PLA11-17, logbuch, Spitzbergen Umrundung

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Einschiffung in Longyearbyen, Isfjord

Einschiffung in Longyearbyen, Isfjord
Datum: 24.07.2017
Position: 78°55.1’ N / 015°35.6’ O
Wind: WNW4
Wetter: heiter bis wolkig
Lufttemperatur: +9

Wir waren in Longyearbyen angekommen, der nördlichsten Siedlung der Welt und gingen nach einem kleinen Ausflug in die Stadt an Bord der Plancius. Dort konnten wir gleich unsere Kabinen beziehen, unser Zuhause für die nächsten zehn Tage. Expeditionsleiter Philipp Schaudy hieß uns in einem ersten Treffen an Bord willkommen und wir lernten sein Expeditionsteam kennen. Unser Kapitän gesellte sich auch dazu, und informierte uns über seine Mannschaft und stieß dann mit uns auf eine gute Reise rund um Spitzbergen an. Nach einer Pause, in der wir das Ablegen verfolgen konnten, ging es weiter mit dem Sicherheitsbriefing. Wir absolvierten die Sicherheitsübung, alle in unseren leuchtend orangefarbenen Schwimmwesten. Nach dem Ausflug nach draussen ging es zum Abendessen. Ein wichtiger Termin wartete noch auf uns: die Ausgabe der Gummistiefel, die uns die nächsten zehn Tage trocken durch die Tundra bringen sollten. An diesem ruhigen ersten Abend fuhren wir dann aus dem Isfjord hinaus, Kurs: Nord.

Tag 2: Kongsfjord: Ny London (Blomstrandhalvøya), Ny Ålesund, Kronebreen Gletscher Cruise

Kongsfjord: Ny London (Blomstrandhalvøya), Ny Ålesund, Kronebreen Gletscher Cruise
Datum: 25.07.2017
Position: 78°57,3 N / 012°03,0 O
Wind: N3
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +6

Nach einem ausgiebigen Frühstück erklärten uns Katja und Phillip die richtigen Verhaltensweisen bei Landungen im Eisbärgebiet, zusammen mit den AECO Richtlinien und den Verhaltensweisen bei Zodiac-Landungen. So gut vorbereitet, ging es dann kurz darauf auch schon nach draußen für die erste Zodiac-Landung. Wir landeten auf der geschichtsträchtigen Blomstrandhalvøya an. Einer Halbinsel, die eigentlich eine Insel ist, aber früher von einem Gletscher bedeckt war und daher für eine Halbinsel gehalten wurde. Bekannt ist die Insel vor allem durch die ehemalige Siedlung Ny-London, die hier einst errichtet wurde. Errichtet von dem Engländer Mansfield, welcher ein sehr überzeugender Geschäftsmann, aber nicht ganz so guter Geologe war. Er schaffte es genügend Investoren für seinen Marmorabbau auf Blomstrandhalvøya zu gewinnen, um Ny-London errichten und die erste Schiffsladung Marmor abbauen zu können. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass der Marmor für den kommerziellen Einsatz viel zu brüchig war und das Projekt Ny-London war gescheitert. Doch noch immer zeugen zahlreiche Hinterlassenschaften von der Hochzeit des Bergbaus. Diese konnten wir bei unseren Wanderungen ausgiebig bestaunen. Einige von uns hatten auch das Glück Rentiere, Schneehühner und Falkenraubmöwen zu sehen. Am Nachmittag ging es dann mit einer Landung in Ny-Ålesund weiter. Unsere Zodiacfahrer brachten uns an Land und wir zogen auf eigene Faust los und erkundeten das Dorf. Viele von uns nutzten diese Gelegenheit auch noch, um ein paar Postkarten zu kaufen und ein paar ganz besondere Souvenire zu ergattern. Nach dem Rundgang durch die internationale Forschungssiedlung ging es noch auf einen kurzen Spaziergang aus dem Ort heraus zum Zeppelinmasten. Dort erzählte uns Anke ausgiebig und lebhaft die Geschichte von Roald Amundsen und Umberto Nobile. Eine Geschichte von großen Heldentaten, Wagemut, Entdeckerlust, Schwindlern und italienischen Kapitänen. Beim abendlichen Recap erzählte uns Ben davon, wie es ist in Ny-Ålesund eine Zeit lang zu leben und die meisten von uns beschlossen, dass es auf unserem Schiff doch recht angenehm sei. Als besonderes Highlight des Abends fuhren wir auch noch an die Kante des Kronebreen Gletschers heran. Ein mächtiger Gletscher der als Abfluss der zentralen Eiskappen dient und direkt ins Meer kalbt. Ein Prozess von dem auch die zahlreichen umherschwimmenden Eisberge zeugten. Voller neuer Eindrücke ließen wir den Abend in der Lounge ausklingen, während unser Schiff weiter gen Norden fuhr.

Tag 3: Magdalenefjord und im Smeerenburgfjord: Eisbären bei Danskøya, Walrosse bei Smeerenburg

Magdalenefjord und im Smeerenburgfjord: Eisbären bei Danskøya, Walrosse bei Smeerenburg
Datum: 26.07.2017
Position: 79°33,5 N / 011°03,3 O
Wind: NE4-5
Wetter: heiter bis bewölkt
Lufttemperatur: +10

Heute Morgen wachten wir im Nordwesten von Spitzbergen auf. Während des Frühstücks lichtete sich der Nebel und die Plancius fuhr in den sonnigen Magdalenefjord. Dieser acht Kilometer lange Fjord ist umgeben von alpin anmutenden Bergen und Gletschern. Wir landeten bei Gravneset (= Grabhalbinsel), so benannt auf Grund der fast 130 Walfängergräber. Niederländische Walfänger hatten hier im 17. Jahrhundert ihre Landstation. Fundamente von zwei Tranöfen und die vielen Gräber zeugen noch heute davon. Für unsere Wanderungen teilten wir uns wieder in Gruppen. Die schnelle Gruppe hatte das Ziel dem Gullybreen Gletscher so nahe wie möglich zu kommen. Der Weg zum Gletscher führte über sehr steiniges Terrain, das viel Trittsicherheit erforderte. Die mittlere Gruppe, unterteilt in schnell und langsam, machte sich ebenfalls durch die Moränenlandschaft auf den Weg Richtung Gletscher, während die Spaziergänger vorwiegend die Küste erkundeten. Von Küstenseeschwalben, die ihre Brut verteidigten, wurden fast alle Gruppen attackiert. Eine Gruppe konnte einen Seehund im Wasser beobachten, eine andere sah den dunklen Morph der Schmarotzerraubmöwe. Von den vielen glänzenden Eisstücken am Strand waren aber alle hingerissen und unzählige Fotos wurden geschossen. Es war jedoch auch schön auf den Steinen in der Sonne zu sitzen und in der Stille den Geräuschen der Arktis zu lauschen. Auf dem Rückweg vereinigten sich alle Gruppen und ein langer bunter Bandwurm aus Goretex-Jacken zog sich zurück zur Landestelle. Während des Mittagessens fuhr die Plancius weiter nach Norden. Durch den Sørgattet, eine Meerenge zwischen Spitzbergen und Danskøya (Dänen Insel), ging es hinein in den Smeerenburgfjord. Auf einmal ertönte die Durchsage: Wir haben einen Bären gesichtet. Schnell wurden 10 Zodiacs zu Wasser gelassen und zusammen machten wir uns auf den Weg zum Bären. Als dieser die kleine Armada von Booten auf sich zukommen sah, stiegt er prompt ins Wasser. Zum Glück aber war er nur auf dem Weg zum Mittagessen. Der stinkende Kadaver eines Zwergwals zog ihn magisch an. Mehrmals ließen wir uns mit den Zodiacs an ihm vorbeitreiben und beobachteten ihn beim Fressen. Gerade als wir aufbrechen wollten, wurde ein zweiter Bär entdeckt. Schwimmend steuerte auch er auf den Walkadaver zu. Nach einem kurzen verbalen Kräftemessen verzog sich der erste Bär eilig. Vielleicht war der zweite Bär aber auch einfach nur hungriger. Auf alle Fälle war er deutlich schlechter genährt und besaß keine Fettpolster. Auch ihn beobachteten wir von den Zodiacs. Mit seiner Pranke zerrte er immer wieder an der Haut des Wals, wohl um neue Fettschichten freizulegen. Nach einiger Zeit fuhren wir mit dem Wind und den Wellen nach Smeerenburg (= Fettstadt) auf der Amsterdamøya. Im 17. Jahrhundert war hier eine wichtige holländische Wahlfangstation, wo bis zu 200 Männer lebten und arbeiteten. Heute allerdings waren wir hauptsächlich an den Walrossen interessiert, die faul am Strand lagen und Sandklaffmuscheln verdauten. Allerdings gingen wir nicht an Land, da zuvor vom Schiff aus ein Bär gesichtet worden war. Handelte es sich dabei um unseren Schwimmbär oder lag ein weiterer versteckt in einer Mulde? Wir gingen auf Nummer sicher und schauten uns die Walrosse von den Zodiacs aus an. Der Wind trug uns auch so den intensiven Walrossgeruch zu. Schön war es als einige Tiere im Wasser um die Boote herum auftauchten. Laut prustend kamen sie an die Oberfläche und fast schien es, als würden sie uns beobachten. Nach fast drei Stunden in den Zodiacs war es an der Zeit zum Schiff zurückzukehren. Bei der Nachbesprechung des Tages gab es viel zu erzählen: Miriam sprach über die Küstenseeschwalbe, Katja über die Walrosse und Michael erklärte uns den Body Mass Index der Eisbären. Und während draußen der Nebel die Welt verschluckte rekapitulierten wir beim Abendessen die aufregenden Erlebnisse des Tages.

Tag 4: Im Packeis

Im Packeis
Datum: 27.07.2017
Position: 80°32,2 N / 017°59,2 O
Wind: SSE2
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +6

Der Morgen begann wie gewohnt mit Philipps zaghaftem Weckruf und der Information, dass wir das Packeis erreicht hatten. Wir konnten schon das Eis an der Außenhaut des Schiffes kratzen und krachen hören. Der Himmel begrüßte uns zwar mit Wolken, aber das verlieh dem Eis eine ganz mystische Stimmung. Es war schwer, sich bei diesem Anblick zu einem Frühstück hinreißen zu lassen, aber ohne Stärkung für den Tag geht es natürlich auch nicht. In der Zwischenzeit steuerte unser Kapitän die Plancius gekonnt durch das Eis, während einige Robben neugierig ihre Köpfe aus dem Wasser hoben und Dreizehenmöwen den Polardorschen nachjagten, die durch das Eisbrechen der Plancius hochgewirbelt wurden. Die Plancius drehte und drehte sich um die riesigen Eisschollen, die bis zum Horizont zu sehen waren. Es wurde deutlich das man hier einen Kapitän wie unseren Evgeny Levakov braucht, mit 20 Jahren Erfahrung in arktischen Gewässern. Auf der Brücke war die Atmosphäre gemütlich aber doch auch gespannt, da das Guideteam versuchte einen Eisbären zu finden. Regen und leichter Schnee machten das Suchen nicht leichter. Man kann gut annehmen, dass die Bären bei solch einem Wetter auch eher hinter einem Eisrücken schliefen, und daher schwierig zu entdecken waren. Nach einem leckeren Mittagessen erklärte uns Michael in der Lounge in einem Vortrag alles über die Eisbären, schöne Bilder und lustige Informationen bekamen wir von ihm. Mittlerweile versuchten die anderen Guides noch immer einen kuscheligen Bären mit den Ferngläsern in der Umgebung zu finden. Weiter am Nachmittag meinte unser Expeditionsleiter Philipp es wäre Zeit für ein bisschen frische Luft und lud uns zu einem Zodiac Cruise ins Packeis ein! Bald sassen wir alle in den kleinen Gummibooten und fuhren gemeinsam ins Eis hinein. Vom Zodiac aus war es ein total anderer Ausblick auf die Eisschollen, als von der hohen Plancius. Unglaublich schön! Nach etwa einer Stunde kehrten wir wieder zurück zur Plancius, warme Getränke und Abendessen erwarteten uns. Die Plancius machte Kurs Richtung Hinlopenstrasse und wir verliessen langsam das unendliche Packeis. Aber dann, fast an der Eisgrenze, sahen wir auf dem Meereis den König der Arktis laufen, einen Eisbär. Der Bär sah uns natürlich direkt, aber lief in einem ruhigen Tempo vor dem Schiff weiter. Der Bär suchte einen etwas höhren Platz auf einem Eisrücken und rollte sich hin und her im Schnee, um sich abzutrocknen. Es war lustig das grösste Landtier der Welt zu beobachten, bei etwas das aussah wie Spielerei. Nach einer Weile lief der schöne Robbenfresser weiter und wir folgten dem Weg Richtung Nordaustland!

Tag 5: Nordaustland: Palanderbukta und Oxfordhalvøya im Wahlenbergfjord

Nordaustland: Palanderbukta und Oxfordhalvøya im Wahlenbergfjord
Datum: 28.07.2017
Position: 79°38,3 N / 020°31,1 O
Wind: NE3
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +3

Nach unseren Erlebnissen im Packeis erwartete uns der nächste Morgen in der Mitte der Hinlopenstrasse, die Wasserstrasse zwischen der Hauptinsel Spitzbergens und Nordaustlandet. Das Wetter zeigte sich von seiner extremen arktischen Seite: Schneeböen wurden von eisigen Winden angetrieben und die nassen Flocken tanzten wild in der Luft. Beim Frühstück schaute mancher aus den Fenstern um zumindest ein bisschen von der zweitgrössten Insel des Archipels erhaschen zu können. Während wir uns immer weiter der designierten Landestelle in der Palanderbukta auf Nordaustlandet näherten, klärte der Himmel langsam auf, der Schnee stoppte und der Wind gab ein wenig nach. Das lockte uns alle Land, um die von Philipp angepriesene Leere der Polarwüste zu erkunden. In unsere üblichen Gruppen aufgeteilt, machten wir uns in verschiedenen Richtungen auf den Weg. Die Bergziegengruppe erklomm den Zeipelfjella, um vom 300 m.ü.M liegenden „Gipfel“ die Aussicht zu geniessen. Durch die Gletscher, die einst Nordauslandet komplett bedeckt hatten, waren die Gipfel der Berge abrasiert und zu flachen Plateaus verändert worden. Trotzdem erhielt die Gruppe einen tollen Blick auf die umgebende Landschaft. Die beiden mittleren Gruppen schlugen ihren Weg nach links ein, um auf den Terrassenstränden zuerst nach Pflanzen, Fossilien und Knochen, den Düngern hier in der Wüste, Ausschau zu halten. Auch die Strandgänger gingen in diese Richtung mit demselben Ziel. Die Knochen, die teilweise aus dem Boden ragen, führen in eine Zeit zurück, als der Boden noch von Meeren bedeckt gewesen war, also vor weniger als 10.000 Jahren. Tote Wale sanken damals auf den Meeresgrund, verwesten und die Knochen kamen durch die Landhebung an die Luft. Hier wurden sie langsam von Wind und Wetter aufgelöst und die freiwerdenden Nährstoffe düngen den Boden und lassen kleine Oasen entstehen. Rentierkot überall und Skelettteile eines Eisbären zeugten auch von etwas Tierleben in dieser Einöde. So leer war das grosse Nichts also doch nicht. Mit dieser fast schon philosophischen Erkenntnis kehrten wir an Bord zurück und segelten über Mittag in den hinteren Bereich des grossen Wahlenbergfjords. Dieser Fjord dringt tief in das Herz Nordaustlandes ein und an seinem Ende liegt die Grenze der Vest- und der Austfonna, den beiden grossen Eiskappen hier. Die letztere rühmt sich, die drittgrösste Eiskappe der Welt zu sein. An einer Landzunge namens Oxfordhalvøya landeten wir an und teilten uns in unsere Gruppen ein. Ein ziemlicher Kontrast zum Morgen erwartete uns: statt Steinwüste trafen wir auf eine vegetationsreiche Tundra mit kleinen Tümpeln, Ringelgänsen, Eiderenten und Rentieren in der Umgebung. Doch auch die Steinfreunde unter uns kamen auf ihre Kosten, war doch die Gegend von einem grossen Rücken durchzogen, auf dem wir in unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Distanzen einen herrlichen Blick auf die Umgebung werfen konnten. Um uns herum waren mächtige Gletscherwände zu sehen und trotz der Wolken leuchteten die beiden Eiskappen in der Distanz. In unmittelbarer Nähe zu jeder Gruppe grasten immer wieder Rentiere, einige Schmarotzerraubmöwen zogen ihre Kreise auf der Suche nach Vögeln und Ringelgänse tummelten sich auf dem Wasser der Bucht. Auf dem Boden entdeckten wir Fadensteinbrech, Stengelloses Leimkraut, Polarweiden, Felsenblümchen und weitere kleine Pflanzen. Hier war wirklich für jeden Interessierten etwas dabei. Viel zu schnell verging die Zeit und nach 2.5 Stunden waren wir wieder an Bord. Im Recap lernten wir von Andreas noch vieles über die Gletscher von Spitzbergen während Katja uns die Frostmusterböden vom Vormittag und deren Entstehung näher brachte. Den Tag beendeten wir auf dem Hinterdeck unserer Plancius bei einem arktischen Grillabend, wo wir uns an Fleisch, Salaten, reichhaltigen Desserts, Freibier und Wein gütlich taten. Mit vollen Köpfen und Bäuchen zogen wir uns dann zurück und freuten uns auf den kommenden Tag.

Tag 6: Dickschnabellummen am Alkefjellet, Wanderung bei Faksevågen, Walrosse bei Torellneset

Dickschnabellummen am Alkefjellet, Wanderung bei Faksevågen, Walrosse bei Torellneset
Datum: 29.07.2017
Position: 79°33,0 N / 017°40,3 O
Wind: NE3
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +4

Nach einer wunderbar ruhigen Nacht vor Anker im Wahlenbergfjord fuhren wir heute morgen in die Hinlopenstraße ein, wo uns Sonnenschein und kräftige nördliche Winde begrüßten. Diese Winde waren es auch, die unseren Plan A für den Morgen ein wenig durcheinander wirbelten. Ursprünglich wollten wir mit den Zodiacs ganz nah an die Lummenfelsen des Alkefjellet (Berg der Lummen) heranfahren, um uns die Vögel auf ihren Brutfelsen aus nächster Nähe anzuschauen. Leider waren Wind und damit verbunden die Dünung zu stark, als das wir dies hätten verwirklichen können. Glücklicherweise ist das Meer am Fuß der Felsen recht tief, so dass wir auch direkt von Bord gute Beobachtungsmöglichkeiten hatten. Die exponierten Klippen aus einer mächtigen Basaltintrusion bestehend, waren beeindruckend, ebenso das Geschrei von etwa 60.000 brütenden Dickschnabellummen. Kaum zu glauben, dass dies nur eine „mittlere“ Kolonie auf Spitzbergen ist. Wir konnten die „Pinguine des Nordens“ beim etwas schwerfälligen Start auf dem Wasser oder gekonnten Bauchlandungen beobachten, während über uns hunderte von Vögeln kreisten. Ein unvergleichliches Erlebnis. Durch den Ausfall der vorgesehenen Zodiactour hatten wir etwas Zeit gewonnen, so dass uns Philipp, unser Expeditionsleiter, eine Anlandung im malerischen Lomfjorden bei Faksevågen ermöglichte. Wie gewohnt konnten wir zwischen verschiedenen Gruppen unterschiedlichen Lauftempos wählen und zusammen mit unseren Guides die Landschaft erkunden. Am Strand tauchten plötzlich zwei Walrosse auf, die neugierig zu uns hinüber äugten, bevor sie wieder abtauchten, vermutlich auf der Suche nach leckeren Sandklaffmuscheln. Von den tundrabedeckten Hängen hatten wir einen fantastischen Blick auf die spannenden und abwechslungsreichen Felsformationen des Lomfjordes. Der Rücken eines kleinen Hügels gab die Sicht auf den Gletscher mit einem riesigen vorgelagerten Schmelzwasserdelta frei. Auch die Vegetation war beeindruckend. In der geschützen Lage des Fjordes hatte sich ein regelrechter botanischer Garten entwickelt. Den für arktische Verhältnisse dichten Bewuchs hatten einige Vögel genutzt, um dort gut geschützt ihre Nester zu bauen. So stolperten wir fast über ein Schneehuhnnest und als ein Meerstrandläufer vor unseren Füßen hin und her lief, entdeckten wir, dass auch er sein Gelege nur wenige Schritte von uns entfernt angelegt hatte. Nach 1,5 Stunden Genusswandern kehrten wir zur Plancius zurück, wo uns bereits ein leckeres Mittagessen erwartete. Unser Kapitän nahm direkt Kurs zum nächsten geplanten Highlight des Tages, Torellneset. Dort wollten wir nach Walrossen Ausschau halten. Die Zeit auf dem Weg dorthin verkürzte uns Andreas mit einem Vortrag über die äußerst spannende Geologie Spitzbergens. Der Besuch bei den Walrossen auf Torellneset entwickelte sich zu einem ungeahnten Erlebnis. Zunächst ging die erste Hälfte von uns mit Katja, Miriam, Anke und Andreas auf Wanderschaft über die Strandterrassen, um zu entdecken, dass sich selbst in dieser unwirtlichen Steinchenlandschaft Leben in Form von Blütenpflanzen breit gemacht hatte. Abwurfstangen und Losung zeugten davon, dass Rentiere trotz aller Kargheit auch auf diesem Fleckchen offensichtlich ihr Auskommen finden. In einem großen Bogen näherten wir uns den ruhenden Walrossen an, nachdem die andere Gruppe, die zuerst dorthin gelaufen war, sich zurückgezogen hatte. Da lag ein großer brauner Fleischberg vor uns. Gelegentlich hob sich ein Kopf mit schweren Stoßzähnen, nur um gleich wieder in der braunen Masse zu verschwinden. Einige der Tiere begannen den Rücken auf dem Sandboden zu schubbern, mehr Aktivität war leider nicht zu sehen. Da kam ein Funkspruch von Philipp, der uns an den Strand rief. Es sei fantastisch dort die Walrosse im Wasser zu beobachten. Er hatte recht! Sechs oder sieben der gewaltigen Tiere, alles Bullen, planschten im glasklaren Wasser zu unseren Füßen. Rollten, tauchten, kamen prustend wieder an die Oberfläche, spielten Stoßzahnhakeln und kamen ganz nah an uns heran, um zu sehen, welch ulkige Gestalten sich denn da wohl an ihrem Strand breit gemacht hätten. So nah waren sie uns, dass wir direkt in ihre blutunterlaufenen Augen schauen konnten, dabei schien es nicht immer klar, wer nun eigentlich wen mehr beeindruckte… Dazu kam dann auch noch die Sonne heraus und tauchte die ganze Szenerie in fast goldenes Licht. Es fiel uns schwer wieder an Bord zurückzukehren. Selbst die Aussicht auf ein gutes Abendessen zog nicht wirklich. Irgendwann war dann aber doch das letzte Zodiac wieder zurück und Philipp informierte uns während des Essens über die Pläne des nächsten Tages. Die vielen Aktivitäten und Eindrücke des heutigen Tages hatten keine Zeit mehr gelassen für das sonst obligatorische Recap mit unseren Guides. Hatten wir nun geglaubt, dies wäre der Abschluss des Tages gewesen, dann hatten wir uns gründlich getäuscht. Nach dem Abendessen fuhren wir mit Plancius entlang des phänomenalen Bråsvellbreen, Teil der gigantischen Austfonna-Eiskappe, der drittgrößten Eiskappe der Erde nach der Antarktis und Grönland. Zusammen mit dem Vegafonna bringt sie es auf eine Flächenausdehnung von 8450 km². Die Gletscherkannte hat eine zusammenhängende Länge von 170 km und ist damit die längste Gletscherkante der nördliche Hemisphäre. Aber es waren nicht diese Zahlen die uns begeisterten, sondern der unendliche Eindruck dieses Gletschers im magischen Licht der Mitternachtssonne, umgeben von wunderschönen Eisbergen. Weiß und blau in allen erdenklichen Formenvariationen lagen sie im spiegelblanken dunkelblauen Meer, umkreist von Dreizehenmöwen und Eissturmvögeln. Worte vermögen die Majestätik dieser Eiswelt nicht wiederzugeben. Wir waren wirklich gefangen in der Wunderwelt der Arktis und manch einer konnte sich bis tief in die Nacht nicht von diesem Anblick lösen.

Tag 7: Im Freemannsund: Kapp Waldburg (Barentsøya) und Kapp Lee (Edgeøya)

Im Freemannsund: Kapp Waldburg (Barentsøya) und Kapp Lee (Edgeøya)
Datum: 30.07.2017
Position: 78°15,4N / 021°56,2 O
Wind: S2
Wetter: heiter bis wolkig
Lufttemperatur: +4

Das schöne Wetter des Vorabends hielt uns auch am nächsten Tag die Gesellschaft, die Meerenge des Freemansundes zwischen der Barentsøya und Edgeøya lag friedlich unter dem sonnigen blauen Himmel vor uns. Was der heutige Tag bringen würde, stand jedoch noch offen, denn jetzt befanden wir uns, unserem Expeditionsleiter zufolge, in „bärenverseuchtem“ Gebiet. Beim Anblick der Landschaft – hohe Plateauberge mit steilen Hängen und langen Geröllhalden - sollte man es jetzt zu dieser Jahreszeit kaum vermuten, aber hier, in dieser Gegend, befindet sich jedes Frühjahr die grosse Bärenkinderstube. Auf dieser Seite Spitzbergens herrschen Schnee und Eis bis lange in das Jahr hinein, so dass viele Bärenmütter hier ihre Schneehöhlen graben, in denen sie dann ihre Jungen gebären. Wenn dann das Eis im Frühsommer mit der starken Strömung rasch verschwindet, verpassen viele Bären die Abfahrt und bleiben bis zum nächsten Herbst in der Gegend. Das bedeutete für uns, dass wir bei der Wahl unserer Landaktivitäten besonders vorsichtig sein mussten, und auch durchaus damit zu rechnen hatten, dass die geplanten Landgänge nicht ganz dort stattfinden konnten, wo unser Expeditionsteam sich das eigentlich gewünscht hätte, wenn da dann plötzlich doch ein pelziges Begrüssungskomittee schon auf uns wartete. Demnach standen auf dem Tagesplan also keine Details. Die Zahl der Reservelösungen reichte aber schon ein Stück weit in das Alphabet hinein. Unser erster Landgang verlief jedoch nach Plan A: Besuch bei den Dreizehenmöwen in Kapp Waldburg. Unsere Guides besichtigten das Gelände gründlich, bevor die Landestelle als sicher erklärt wurde, und mit den Zodiacs waren wir schnell an Land. Nur einen kleinen Fussmarsch vom Strand entfernt, eine sanfte Anhöhe hinauf einem Bächlein folgend, näherten wir uns einer steilen Klippenformation, von wo aus uns auch schon ein lebendiger Lärm entgegenschlug. Hier, an den schroffen Felsenklippen, nisteten tausende der weissen Flugkünstler, und je nach Bewegungsdrang gab es für uns jetzt die Möglichkeit, dieses Spektakel von oberhalb oder von mittendrin zu bewundern. Der Pfad am Bächlein führte nämlich mitten zwischen die Felsen, so dass wir hier den Vögeln auf Augenhöhe begegnen konnten. Küken und Erwachsene auf allen Seiten, aus vollem Hals rufend, damit die Eltern nach erfolgreicher Futtersuche den richtigen Nachwuchs im Getümmel wiederfanden. Ein fazinierendes Erlebnis! Wo es Vogelfelsen gibt, sind aber auch die Füchse nicht weit, und diejenigen von uns, die dem Pfad weiter nach oben auf das Plateau über der Kolonie gefolgt waren, bekamen diese auch bald zu Gesicht. Auch hier gab es Nachwuchs zu bewundern. Spielerisch huschten die Kleinen zwischen den Steinblöcken umher, mit gehörigem Abstand zu uns Besuchern. Für unser Mittagessen ging es wieder an Bord, weiter ging die Fahrt durch fast spiegelglatte See, den Freemansund hindurch. Für den Nachmittag war ein Besuch auf der Insel auf der Südseite geplant (Edgeøya), und während wir uns Kapp Lee näherten versammelten sich unsere Guides an Deck und inspizierten die Umgebung durch ihre Ferngläser. Die alte Trapperhütte auf der Landzunge sah in der Nachmittagssonne richtig idyllisch aus. Sogar eine Gruppe Walrosse hatte sich dekorativ an den Strand gelegt, und auf den grünen Hügeln grasten Rentiere. Das Idyll trübte sich allerdings dann bei näherem Augenschein doch: Mittendrin...entdeckte unser Expeditionsleiter einen grossen Bären! Unser Auftauchen hatte ihn wohl aus dem Mittagschlaf geweckt, denn als die meisten von uns an Deck kamen war er hinter ein paar Steinen verschwunden. Leider war das aber keinesfalls weit genug von der geplanten Anlandestelle weg, als dass ein Ausflug hierher vertretbar gewesen wäre. Damit trat also Plan B in Kraft: Kehrtwendung, noch mal kurz in den Freemansund zurück00 und Kurs Richtung Würzburgerhütte bei Sundneset. Kaum das die ersten von uns die Stiefel wieder an den Füssen hatten, kam jedoch erneut eine Durchsage: Wieder ein Bär im Weg! Damit war es jetzt an der Zeit für Plan C. An Land wollten wir gerne, also mussten wir genug Abstand zwischen uns und diesen Bären bringen, und ein paar Minuten später kam auch eine geeignete Anlaufstelle in Sicht. Und was war das grosse Gelbe, das da oben am Hang lag..? Es sollte fast nicht möglich sein. Hatten wir nicht gute 14 Stunden im Packeis angestrengt nach Bären gespäht, bevor das erste Exemplar sich endlich blicken liess? Und hier lagen diese Tiere also fast wie gestreut, vom Boot aus zu weit weg, um sie mit blossem Auge erkennen zu können, aber bei Landgang nah genug, dass sie uns innerhalb kurzer Zeit nach einem neugierigen Spaziergang erreicht hätten. Dieser Bär allerdings zog sich von seinem luftigen Aussichtsplatz zurück als die Ankerkette mit lautem Rasseln ins Wasser gesenkt wurde. Er war auch so weit weg, dass unser Expeditionsteam einen Kurzausflug in die unmittelbare Umgebung für vertretbar hielt. Also zogen wir unsere Stiefel an und befanden uns bald an der Gangway, von wo es jetzt mit den Zodiacs ans Ufer ging. Aufgrund der Umstände gab es diesmal nur zwei Aktivitetsoptionen: Strandwanderung im Dienst des Umweltschutzes unter Leitung von Irene und Tanja oder eine etwas längere Exkursion in zügigem Tempo, verteilt auf zwei Gruppen mit dem übrigen Team. Die Strandwanderer behielten den weggehenden Bären im Auge, bis er sich ins Seitental aus den Blicken entfernte. Und bei Windstille und immernoch warmer Sonne bot sich nun die Gelegenheit die nähere Umgebung etwas auszukundschaften. Je länger man hinsah, desto mehr Leben war zu entdecken. Auf den Balsaltklippen nisteten wieder Dreizehenmöwen, ein paar Rentiere verfolgten uns interessiert, und auch eine Schar Gänse zog vorüber. Am Wasser fanden sich auch Rippenquallen und kleine rote Steinmilben, die es jedoch zwischen den Steinen sehr eilig hatten und sich rasch unseren Blicken entzogen. Die Fossilien waren da doch einfacher zu bewundern, die lagen brav still, wenn man sie in die Hand nahm. Nach gründlichem Auftanken an frischer Luft und warmer Sonne auf dem Gesicht, traten wir wieder den Weg Richtung Anlegestelle an, wo dann auch noch ein kleiner Fuchs vorbei lief. Der hatte aber offensichtlich anderweitige Verpflichtungen, denn er nahm kaum von uns Notiz und setzte seinen Weg ohne Zögern weiter fort. Auch wir lichteten den Anker und nahmen Kurs über Storfjorden in Richtung Hauptinsel. Aussergewöhnlich ruhige See und weiches Abendlicht, so bot die Überfahrt einen harmonischen Ausklang eines eindrucksvollen Tages in der Arktis.

Tag 8: Hornsund: Gåshamna, Brepollen Zodiac Cruise mit Eisbären Familie

Hornsund: Gåshamna, Brepollen Zodiac Cruise mit Eisbären Familie
Datum: 31.07.2017
Position: 76°56,6 N / 015°49,1 O
Wind: W3
Wetter: heiter
Lufttemperatur: +8

Über Nacht waren wir 16 Stunden lang von Edgeøya rund um das Südkapp von Spitzbergen bis nach Hornsund gefahren. Dort erwartete uns zum Frühstück eine atemberaubende Landschaft. Majestätische Bergspitzen und gewaltige Eismassen. Unsere erste Landestelle war Gåshamna. Eine kleine Bucht im Süden vom Fjordeingang. Bekannt ist die Landestelle durch die Überreste der englischen Trankessel aus dem 17. Jahrhundert. Heute ist von der einstigen englischen Walfangsiedlung nicht mehr viel übrig. Nur ein paar rote Ziegel und einige Walknochen zeugen noch von dieser Zeit. Ein besonderes Highlight waren sicherlich die saftigen Farben des grünen Mooses, welches aufgrund der freiwerdenden Mineralien rund um die Walknochen wuchs. Nach etlichen Fotos teilten wir uns in unsere üblichen Gruppen auf und während die Bergziegen bei Kaiserwetter nach oben stiegen, genossen die anderen die Aussicht in den tieferen Gefilden. Manchmal ist weniger eben mehr. Nach dem Mittagessen unternahmen wir eine Schiffsrundfahrt zum Fjordende. Hinein in den Brepollen. Eine Bucht, in die vier große Gletscher münden: Der Mendelejevbreen, der Svalisbreen, der Hornbreen und der Storbreen. Welch ein Anblick. Da ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass wir unser obligatorisches Gruppenfoto vor dieser Kulisse hinter uns brachten. Sonnenschein, Eismassen, imposante Bergspitzen und ein einzigartiges Wolkenschauspiel, Herz was begehrst du mehr? Richtig, einen Eisbären. Und es dauerte auch gar nicht lange, bis wir ihn entdeckten. Oder besser sie: Eine Mutter mit zwei Jungtieren. Nun gab es kein Halten mehr. Im Eiltempo ließen wir die Zodiacs zu Wasser und cruisten in Richtung Bären. Ein wunderbares Schauspiel. Da wir schon da waren, unternahmen wir im Anschluss gleich noch eine Gletschercruise und fuhren mit den Zodiacs entlang der Kante des Hornbreens. Imposante Eismassen türmten sich vor uns auf und manch ein Brocken stürzte tosend und donnernd in die eisigen Tiefen des Meeres. Vorbei ging die wilde Fahrt an tiefblauen Eisbergen, mitten hindurch durch tausende von kleinen Eisbrocken. Es knakste und knisterte und klang schon fast wie ein sommerlicher Regenschauer. Später wollten wir die Anzahl unserer Tiersichtungen noch einmal erhöhen und fuhren hinaus an die westliche Kante des Kontinentalschelfs. Dort wird das Meer deutlich tiefer und die Wahrscheinlichkeit Wale zu sichten steigt. Und tatsächlich: Gegen zehn Uhr Abends, ein erster Blas. Rasch fuhren wir mit dem Boot näher heran und bekamen zunächst einmal eine gänzlich unerwartete Nummer zu sehen: Springende Weissschnauzendelfine. Und kurz danach auch noch ein weiterer sehr seltener Anblick: Ein Seiwal. Immer wieder konnten wir den Blas und die Rückenflosse bestaunen und das Tier kam sehr nah an unser Schiff heran. Was für ein Tag.

Tag 9: Im Bellsund: Krabbentaucher beim Ingeborgfjellet und Midterhuken

Im Bellsund: Krabbentaucher beim Ingeborgfjellet und Midterhuken
Datum: 01.08.2017
Position: 77°44,7 N / 014°27,4 O
Wind: SW3
Wetter: neblig
Lufttemperatur: +6

Am Vormittag waren wir am Ingeborgfjellet im Bellsund. Hier gibt es eine riesengroße Krabbentaucherkolonie, die wollten wir uns mal näher anschauen. Der Krabbentaucher (Alle alle) ist der kleinste der europäischen Lummen und einer der zahlreichsten Brutvögel Spitzbergens. Sage und schreibe über eine Millionen Brutpaare gibt es auf den Inseln von Svalbard. Der Krabbentaucher brütet zwischen losen Steinen und Steinspalten entlang von Bergen und eine dieser Kolonien findet man hier am Ingeborgfjellet. Der größte Teil der Passagiere stieg den Berghang hoch und nahm Platz inmitten der Krabbentaucher. Die kleinen Lummen flogen immer wieder in großen Schwärmen hoch über unsere Köpfe hinweg, was ein wahnsinniges Schauspiel war. Mit etwas Geduld erspähte man dann plötzlich den einen oder anderen Krabbentaucher ganz in seiner Nähe sitzend. Nach den Krabbentauchern bot es sich an zwei kleine Wanderungen zumachen, eine etwas längere bis zum Camp Milla zusammen mit Philipp, Michael und Andreas, einer alten Hütte, die heute für Hüttentouren verwendet wird von den Einwohnern Spitzbergens. Die Gemütlichen wanderten mit Katja und Miriam los. Einige Vogelfreunde zogen es vor mit Ben und Anke zwischen den Krabbentauchern sitzen zubleiben und genossen das Schauspiel der kleinen schwarz-weißen Vögel. Die Gruppen spazierten dann über die saftig-nasse Tundra und entdeckten Rentiere, die sich wirklich kaum von uns stören ließen und einfach genüsslich weiter grasten, so dass wunderbare Fotos geschossen werden konnten. Der Rückweg zur Plancius stellte sich als stürmisches Unternehmen raus, da Wind und Wellen zugenommen hatten, aber unsere Guides fuhren sehr gekonnt die Zodiacs und alle kamen rechtzeitig zum Mittagessen an Bord. Nach dem Mittagsessen ging es an Land bei Midterhuken, ebenfalls im Bellsund. Die grüne nasse Tundra hier ist atemberaubend und der gelbe Moorsteinbrech (Saxifraga hircules) strahlt uns an von vielerlei Plätzen. Hier hatten sich dich Guides mal was Neues ausgedacht: Wir machten einen Perimeter! Auf diesem wunderschönen Fleckchen durften wir uns „frei bewegen“. Die Guides hatten sich in einem großen Umfeld um uns rum aufgestellt und bewachten die Gegend, und wir konnten unsere Füße dorthin bewegen, wo wir Lust zu hatten und stehen bleiben wann wir wollten, um die Landschaft einfach zu genießen oder sie mit der Kamera zu verewigen. Einige mutige Menschen sprangen dann noch ins arktische Wasser für ein „Polar-Bad“, bis es dann nach zwei Stunden Abschied nehmen hieß und wir zurück zur Plancius kehrten und gen Longyearbyen schipperten. Der letzte Abend war dann aber noch sehr vielseitig mit einem Abschiedstrunk mit dem Kapitän und den Guides und einem letzten Festmahl im Restaurant und natürlich der Gummistiefelrückgabe. Nun hieß es Koffer packen!

Tag 10: Ausschiffung in Longyearbyen, Isfjord

Ausschiffung in Longyearbyen, Isfjord
Datum: 02.08.2017
Position: 78°14.2’ N / 015°35.6’ O

Kurz nach dem Frühstück war es Zeit Abschied zu nehmen – von den fantastischen Tagen an Bord, von der Plancius, vom Team, von neu gefundenen Freunden… Die Busse standen schon bereit, und das kleine blaue Expeditionsschiff, das uns in den vergangenen zwei Wochen ans Herz gewachsen ist blieb zurück, während wir zum Flughafen fuhren und unsere Heim- oder Weiterreise antraten. Wir werden diese Reise und ihre vielen unvergesslichen Momente, die – auch für die Vielgereisten unter uns – außergewöhnlichen Erlebnisse und einzigartigen Eindrücke, die uns Spitzbergen geschenkt hat, lange in Erinnerung behalten. Und schon jetzt fühlt es sich so an, als ob uns das Polarvirus endgültig erwischt hat – manch einer hat schon unterwegs die nächste Reise in den hohen Norden oder tiefen Süden geplant. Vielen Dank für die schöne Reise, für Eure Flexibilität und Euren Enthusiasmus. Wir würden uns freuen, Euch zukünftig wieder an Bord begrüßen zu dürfen – wo auch immer das sein mag! Auf unserer Reise zurückgelegte Strecke: Nautische Meilen: 1233 Nördlichster Punkt: 81°11,34 N / 020°05,35 O Im Namen von Oceanwide Expeditions, Kapitän Evgeny, Expeditionsleiter Philipp Schaudy, Hotelmanager Sebastian Duma sowie des gesamten Teams: Wir wünschen Euch eine gute und sichere Heimreise!

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