde zu einem ziemlichen Abenteuer und einige mussten an der Gangway abgespritzt werden. Als wir alle wieder an Land waren (einschließlich der fadenscheinigen langen Wanderer), konnten wir das lang ersehnte Abendessen genießen und dabei zusehen, wie die grönländische Küste im Nebel verschwand.  

Tag 13: Seetag, Fahrt nach Island

Seetag, Fahrt nach Island
Datum: 30.08.2024
Position: 67°57.6’N / 019°55.5’E
Wetter: Bewölkt und Nebel
Lufttemperatur: +6

Heute genossen viele von uns nach den vielen frühen Aufbrüchen das Bett und konnten ihre schmerzenden Muskeln nach all den Wanderungen ausruhen. Heute war ein Seetag, an dem wir nach Akureyri segelten, und es war ein holpriger Tag. In der Nacht schlugen die Wellen sehr hoch und wir mussten alle unsere Sachen sichern.

Nach dem Frühstück eröffnete Ursula das Vortragsprogramm des Tages mit einem Vortrag über Buckelwale, eine Art, die wir hofften, vor Island zu sehen, da es ein echter Hotspot für sie ist. Sie erzählte uns, wie es dazu kam, dass sie von Walen und Umweltschutz besessen ist, und sie zeigte uns auch eine ihrer größten Nähkreationen, ein riesiges einjähriges Buckelwal Jungtier, das mit Hilfe von Jess, John, Paolo und Doktor Elmer durch den Aufenthaltsraum schwamm. Während des Vortrags zog der Nebel am Horizont auf und draußen war es grau, kalt und wenig einladend. Nur gelegentlich flog ein Eissturmvogel vorbei, der den Wind nutzte, um dynamisch an den Wellenrändern entlang zu gleiten. Wir waren ganz froh, drinnen zu sein, gemütlich und warm bei Kaffee und heißer Schokolade, während wir etwas über Wale erfuhren.

Ali hielt als nächstes in der Lounge ihren Vortrag mit dem Titel „Ice Maidens - Women in the Arctic“, in dem es um die Frauen und ihr Leben in den Inuit-Gemeinschaften sowie um Entdeckerinnen in der Arktis ging. Zur gleichen Zeit hielt Ben im Speisesaal einen Vortrag für die deutschsprachigen Passagiere über Louise Arner Boyd, eine wohlhabende Amerikanerin, die sich vom Polarfieber anstecken ließ und ihr Vermögen mit der Erforschung der Arktis verbrachte, wobei sie all die Fjorde besuchte, die wir auf dieser Reise gesehen haben.

Dann nutzten wir die chance auf unser letztes Mittagsbuffet im Restaurant.

Nach dem Essen unterhielt uns John in der Lounge mit seinem Vortrag über nordische Mythologie. Einige von uns verbrachten dann den Rest des Nachmittags damit, für unsere morgige Abreise zu packen, andere entspannten sich und verbrachten die Zeit lesend und plaudernd in der Lounge. Am Abend wurden wir zu einer besonderen Abschlussveranstaltung in der Lounge eingeladen, dem Captains Abschied, wo wir Prosecco tranken und auf das Ende einer wunderschönen Reise anstießen. Bei einer von Paolo zusammengestellten Slideshow mit Fotos und Videos von der Reise hatten wir die Gelegenheit, alle Erinnerungen an unsere Reise noch einmal aufleben zu lassen. Anschließend gingen wir zu unserem letzten Abendessen im Restaurant und verbrachten den Abend mit neuen Freunden in der Bar.

Tag 14: Ausschiffung in Akureyri

Ausschiffung in Akureyri
Datum: 31.08.2024
Position: 65°40.6’N / 018°05.6’E
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +11

Wir kamen in Akureyri in Island an, dem dritten und letzten Land unserer Reise, und es war an der Zeit, uns zu verabschieden. Wir frühstückten ein letztes Mal an Bord der Plancius, packten unsere letzten Sachen zusammen und machten uns auf den Weg zur Gangway. Wir verabschiedeten uns von dem gesamten Team an Bord und von den neuen Freunden, die wir gewonnen hatten. Einige von uns machten sich auf den Weg, um die Schönheiten Islands zu erkunden, während andere direkt nach Hause flogen. Als wir das Schiff verließen, warfen wir einen letzten Blick auf die Plancius, unser schwimmendes Zuhause.

Wir danken Ihnen allen, dass Sie uns auf dieser Reise nach Nordostgrönland begleitet haben. Wir hoffen, Sie in der Zukunft wiederzusehen, wo auch immer das sein mag!

Gesegelte Gesamtstrecke: 1992,1 Seemeilen

Am weitesten nördlich: 79°47.6’N / 011°11.1’E

Im Namen von Oceanwide Expeditions, Kapitän Evgeny Levakov, Expeditionsleiterin Ali Liddle, Hotelmanagerin Ingrid Van De Loo und der gesamten Besatzung und dem Personal der M/V Plancius: Es war ein Vergnügen, mit Ihnen zu reisen!

Details

Tripcode: PLA11-24
Daten: 18 Aug - 31 Aug, 2024
Dauer: 13 Nächte
Schiff: MS Plancius
Einschiffung: Longyearbyen
Ausschiffung: Akureyri

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