PLA07-25, Reisetagebuch, Rundum Spitzbergen, Im Reich der Eisbären & des Eises

by Oceanwide Expeditions

Fotogalerie

Logbuch

Tag 1: Longyearbyen, Einschiffung

Longyearbyen, Einschiffung
Datum: 10.07.2025
Position: 78°14.8’N / 014°58.4’E
Wind: E1
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +12

Nachdem wir von nah und fern angereist waren – einige verbrachten bereits ein paar Nächte in Longyearbyen, andere flogen am Morgen ein – begannen wir am Nachmittag, uns vor der Plancius zu versammeln. Ab 16 Uhr durften wir an Bord des Schiffes gehen, das für die nächsten neun Tage unser Zuhause sein würde. An Bord wurden wir vom Hotel- und Expeditionsteam begrüßt und zu unseren Kabinen geführt. In der Lounge konnten wir uns bei einem heißen Getränk ein wenig einleben, bevor das obligatorische Sicherheitsbriefing und die Seenotrettungsübung stattfanden. Erster Offizier Martin führte uns nach draußen zu den Rettungsbooten – alle in ihre knall-orangen Rettungswesten gekleidet.

Anschließend legten wir ab und genossen die Aussicht beim Verlassen von Longyearbyen. Danach wurden wir wieder in die Lounge eingeladen, um Willkommensgetränke mit dem Kapitän zu genießen und unseren Expeditionsleiter Philipp sowie das Expeditionsteam kennenzulernen. Am Abend erwartete uns ein Buffet-Abendessen, bei dem wir das Restaurantteam kennenlernten, bevor wir den Tag gemütlich mit Blick auf die vorbeiziehende Landschaft ausklingen ließen und schließlich ins Bett gingen.

Tag 2: Ny-Ålesund & Lilliehöökbreen

Ny-Ålesund & Lilliehöökbreen
Datum: 11.07.2025
Position: 78°59.7’N / 011°26.7’E
Wind: ESE3
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +7

Der zweite Tag begann mit unserer Ankunft und einer morgendlichen Anlandung in Ny-Ålesund, der nördlichsten dauerhaft bewohnten Siedlung der Welt. Sie ist ein bedeutendes internationales arktisches Forschungszentrum. Nach einem köstlichen Frühstücksbuffet fand in der Lounge ein wichtiges Informationsmeeting über den Ablauf unseres Besuchs in Ny-Ålesund statt.

Nach etwa einer Stunde in Ny-Ålesund hatten wir das Privileg, dem Direktor der niederländischen Forschungsstation, Maarten Loonen, zuzuhören. Er gab uns spannende Einblicke in die groβartige Forschung, die sein Team dort in den letzten 35 Jahren durchgeführt hat. Ihre Langzeitstudien liefern wertvolle Daten zu arktischen Ökosystemen und dem Klimawandel. Im Anschluss daran ließen Valeria und Esther die Geschichte lebendig werden, als sie uns die beeindruckenden Expeditionen von Roald Amundsen näherbrachten – darunter auch seine bahn-brechende Luftschiffreise zum Nordpol, auf die er von Ny-Ålesund aus aufbrach.

Nach unserer Rückkehr zum Schiff stärkten wir uns am leckeren Mittagsbuffet, bevor wir in der Sicherheitseinweisung mehr über das Verhalten in Eisbärengebieten und die sichere Nutzung der Zodiacs erfuhren – eine wichtige Vorbereitung für das Abenteuer am Nachmittag.

Unsere Arktisreise führte uns tief in den Krossfjord, wo der imposante Lilliehöök-Gletscher auf uns wartete. Dort unternahmen wir eine spannende Zodiac-Fahrt. Der Gletscher war äußerst aktiv – wir wurden Zeuge zahlreicher Kalbungen, bei denen riesige Eismassen mit donnerndem Getöse ins Meer stürzten und groβe Wellen verursachten. Wir kamen dem Gletschereis so nah, dass wir es sogar berühren und untersuchen konnten – mit uralten Luftblasen darin, die ein faszinierendes Zeugnis der jahrtausendelangen Eisbildung darstellen. Die um uns treibenden Eisberge zeigten ein buntes Farb-spiel – von strahlendem Weiß über tiefes Blau bis hin zu gelegentlichem Grün, je nach Dichte und Alter des Eises.

Zurück an Bord fand unser tägliches Recap statt. Daan teilte persönliche Erfahrungen aus seiner Zeit in Ny-Ålesund. Er erforschte das Wachstum lokaler Gräser und welchen Einfluss weiden-de Tiere wie Gänse auf dieses Wachstum haben.

Das Abendessen rundete diesen Tag voller wissenschaftlicher Entdeckungen, historischer Einblicke und atemberaubender Naturerlebnisse perfekt ab.

Tag 3: Jotunkjeldene, Texas Bar, Monacobreen

Jotunkjeldene, Texas Bar, Monacobreen
Datum: 12.07.2025
Position: 79°27.4’N / 013°22.1’E
Wind: S2
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +7

Während der Nacht fuhr die Plancius nordwärts um die Spitze der Hauptinsel herum und in den Woodfjord hinein. Einige Gäste standen schon in der Früh am Geländer, um die Schönheit und Einzigartigkeit der Landschaft auf sich wirken zu lassen. Als über die Lautsprecher das Frühstücksbuffet eröffnet wurde, gingen natürlich alle rein um sich aufzuwärmen und sich für die anstehenden Tagesaktivitäten zu stärken.

Zum Glück nahm der Wind genügend ab, so dass wir unsere erste Anlandung am Jotunkjeldene im Bockfjord durchführen konnten. An der Gangway stiegen wir in die Zodiacs und am Strand schwangen wir wie aufgefordert die Beine zum Motor schauend wieder raus. Dann begannen wir in drei Gruppen unterteilt unsere Wanderungen. Wie zu erwarten war, erreichte die schnelle Gruppe, “Bergziegen” genannt, schon nach kurzer Zeit einen Ort, der wohl niemand hier im hohen Norden erwartet hätte: warme Quellen vulkanischen Ursprungs. Aus dem Boden tröpfelte tatsächlich 20° C warmes Wasser. Als die schnelle Gruppe den Hang weiter hoch lief, kam auch schon die nächste an. Um die Sinterterrasse stehend, genossen wir die atemberaubende Aussicht über den Fjord, die Gletscher und die Berge. Der von ausgeschwemmten hellen Mineralien gefärbte Boden kontrastierte wunderschön mit dem rotgefärbten Berg auf der anderen Fjordseite. Diese Old Red genannte Steinformation wurde vor 400 Millionen Jahren im Zeitalter des Devon gebildet.

Unterdessen hatte auch die Genieβergruppe an Höhe gewonnen. Langsam laufend richteten sie ihr Augenmerk auf den Boden. Immer wieder beugte oder kniete sich jemand hin, um die Schönheit der Pflanzen, Steine und Flechten aus der Nähe zu betrachten. Eine überraschend groβe Vielfalt farbiger Blütenpflanzen galt es mit Kameras, den magischen Flechtenlupen (Lichen Candelaris), den Schmetterlingsfeldstechern oder einfach mit bloβem Auge anzuschauen. Immer wieder waren Ahs und Ohs zu hören. Weiter hochsteigend entdeckten wir einen hell gefärbten Schneehahn und nicht weit von ihm erschien über dem Grad auch der Kopf des Weibchens.

Während wir ein paar Stunden später zurück an Bord waren und das Mittagessen zu uns nahmen, hievten die Guides und Crewmitglieder die Zodiacs an Bord, lichteten den Anker und das Schiff fuhr Richtung den Liefdefjorden (Liebesbucht). Von der Brücke Ausschau haltend, konnte kein Eisbär gesichtet werden, sodass unserem Besuch in der Texas Bar nichts im Wege stand. Doch als wir um die kleine Hütte standen, drückten einige Gesichter schon ihre Enttäuschung aus, dass in dieser Bar keine Drinks ausgegeben wurden.

Bald danach standen wir auf erhöhten Hügeln, wo wir einen atemberaubenden Ausblick über ein weites felsiges Mündungsgebiet genossen. Der Wind blies aber so heftig, dass wir uns kaum auf den Beinen halten konnten. So liefen wir lieber weiter. Doch dies war eine Herausforderung für sich, da viele Pflanzen, Moose und Flechten unsere Aufmerksamkeit auf sich zogen. Schlussendlich erreichten wir einen weiteren Aussichtspunkt, von wo wir einen fantastischen Blick über den Fjord, diverse Buchten und die 5 km lange Gletscherfront des Monacobreen erhielten.

Als die Kälte langsam begann unsere Kleiderschichten zu durchdringen, wurde es Zeit zur Landungsstelle zurückzukehren. Trotz der spitzen Wellen fuhren uns die erfahrenen Zodiacfahrer:innen trocken zur Plancius zurück. Umgezogen und von einem heiβen Tee gewärmt, trafen wir kurze Zeit später in der Lounge für das heutige Recap ein. Enric führte uns in einer kurzen Präsentation in die Geologie Spitzbergens ein. Er nahm uns mit in die ferne Vergangenheit, als vor 500 Millionen Jahren das Archipel noch in Äquatornähe lag.

Es war ein so unglaublich erfüllender und aktiver Tag, dass es wohl niemandem schwerfiel einzuschlafen. Trotz des Tageslichts, das durch die Vorhänge schien.

Tag 4: Chermsideøya, Isflakbukta und Grillen

Chermsideøya, Isflakbukta und Grillen
Datum: 13.07.2025
Position: 80°29.0’N / 020°05.4’E
Wind: NE1
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +10

Heute Morgen wachten wir auf zu spiegelglatter See und großartiger Sicht auf die Berge, während wir in Richtung Chermsideøya segelten – eine Insel im äußersten Norden von Spitzbergen. Das helle Sonnenlicht spiegelte sich in unseren Sonnenbrillen, und es fühlte sich für arktisches Klima erstaunlich warm an.

Die Fahrt mit den Zodiacs war wunderschön. Wir landeten an einem sonnigen Sandstrand mit vielen großen Treibholzstücken. Am Strand kamen zwei neugierige Rentiere, um sich diese merkwürdigen bunten Tiere einmal aus der Nähe anzuschauen. Nach dieser schönen Begegnung teilten wir uns in unsere drei Wandergruppen auf. Die Langstreckenwanderer, oder „Bergziegen“, wie sie genannt wurden, gingen mit Philipp, Esther und Jess auf einen Gipfel, um den Panoramablick über die Insel zu genießen. Die mittlere Gruppe erlebte mit Daan, Valeria und Koen eine etwas auβergewöhnliche Tour. Ein Gedankenspiel: Daan stellte uns die Frage, was wir zum Überleben auf den kahlen Felsen von Chermsideøya brauchen würden. Wir verließen unsere Komfortzone, indem wir barfuß über Tundra, Schnee und durch einen Schmelzwasserfluss wateten.

Die gemütlichen Wanderer – oder „Arktischen Spaziergänger“, wie sie jetzt genannt werden – lernten von Enric viel über Steine und Geologie. Ursula lud uns ein, ihr beim Aufsammeln von Plastik am Strand zu helfen. Wir waren schockiert über die Menge an Müll an einem so abgelegenen Ort. Wir waren froh, wenigstens ein bisschen zur Reinigung beitragen zu können.

Zum Mittagessen genossen wir ein Buffet an Bord des Schiffs, während wir zu unserem Nachmittagsziel Phippsøya weitersegelten. Phippsøya ist die größte der Sieben Inseln im äußersten Norden Spitzbergens. Aufgrund ihrer Lage werden dort häufig Eisbären gesichtet. Das eigentliche Ziel unseres Besuchs auf Phippsøya war, hoffentlich einige Walrosse am Strand zu sehen. Wir suchten entlang der noch sonnigen Isflakbukta und sahen ein erstes Walross im Wasser. Es war neugierig und kam ziemlich nahe an die Plancius heran.

Da am Strand keine Walrosse zu sehen waren, beschlossen wir, eine Landung auf der Insel zu machen, um uns die Beine zu vertreten und die Landschaft zu erleben, die als „Polare Wüste“ bekannt ist. Das Team auf der Brücke erkundete vom Schiff aus, ob die Küste sicher war, während die Guides am Strand landeten, um dort das Gelände zu prüfen. Wir zogen uns derweil warm an und hielten unsere Schwimmwesten bereit. Kaum waren wir fertig, gab es Bewegung am Strand. Ein Funkruf von Philipp: ein Bär an Land, unweit der Landungsstelle! Vom Schiff aus konnten wir nur sehen, wie die Zodiacs kehrt machten und voll Stoff zurück zur Insel rasten, um das Team an Land wieder einzusammeln. Die Landung wurde daher abgesagt.

Zum Glück änderte Philipp schnell den Plan für den Nachmittag, sodass wir wenig später alle in die Zodiacs stiegen – aufgeregt, dem König der Arktis erstmalig und aus sicherer Entfernung zu begegnen. Wir bekamen ein Gefühl dafür, wie gut getarnt die Bären sind, da er wie ein großer weißer Fels im Schnee lag. Er stand auf, um die seltsame Erscheinung von zehn großen „Robben“ im Wasser zu betrachten – in Wirklichkeit wir – doch bald legte er sich wieder hin und ruhte sich aus. Was für ein wunderschöner Anblick, einen Eisbären in seiner natürlichen Umgebung zu sehen und sein Verhalten zu beobachten. Neben dem groβen Eisbären machten wir noch eine weitere Entdeckung: rund um unsere Boote schwammen zahlreiche kleine Quallen. Während der Zodiacfahrt änderte sich das Wetter – von blauem Himmel und Sonnenschein zu dichtem Nebel in nur wenigen Minuten.

Beim abendlichen Rückblick hörten wir von den Plänen für den morgigen Tag im Eis, erfuhren von Esther mehr über arktische Pflanzen und von Ursula über die Plastikverschmutzung unserer Ozeane. Anschließend über-raschte uns das Hotel- und Küchenteam mit einem Grillabend auf dem Achterdeck. Es war etwas ganz Besonderes, draußen im arktischen Nebel zu essen. Es gab sogar Glühwein – und das schon im Juli! Wir tanzten bis tief in die arktische Nacht hinein – voller Vorfreude auf das, was der nächste Tag bringen würde.

Tag 5: Tag im Packeis, Suche nach Eisbären

Tag im Packeis, Suche nach Eisbären
Datum: 14.07.2025
Position: 81°55.9’N / 029°41.2’E
Wind: W3
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +2

Heute Morgen ließ uns Philipp ausschlafen. Nicht lange, aber die zusätzlichen 15 Minuten waren nach unseren ersten intensiven Tagen voller Eindrücke und wunderschöner Wanderungen sehr willkommen. Der Plan, länger zu schlafen, ging allerdings leider nicht ganz auf, denn unser erster Eisbär war bereits gesichtet worden. Wir hatten gerade erst das faszinierende Packeis erreicht, als der erste Bär auftauchte. Er stand am Rand des Eises – und es war unglaublich, ein so schönes Tier in seiner natürlichen Umgebung zu sehen.

Wir vergaßen das Frühstück und stürmten hinaus, um den Bären mit eigenen Augen zu sehen. Unser Kapitän navigierte die Plancius vorsichtig durch das Eis, um uns näher heranzubringen, ohne den Bären zu stören. Kapitän Evgeny hat über 30 Jahre Erfahrung in der Navigation im Eis und das merkte man sofort. Langsam und lautlos näherten wir uns, bis wir einen fantastischen Blick auf unseren ersten Packeisbären hatten.

Es wurde noch besser – ja sogar fantastisch, als der Bär Interesse an der Plancius zeigte und sich auf den Weg zu uns machte.

Wir waren alle völlig begeistert und machten ununterbrochen Fotos mit Kameras und Smartphones. Der Bär lief halb um das Schiff herum und kam fast bis unter unseren Bug, bevor er sich entschloss, weiterzuziehen. Für die großen Teleobjektive war das schon fast zu nah – aber keiner von uns „beschwerte“ sich ;).

Nach einer Weile fuhren wir weiter ins Eis hinein und machten uns schließlich auf den Weg zum Frühstück in das Restaurant. Der Raum vibrierte förmlich vor Aufregung – ein perfekter Start in den Tag. Laut den Guides ist eine so nahe Begegnung äußerst selten und passiert definitiv nicht auf jeder Reise. Wir hatten eindeutig großes Glück!

Während wir unser Frühstück verdauten, meldete sich Philipp erneut: Ein zweiter Bär war gesichtet worden – also weiter ging’s! Unser Kapitän bewies erneut sein Können und wir erlebten eine weitere magische Begegnung mit dem wahren König der Arktis.

Irgendwann lieβ der Bär sich hinab ins eiskalte Wasser und wir entschieden, ihn in Ruhe zu lassen.

Es war Zeit für einen Kaffee, ein schnelles Durchsehen unserer Fotos und ein bisschen Aufwärmen. Aber uns war heute keine Ruhe vergönnt: Philipp hatte schon wieder einen Bären entdeckt! Erneut hatten wir unglaubliches Glück, denn auch dieser Bär kam ganz nah ans Schiff heran und unsere Kameras liefen wieder auf Hochtouren.

Dieser Tag war einfach unglaublich. Der Anblick des Eises, die strahlende Sonne und der blaue Himmel – eine atemberaubende Landschaft, wie sie viele von uns noch nie zuvor erlebt hatten. Nichts als Eis bis zum Horizont, und mit ein bisschen Anstrengung hätten wir fast bis zum Nordpol laufen können – wir hatten 82° Nord erreicht, nur etwa 900 km vom nördlichsten Punkt der Erde entfernt.

Wir fühlten uns sehr abgelegen und wirklich wie „auf dem Gipfel der Welt“. Mit all diesen wundervollen Eisbärerlebnissen war es schlichtweg ein perfekter Tag.

Tag 6: Faksevågen, Alkefjellet und Torellneset

Faksevågen, Alkefjellet und Torellneset
Datum: 15.07.2025
Position: 79°33.1’N / 017°41.5’E
Wind: SE3
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +14

Heute Morgen fuhr die Plancius zur geplanten Anlandungstelle namens Faksevågen, wo wir auf Erkundung gehen wollten. Doch als wir uns der Küste näherten, erwartete uns eine wunderbare Überraschung: Auf dem Hügel ruhten nicht ein, sondern zwei Eisbären. Eine Mutter mit ihrem Jungen! Natürlich gingen wir alle raus an Deck, um diesen besonderen Moment in vollen Zügen zu genieβen und die Tiere zu beobachten. Das Schiff kam nah genug heran, um mit Feldstechern und Kameras ihr Verhalten zu beobachten und festzuhalten. Nach einer Weile fuhren wir weiter zu einer nahegelegenen Bucht um dort an Land zu gehen.

Geerbukta bot uns zum Glück eine bärenfreie Alternative, die auch für die Guides ein neuer Ort war. Die Langwanderer wanderten mit Jess und Koen zu einem Hugel, von dem aus sie eine wunderbare Panorasicht auf einen Gletscher genossen. Die gemüt-lichere Gruppe, die mit Esther und Valeria in der Nähe der Anlandungs-stelle blieb, erlebte eine besondere Überraschung: Sie entdeckten den Bau eines Polarfuchses – mit drei neugierigen Jungtieren, die aus dem Bau hervorlugten. Die mittlere Gruppe sammelte mit Ursula und Enric Müll am Strand auf und war überrascht, wie viel angespülter Meeresmüll dort zu finden war.

Zurück an Bord aßen wir zu Mittag, während wir zu unserem nächsten Ziel segelten: Alkefjellet, die Heimat von etwa sechzigtausend Brutpaaren der Dickschnabel-lumme. Bei unserer Ankunft wurde jedoch klar, dass das Wetter andere Pläne hatte – Wind und Wellen waren zu stark für eine Operation vor Ort. Stattdessen betrachteten wir die Klippen aus der Ferne und setzten unseren Kurs nach Torellneset fort. Auf dem Weg passierten wir die Insel Wahlbergøya, auf der das Anlanden verboten ist. Wir segelten nah genug vorbei, um einige große männliche Walrosse am Strand zu sehen.

Um die unerwartet freie Zeit am Nachmittag zu nutzen, hielt Daan einen Vortrag über den Klimawandel in der Arktis.

Nach einem ruhigen Nachmittag trafen wir uns zum Tagesrückblick – doch dieser wurde abrupt unterbrochen: Noch ein Bär war gesichtet worden, diesmal auf dem schnell gefrorenen Eis in einer Bucht!

Am Abend, gegen 21 Uhr, erreichten wir ein spektakuläres Ziel. Wir begannen entlang der Kante des Brasvellbreen zu fahren, der größten Eiskappe Spitzbergens. Der Gletscher war gewaltig, und es war schwer, seine Größe wirklich zu erfassen. Der Kapitän steuerte das Schiff nahe an die Gletscherfront, und das Licht war einfach wunderschön. Es war ein besonderer Abschluss für einen Tag, der nicht ganz nach Plan verlaufen war – und wir gingen zufrieden ins Bett.

Tag 7: Sundneset und Negribreen

Sundneset und Negribreen
Datum: 16.07.2025
Position: 78°35.7’N / 019°13.3’E
Wind: W1
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +11

Heute Morgen fuhren wir durch den Freemansundet in den Storfjord hinein, der „Große Fjord“, der Spitzbergen von den kleineren Inseln Barentsøya und Edgeøya trennt. Im Nordwesten des Fjordes erwartete uns die majestätische Gletscherfront des Negribreen. Dies ist mit seinen 1.180 km2 und der 20km langen Front der größte Gletscher Spitzbergens.

Draußen war es mild und sonnig, als wir nach dem Frühstück in unsere Zodiacs stiegen. Wir begannen die Tour am östlichen Ende des Gletschers und begegneten schon bald den ersten imposanten Eisbergen, die in der Bucht auf Grund gelaufen waren und aus denen die Elemente faszinierende Formationen erschaffen haben.

Dann hörten wir die erste Ansage für Wale! Eine kleine Gruppe Belugas war gesichtet worden. Viele von uns sahen sie am Anfang noch nicht, doch nach etwa 15 Minuten wurden sie erneut gesichtet. Diesmal hatten die meisten Boote Glück und erhielten gute Sicht auf diese schönen weißen Wale mit ihren dunkelgrauen Kälbern. Welch eine herrliche Kulisse, sie inmitten der schwimmenden Eisberge zu beobachten! Nachdem wir eine geraume Zeit mit diesen wunderschönen Tieren verbracht hatten, führten wir unsere Fahrt entlang der gigantischen Eiswand fort, begleitet von einigen Elfenbeinmöwen und Dreizehenmöwen.

Viele groβartige Eisberge sind in den Gewässern vor dem Gletscher auf Grund gelaufen, Wind und Wellen haben sie zu beeindruckenden Eisskulpturen mit vielen Formen und Farben gemacht. Von unseren Guides erfuhren wir mehr über die Zusammensetzung des Eises und warum wir es in verschiedenen Farben wahrnehmen. Der Morgen ging langsam zuende und wir kehrten für das Mittagessen zum Schiff zurück.

Der Anker wurde gelichtet und unsere Reise führte uns wieder nach Süden in Richtung des Freemansundet und an einen Ort namens Sundneset. Idyllische, sanft ansteigende Hügel mit groβen grünen Flächen, kleine Seen, die Vogelbeobachtungen versprachen, schroffe Felsen und Bergkämme und eine historische Hütte charakterisieren diese Landungsstelle. Wir gingen am späten Nachmittag an Land und wurde zuerst hinüber zur Hütte geschickt, um einen Blick hinein zu werfen, bevor wir uns in die üblichen Gruppen aufteilten. Philipp und Koen nahmen den direkten Weg hinauf auf den Bergkamm und den höchsten Aussichtspunkt der Bucht. Ursula, Esther, und Jess spazierten entlang des Ufers des ersten Sees und planten ebenfalls zum Aussichtspunkt hinauf zu gehen. Enric, Vale und Daan blieben am flacheren Ende des Hügels und nahmen sich die Zeit, die Welt zu unseren Füβen genauer unter die Lupe zu nehmen.

Wir alle waren froh, endlich ein wenig Bewegung zu bekommen, als die Guides Philipps Radio-Ruf erhielten: “Alle Guides, alle guides, wir haben einen Eisbären an Land, alle sofort zurück zur Landungsstelle.” Diese Nachricht hieβ klar und deutlich: evakuieren. Keine Fotos mehr, keine Stopps, wir alle machten umgehend Kehrt und marschierten zurück zur Landungsstelle, um die Insel so schnell wie möglich zu verlassen. Der Seegang war eine Herausforderung und wir hatten eine sehr starke Strömung am Schiff, was es schwierig machte, die Gangway zu erreichen, jedoch schafften es alle, wieder wohlbehalten an Bord anzukommen. Gespannt, aufegeregt, ein wenig nervös, aber glücklich, dass alles gut gegangen war. Und wenigstens konnten wir ein wenig spazieren gehen, bevor wir Sundneset schneller als erwartet wieder verlassen mussten.

Bei unserer täglichen Zusammenfassung, teilte Philipp seine Pläne für den nächsten Tag mit uns – wir würden in der Nacht das südliche Kapp Spitzbergens umrunden and am nächsten Morgen in den Hornsund einfahren. Danach erzählte Ursula uns mehr über die Beluga-Wale und Jess teilte einige erschreckende Wahrheiten über Walrosse mit uns. Nach dem Abendessen erzählte Esther einige Geschichten aus der nordischen Mythologie. Was wir daraus mitnehmen? Die starke Verbindung mit der Natur, die alle alten Religionen gemeinsam haben, und die Einstellung, dass wir unser Schicksal manchmal einfach annehmen sollten, ohne uns zu viele Sorgen zu machen, ohne zu viel nachzudenken und hin und wieder zu akzeptieren, dass die Götter sich manchmal einfach einen Spaβ mit uns erlauben.

Tag 8: Gåshamna und Treskelen

Gåshamna und Treskelen
Datum: 17.07.2025
Position: 76°47.6’N / 015°16.6’E
Wind: E4
Wetter: Teils bewölkt
Lufttemperatur: +13

Wir wachten auf kurz bevor wir in den südlichsten Fjord Spitzbergens einfuhren, den Hornsund. Es sah nebelig aus, also hofften wir, dass das Wetter noch aufklaren würde. Glücklicherweise war es nur eine kleine Nebelbank. Als wir duch diese hindurch gefahren waren, zeigte sich der Hornsund von seiner schönsten Seite, mit blauem Himmel und Sonnenschein. Unser Ziel heute Morgen war ein Ort namens Gåshamna, die Gänsebucht.

Wir landeten nahe der Überreste jahrhunderte alter Walskelette, die von niederländischen und englischen Walfängern im 17. und 18. Jahrhundert hier zurückgelassen wurden. Die ersten Berichte über die Entdeckung Spitzbergens besagen, dass man auf dem Rücken der Wale von einer Seite des Fjords zur anderen gehen konnte, so viele Wale soll es angeblich hier gegeben haben. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts begannen die Walfänger mit ihrer Jagd. Von kleinen Holzbooten aus machten sie Jagd auf die Wale. Es war ein Kampf zwischen Leben und Tod. Für die Wale und für die Walfänger. Sobald der Wal durch verschiedene Harpunen getötet war, wurde er an Land geschleppt. Auf den grünen Hügeln konnten wir noch die alten Öfen erahnen, in denen das Fett ausgekocht wurde, das anschlieβend nach Europa transportiert wurde. Es war beeindruckend, die Knochen und Schädel auf der Tundra liegen zu sehen. Um die Knochen herum wuchsen viel grünes Moos und Pflanzen, weil die Knochen ihre Nährstoffe langsam an die Umgebung abgeben.

Wie üblich teilten wir uns in drei Gruppen auf. Die langen Wanderer gingen zu einem hohen Felsvorsprung, um die Aussicht und die aktische Stille zu genießen.

Die mittleren Wanderer gingen zu einem schönen Aussichtspunkt und hatten einen atemberaubenden Blick auf die Meerstrandläufer, die ihre Nahrung in den niedrigen Gezeitentümpeln sammelten. Die arktischen Spaziergänger erhielten von Ursula und Esther viele wichtige Informationen darüber, wie wichtig die Wale im Kreislauf des Lebens sind. Durch das Verschwinden der Wale ging das Ökosystem zurück. Ganz langsam erholen sich die Bestände wieder. Jeder kann einen Beitrag dazu leisten, das Ökosystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ursula und Koen nahmen uns mit auf den Vogelfelsen, um Eismöwen und Dreizehenmöwen zu beobachten. Zurück am Landeplatz wagten einige mutige Entdecker einen Sprung ins Wasser.

Nach dem Mittagessen segelte die Plancius am Paierlbreen in der Burgerbukta vorbei, einer wunderschönen Gletscherfront mit steilen Bergen im Hintergrund.

Am späten Nachmittag erreichten wir unseren nächsten Anlegeplatz auf einer Landzunge auf der anderen Seite des Hornsundfjords, Treskelen genannt. Wir landeten auf einem Kiesstrand mit ordentlicher Brandung. Wie üblich teilten wir uns wieder in drei Gruppen auf. Die langen Wanderer gingen auf die Spitze der Nehrung und folgten ihr in Richtung Meer. Die mittleren Wanderer lösten einen spannenden Kriminalfall, bei dem eine Trottellumme von einem Polarfuchs getötet wurde. Die gemütliche Gruppe ging mit Enric, Valeria und Esther auf die Suche nach coolen Felsformationen, Pflanzen und Flechten.

In der Zusammenfassung erzählte Philipp, dass wir nach King Karls Forland fahren, um unseren letzten Expeditionstag auf der großen Insel nördlich des Isfjords zu verbringen. Vale erzählte die Geschichte von Andrée und seiner Crew, die mit seinem Heißluftballon loszogen, um den Nordpol zu erreichen. Leider scheiterten sie und strandeten auf Kvitøya, wo man sie 34 Jahre später tot auffand. Danach beeindruckte Ursula uns alle mit ihrem Vortrag darüber, wie wichtig es ist, Kindern die Schönheit und Verletzlichkeit der Tiere und der Erde zu zeigen. Sie tut dies, indem sie Kunstwerke von Tieren nicht nur aus der Arktis, sondern aus der ganzen Welt anfertigt. Wir staunten nicht schlecht, als ein Buckelwal in Lebensgröße von den Guides hereingetragen wurde und fast den ganzen Vortragsraum füllte.

Wir waren müde, die meisten von uns gingen früh zu Bett, nach einem weiteren fantastischen Tag in der Arktis.

Tag 9: Gipsvika und Skansbukta

Gipsvika und Skansbukta
Datum: 18.07.2025
Position: 78°27.8’N / 012°06.4’E
Wind: NW3
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +10

Heute standen wir mit gemischten Gefühlen auf. Aufgeregt über das was der Tag bringen würde, aber auch traurig darüber, dass dies unser letzter Expeditionstag war. Die Plancius erreichte schon bald nach dem Frühstück Poolepynten, wo wir Plan A folgend, die Walrosse während eines Landgangs besuchen wollten. Doch leider blies der Wind so stark und peitschte die Wasseroberfläche auf, dass ein Landgang sichtbar schlicht unmöglich war. So entschieden Philipp und der Kapitän schon morgens in den geschützten Fjord namens Sant Jonsfjord hineinzufahren.

Als erstes gingen wir bei Bulltinden an Land, was sich als hervorragende Alternative herausstellte. Wir teilten uns in die üblichen Wandergruppen auf. Diesmal gab nur eine Handvoll Langwanderer, die sich mit Koen auf den Weg den steinigen Hang hinauf machten. Schon bald hatten sie eine tolle Aussicht auf mehrere Rentiere mit ihren Jungen. Philipp nahm seine Gruppe auf eine etwas kürzere Wanderung und erkundete die nahegelegene Schlucht. Die gemächliche Gruppe erkundete zuerst den Strand und schaute sich den goldenen Seetang genauer an. Tief nach vorne gebeugt, entdeckten sie viele kleinste wirbellose Meerestiere, die sich in der Gezeitenzone versteckten. Aufmerksame Augen entdeckten weiter draussen sogar noch ein Walross im Wasser.

Nach dem Mittagessen landeten wir an unserem „Nachmittags-Plan A“-Ort, der tiefer im Sankt Jonsfjord lag. Im Underschied zum Morgen war es hier schön warm, ja fast heiss. So schwitzten die Langwanderer mit Philipp und Enric nicht schlecht, als sie in hohem Wandertempo zu einem sehr hohen und steilen Aussichtspunkt gelangten. Von hier genossen sie einen atemberaubenden Blick auf den nahegelegenen Gletscher. Die mittelschwere Gruppe hatte viel Spaß mit Koen, Ursula und Daan, als sie auf einer langen steinigen und steilen Seitenmoräne des gleichen Gletschers hochwanderten. Auch sie genossen in der Stille sitzend die Aussicht. Dann entdeckte jemand die unscheinbaren aber einzigartig schönen Blüten des Taubenkropf-Leimkraut (Silene uralensis). Weiter unten wanderte die gemütliche Gruppe und beobachtete Flussuferläufer und ihren Küken, die am Strand und in der Tundra entlangliefen. Um die Trapperhütte stehend erfuhren sie von Esther Spannendes über die norwegische Hüttenkultur und die Erforschung der Arktis.

Dann wurde es Zeit zum Schiff zurückzukehren. Wir hatten gerade genügend Zeit um uns umzuziehen, zu duschen und in die Lounge hochzusteigen wo kühle Drinks auf uns warteten. Philipp nahm uns in Gedanken nochmals zurück durch unsere gelungene Reise um Spitzbergen herum. Mit viel und langanghaltendem Applaus verabschiedeten wir uns von Kapitän Evgeny, sgf, Viktoria, Rachel und unseren Guides, hoben die Champagnergläser und stiessen auf eine gute Heimreise an. Als letzter Höhepunkt genossen wir die von Valeria zusammegestellte Foto-Diashow an. Die vielen Fotos lösten viele schöne Erinnerungen aus.

Beim letzten gemeinsamen Abendessen konnten wir noch den vielen weiteren tollen Mitarbeiter:innen klatschend danken als sie eine nach dem anderen im Restaurant erschienen. Nach dem letzten leckeren Abendessen unterhielten sich viele von uns noch bis spät in die Nacht entspannt in der Lounge sitzend. Oder sogar noch eine Weile an Deck stehend und die Aussicht auf Spitzbergen genießend.

Tag 10: Longyearbyen, Ausschiffung

Longyearbyen, Ausschiffung
Datum: 19.07.2025
Position: 79°13.9’N / 015°37.6’E
Wind: W2
Wetter: Bewölkt
Lufttemperatur: +6

Wir wachten zum letzten Mal vom Klang von Philipps Stimme auf. Rechtzeitig stellten wir unser Gepäck vor den Zimmern ab und gingen frühstücken. Währenddessen hievte das Expeditionsteam und die Crew die vielen bunten Koffer vom Schiff. Als die Gangway sicher montiert war, verlieβen schweren Herzens unsere Plancius. Das Schiff, das während der Reise unser liebes und sicheres Zuhause war. Dann kam der Abschied von neuen Freunden, die wir gewonnen hatten. Für einige war es ein trauriger und etwas surrealer Moment.

So ging unsere gemeinsame Reise zu den entlegensten Orten der Welt, wo wir wunderschöne Landschaften genossen haben und vielen einzigartigen Tieren begegnet sind, zu Ende. Vielleicht hilft uns ein Zitat von David Attenbourgh: "Mir scheint, dass die natürliche Welt die größte Quelle der Aufregung ist. Die größte Quelle visueller Schönheit. Die größte Quelle intellektuellen Interesses. Sie ist die größte Quelle für so Vieles im Leben, was das Leben lebenswert macht".

Einzelheiten

Reisecode: PLA07-25
Daten: 10 Jul - 19 Jul, 2025
Dauer: 9 Nächte
Schiff: MS Plancius
Einschiffung: Longyearbyen
Ausschiffung: Longyearbyen

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