Das planetarische Problem der Kunststoffe
In Robert Frosts berühmtem prophetischen Gedicht Feuer und Eis spekuliert der Dichter aus Neuengland darüber, wie die Welt untergehen wird. Wird es durch Feuer oder durch Eis geschehen?
Offensichtlich war Frost noch nie durch den Gang eines modernen Supermarktes mit abgefülltem Wasser gegangen.
Heutzutage stellen Kunststoffe eine wesentlich größere Gefahr für das Wohlergehen des Planeten dar als Feuer oder Eis - insbesondere Eis. Das liegt daran, dass Kunststoffe derzeit eine der größten Bedrohungen für die Ozeane darstellen, und gesunde Ozeane sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine gesunde Erde.
Hier sind einige unbestrittene Zahlen: Die Ozeane liefern 97 % des weltweiten Wasservorrats, erzeugen über 50 % des Sauerstoffs, absorbieren 50 Mal mehr Kohlendioxid als die Atmosphäre, regulieren das Klima, indem sie die Wärme vom Äquator zu den Polen transportieren, und bedecken 71 % der Erdoberfläche.
Mit anderen Worten: Wenn die Ozeane in exponentiellem Tempo durch eine synthetische, nicht abbaubare, die Tierwelt vernichtende Substanz erstickt werden, wird es nicht lange dauern, bis wir die Folgen auch auf dem Festland zu spüren bekommen.
Genau dieses Schicksal versucht die Kampagne für saubere Meere zu vermeiden.
Clean Seas wurde vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) mit dem Ziel ins Leben gerufen, Regierungen, Privatunternehmen und die Öffentlichkeit in den Kampf gegen die Verschmutzung der Meere durch Plastik einzubeziehen, und ist seit seiner Gründung Anfang 2017 schnell gewachsen.
Einer der jüngsten Neuzugänge auf der immer länger werdenden Liste der Teilnehmer ist die Association of Arctic Expedition Cruise Operators (AECO), die den Kampf in den Sektor der Polarkreuzfahrten trägt.
Die Entstehung und Philosophie der Clean Seas Kampagne
Falls Ihnen die Einleitung zu diesem Blog noch nicht genug Angst gemacht hat, hier ein paar einfache, zitierte und wirklich erschreckende Zahlen:
Jedes Jahr werden acht Millionen Tonnen Plastik in die Ozeane der Erde gekippt. [ 2] Von diesem Plastikmüll sind 236 000 Tonnen Mikroplastik (zerkleinerte Teile, die kleiner sind als Ihr Fingernagel). [ 3] Dieses Mikroplastik ist besonders schädlich für Meerestiere, die es oft nicht von Nahrung unterscheiden können und es verschlucken, dann nicht verdauen können und schließlich daran verhungern. [4]
Da die meisten Kunststoffe Hunderte oder Tausende von Jahren brauchen, um sich zu zersetzen, und oft nur in kleineres Mikroplastik zerfallen, löst sich das Problem nicht von selbst.
Und dieses Problem wäre schon schlimm genug, wenn es sich nur auf die Ozeane beschränken würde, aber das tut es nicht.
Daher werden Programme wie Clean Seas benötigt, die sich auf die vielleicht umweltschädlichste Substanz unserer Zeit konzentrieren, neben fossilen Brennstoffen und Fluorchlorkohlenwasserstoffen.
Zu den Meilensteinen von Clean Seas gehören das Verbot von Plastiktüten in Kenia und Chile, ein Verbot von Mikroperlen in Kosmetika und Körperpflegeprodukten in Neuseeland, ein Verbot von Plastikstrohhalmen in Vanuatu, die geplante Abschaffung von Einwegplastik in Indien bis 2022 und die Zusage von Volvo, bis 2025 25 % seiner Neufahrzeuge aus recyceltem Kunststoff herzustellen.
Die öffentliche Unterstützung für Clean Seas ist ähnlich ermutigend: allein im ersten Jahr haben sich 43 Länder angeschlossen. Das jüngste Land ist Australien, das sich verpflichtet hat, bis 2025 70 % seiner Kunststoffverpackungen zu recyceln oder zu kompostieren.
Mit dem Beitritt von AECO zur Clean Seas-Kampagne ist die Vermeidung von Plastikverschmutzung nun auch in der Arktis-Expeditionskreuzfahrtbranche angekommen.
Die Beiträge von AECO zu Clean Seas
AECO unternimmt zahlreiche Anstrengungen, um die Clean Seas-Bewegung zu unterstützen.
Einwegplastik wird besonders ins Visier genommen, da es an Bord von Kreuzfahrtschiffen so häufig verwendet und entsorgt wird. AECO verstärkt außerdem seine von Passagieren unterstützten Strandsäuberungen und klärt über Möglichkeiten auf, die Verschmutzung der Meere durch Plastik zu verhindern.
Als Ergebnis dieser Initiativen sind auf den Oceanwide-Schiffen bereits Änderungen im Gange.
So werden Seifenspender und Wasserbecher aus Plastik an Bord unserer Schiffe zugunsten von wiederverwendbaren Wasserflaschen abgeschafft. Die Passagiere können diese Flaschen an Wasserkühlern in den Gängen nachfüllen.
AECO trägt auch zu Clean Seas bei, indem es die freiwilligen Strandsäuberungen durch die Passagiere vorantreibt, die bereits recht erfolgreich waren: Dank AECOs "Clean up Svalbard"-Bemühungen werden jeden Sommer rund 20 Tonnen Abfall von den Stränden Spitzbergens entfernt.
Tatsächlich entfernt jedes Kreuzfahrtschiff zwischen drei und vier Tonnen Müll pro Saison. Während der Arktis-Saison 2017-18 wurden 128 Strandsäuberungen organisiert, bei denen mehr als 40 Tonnen Müll beseitigt wurden.
Solche Säuberungsaktionen befinden sich in guter Gesellschaft mit groß angelegten Bemühungen wie denen von Ocean Cleanup, das sich die beeindruckende und herkulische Aufgabe gestellt hat, innerhalb der nächsten fünf Jahre die Hälfte des Great Pacific Garbage Patch von der Größe Alaskas zu entfernen.
Neben der Verringerung des Kunststoffverbrauchs an Bord von Kreuzfahrtschiffen und der Beseitigung des bereits vorhandenen Mülls bemüht sich AECO im Rahmen seines Engagements für saubere Meere auch um die Aufklärung der Menschen.
AECO sammelt, systematisiert und verbreitet derzeit bewährte Praktiken für den Kunststoffverbrauch an Bord der Mitgliedsschiffe. Sie nimmt auch an einschlägigen Präsentationen und Konferenzen teil, um zu zeigen, wie der private Sektor zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung der Meere beitragen kann.
Die Zukunft der Clean Seas Kampagne
Während Clean Seas durch die Beiträge seiner Mitglieder weiter an Schwung gewinnt, finden wichtige technologische Innovationen statt, die die derzeitige Abfallentsorgung beschleunigen und praktikable, langfristige Alternativen zu Plastik bieten können.
Das bereits erwähnte Ocean Cleanup-Team arbeitet beispielsweise hart an der Feinabstimmung einer riesigen Meeresreinigungsmaschine, die Wellen, Strömungen und Winde für ihren Betrieb nutzt.
Dieses 600 Meter lange, U-förmige Gerät mit dem Spitznamen Wilson schwimmt jetzt weit draußen auf dem Pazifik und sammelt automatisch schwimmendes Plastik ein, das später zu Recyclingzentren gebracht wird.
Da sich Wilson noch in der Beta-Phase befindet, gab es natürlich einige Probleme, aber das Ocean Cleanup-Team plant, das Gerät bald mit voller Kapazität laufen zu lassen.
Außerdem gibt es immer mehr Bestrebungen, mehr biologisch abbaubare Alternativen zu Plastik zu schaffen.
Vor allem dieses Ziel war Gegenstand eines mit einer Million Dollar dotierten Stipendiums der Ellen MacArthur Foundation, der so genannten Circular Materials Challenge, bei der Entwürfe gesucht wurden, die Plastikverpackungen für Snacks, Soßen und Kaffee ersetzen könnten.
Die Gewinner dieses Entwurfs, ein Team der Universität Pittsburgh, schufen mit Hilfe der Nanotechnologie ein robustes und recycelbares Material, das aus Schichten von Polyethylen besteht.
Andere Kunststoffalternativen geben ebenfalls Grund zum Optimismus: Eines davon ist ein Material aus Maisstärke, Speiseöl und Zucker, das für Fische unbedenklich ist und eine Lebensdauer von 15 Jahren hat; ein anderes ist ein Polyesterverbundstoff, der sich im Wasser zersetzt, und ein drittes ist ein schaumstoffersetzendes Verpackungsmaterial, das aus Bambus, Weizenstroh und sogar Pilzen besteht.
Doch trotz dieser positiven Entwicklungen zwingen die niedrigen Kosten und die Bequemlichkeit von Plastik den Großteil der Menschheit dazu, dieses allgegenwärtige Material weiterhin in weitaus unhaltbaren Mengen herzustellen und zu verwenden.
Schließlich ist es gerade die Nützlichkeit von Plastik, die zu unserer derzeitigen misslichen Lage geführt hat.
Aus diesem Grund ist die Arbeit von Clean Seas noch lange nicht beendet. Ein kontinuierliches Wachstum der Kampagne ist notwendig, um sicherzustellen, dass wir die Meere (und uns selbst) nicht in unserer eigenen unkontrollierten Schöpfung ersticken.
Denn wenn wir weiterhin so viel Plastik verwenden und wegwerfen wie bisher, wird Robert Frost sein apokalyptisches Gedicht um eine dritte weltvernichtende Zutat erweitern müssen.