| Datum: |
16.07.2025 |
| Position: |
78°35.7’N / 019°13.3’E |
| Wind: |
W1 |
| Wetter: |
Teils bewölkt |
| Lufttemperatur: |
+11 |
Heute Morgen fuhren wir durch den Freemansundet in den Storfjord hinein, der „Große Fjord“, der Spitzbergen von den kleineren Inseln Barentsøya und Edgeøya trennt. Im Nordwesten des Fjordes erwartete uns die majestätische Gletscherfront des Negribreen. Dies ist mit seinen 1.180 km2 und der 20km langen Front der größte Gletscher Spitzbergens.
Draußen war es mild und sonnig, als wir nach dem Frühstück in unsere Zodiacs stiegen. Wir begannen die Tour am östlichen Ende des Gletschers und begegneten schon bald den ersten imposanten Eisbergen, die in der Bucht auf Grund gelaufen waren und aus denen die Elemente faszinierende Formationen erschaffen haben.
Dann hörten wir die erste Ansage für Wale! Eine kleine Gruppe Belugas war gesichtet worden. Viele von uns sahen sie am Anfang noch nicht, doch nach etwa 15 Minuten wurden sie erneut gesichtet. Diesmal hatten die meisten Boote Glück und erhielten gute Sicht auf diese schönen weißen Wale mit ihren dunkelgrauen Kälbern. Welch eine herrliche Kulisse, sie inmitten der schwimmenden Eisberge zu beobachten! Nachdem wir eine geraume Zeit mit diesen wunderschönen Tieren verbracht hatten, führten wir unsere Fahrt entlang der gigantischen Eiswand fort, begleitet von einigen Elfenbeinmöwen und Dreizehenmöwen.
Viele groβartige Eisberge sind in den Gewässern vor dem Gletscher auf Grund gelaufen, Wind und Wellen haben sie zu beeindruckenden Eisskulpturen mit vielen Formen und Farben gemacht. Von unseren Guides erfuhren wir mehr über die Zusammensetzung des Eises und warum wir es in verschiedenen Farben wahrnehmen. Der Morgen ging langsam zuende und wir kehrten für das Mittagessen zum Schiff zurück.
Der Anker wurde gelichtet und unsere Reise führte uns wieder nach Süden in Richtung des Freemansundet und an einen Ort namens Sundneset. Idyllische, sanft ansteigende Hügel mit groβen grünen Flächen, kleine Seen, die Vogelbeobachtungen versprachen, schroffe Felsen und Bergkämme und eine historische Hütte charakterisieren diese Landungsstelle. Wir gingen am späten Nachmittag an Land und wurde zuerst hinüber zur Hütte geschickt, um einen Blick hinein zu werfen, bevor wir uns in die üblichen Gruppen aufteilten. Philipp und Koen nahmen den direkten Weg hinauf auf den Bergkamm und den höchsten Aussichtspunkt der Bucht. Ursula, Esther, und Jess spazierten entlang des Ufers des ersten Sees und planten ebenfalls zum Aussichtspunkt hinauf zu gehen. Enric, Vale und Daan blieben am flacheren Ende des Hügels und nahmen sich die Zeit, die Welt zu unseren Füβen genauer unter die Lupe zu nehmen.
Wir alle waren froh, endlich ein wenig Bewegung zu bekommen, als die Guides Philipps Radio-Ruf erhielten: “Alle Guides, alle guides, wir haben einen Eisbären an Land, alle sofort zurück zur Landungsstelle.” Diese Nachricht hieβ klar und deutlich: evakuieren. Keine Fotos mehr, keine Stopps, wir alle machten umgehend Kehrt und marschierten zurück zur Landungsstelle, um die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Der Seegang war eine Herausforderung und wir hatten eine sehr starke Strömung am Schiff, was es schwierig machte, die Gangway zu erreichen, jedoch schafften es alle, wieder wohlbehalten an Bord anzukommen. Gespannt, aufegeregt, ein wenig nervös, aber glücklich, dass alles gut gegangen war. Und wenigstens konnten wir ein wenig spazieren gehen, bevor wir Sundneset schneller als erwartet wieder verlassen mussten.
Bei unserer täglichen Zusammenfassung, teilte Philipp seine Pläne für den nächsten Tag mit uns – wir würden in der Nacht das südliche Kapp Spitzbergens umrunden and am nächsten Morgen in den Hornsund einfahren. Danach erzählte Ursula uns mehr über die Beluga-Wale und Jess teilte einige erschreckende Wahrheiten über Walrosse mit uns. Nach dem Abendessen erzählte Esther einige Geschichten aus der nordischen Mythologie. Was wir daraus mitnehmen? Die starke Verbindung mit der Natur, die alle alten Religionen gemeinsam haben, und die Einstellung, dass wir unser Schicksal manchmal einfach annehmen sollten, ohne uns zu viele Sorgen zu machen, ohne zu viel nachzudenken und hin und wieder zu akzeptieren, dass die Götter sich manchmal einfach einen Spaβ mit uns erlauben.