PLA17-18, logbuch, Ostgrönland und Aurora Borealis

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Einschiffung in Akureyri

Einschiffung in Akureyri
Datum: 18.09.2018
Position: 65°41.3’ N / 018°04.5’ W
Wind: N 1
Wetter: bewölkt, leichter Regen
Lufttemperatur: +8

Akureyri im Norden Islands begrüsst uns – nach einer Busreise bzw. einem Flug aus Reykjavik – mit grauem Himmel und leichtem Nieselregen: typisches isländisches Herbstwetter. Trotzdem zeigt sich der Eyjafjord, in dem sich die Stadt befindet, farbenfroh in herbstlichen Grün- und Orangetönen. Doch noch viel wichtiger als Akureyri ist natürlich unser Ziel: heute geht es los nach Grönland! Wir machen uns auf die Suche nach den Nordlichtern, den riesigen Landschaften und vielleicht auch der Tierwelt der größten Insel der Welt. Unser Zuhause für die nächsten Tage, die Plancius, erwartet uns bereits im Hafen; während unsere Koffer mit dem Kran an Bord gehievt werden, erklimmen wir die Gangway, checken bei Hotelma-nagerin Zsuzsanna ein und erkunden das Schiff und unsere Kabinen. Schon bald heisst uns Expeditionsleiter Beau an Bord wilkommen, wir führen eine Notfallübung durch und lernen unser Hotel- und Expeditionsteam kennen. Die Wettervorschau ist nicht optimal – in der Dänemark-Straße, der Meerespassage zwischen Island und Grönland, erwartet uns ein Sturm mit bis zu 50 Knoten Wind. Dennoch freuen wir uns – nach Empfehlungen der Offiziere mit Anti-Seekrankheits-Tabletten und Patches ausgerüstet – auf das bevorstehende Abenteuer im hohen Norden. Während unserem ersten Abendessen an Bord fahren wir in Richtung Norden. Wir nähern uns zügig dem offenen Ozean, und schon bald macht sich die Dünung bemerkbar. Nach der Aufregung der Einschiffung und des ersten Tages – und begleitet vom Rollen der Plancius – ist eine frühe Schla-fenszeit angesagt...

Tag 2: Auf der Überfahrt nach Grönland

Auf der Überfahrt nach Grönland
Datum: 19.09.2018
Position: 67° 33.2’ N / 019° 32.0’ W
Wind: N 50
Wetter: Regen
Lufttemperatur: +5

Offizier Mindo and Schiffsärztin Lise behielten Recht und jene unter uns, die sich vorher nicht mit Seekrankheitstabletten versorgt hatten, bereuten es heute. Die Außendecks wurden aus Sicher-heitsgründen geschlossen und es herrschte Ruhe auf den Korridoren. Selbst die Frühstücksplätze im Restaurant waren nur teilweise belegt. Die Plancius fuhr durch einen großen Sturm und 40-50 Kno-ten Wind aus nördlicher Richtung formten beeindruckende, bis zu 6 Meter hohe Wellen, die mit mächtiger Gischt über den Bug der Plancius schlugen. Dies führte dazu, dass das Schiff langsamer fahren musste und wir mit gerade einmal 6 bis 7 Knoten Richtung Grönland fuhren. Minuten fühl-ten sich an wie Stunden, und es war ein surrealer Tag auf hoher See. Die Sicherheitseinweisung für die Zodiac-Landungen wurde verschoben, da die verpflichtende Teil-nahme für viele seekranke Passagiere unmöglich gewesen wäre. Expeditionsleiter Beau gab uns genug Zeit, uns erst einmal an das zu gewöhnen, was uns da draußen umgab. Am Nachmittag hielt Laurence einen Vortrag über die Geographie Grönlands, der simultan ins Deutsche übersetzt wur-de. Er vermittelte uns auch einen detaillierten Eindruck über die Geologie und Glaziologie Grön-lands. Die Gletscher dieses Landes sind unter den größten und am schnellsten fliessenden der Welt. Dennoch sind diese Giganten zerbrechlich und stark dem klimatischen Wandel ausgesetzt: sie schwinden. Grönlands Küsten sind oft nebelig, während es in Island meist klaren Himmel hat. Ein Phänomen, welches wir am kommenden Morgen kennen lernen sollten. Wir erfuhren auch, dass Grönland in einzelnen Phasen während der Landnahmezeit besiedelt wur-de, dass sich hier aber schon seit 4-5.000 Jahren Menschen aufhielten. Heutzutage leben in Grön-land gut 56.000 Menschen – hauptsächlich Inuit. Nur etwa 1.500 davon haben sich allerdings im unwirtlichen Nordosten des Landes niedergelassen. Laurence erklärte, dass dies auch mit dem schwierigen Straßenbau und der Unzugänglichkeit Ostgrönlands zu tun hat. So sind die Bewohner Grönlands meist an einen Ort gebunden und darauf angewiesen, per Schiff oder mit kleineren Boo-ten versorgt zu werden. Hier zu leben, bringt nun mal gewisse logististische Probleme mit sich. Kurz vor dem Abendessen gewann der Sturm noch einmal an Intensität. Während des abendlichen Tagesrückblickes versicherte uns Beau allerdings, dass wir spätestens am folgenden Nachmittag den Eingang zum Scoresby Sund erreichen sollten.

Tag 3: Vikingebugt, Scoresby Sund

Vikingebugt, Scoresby Sund
Datum: 20.09.2018
Position: 70°21.8’ N / 025° 16.2’ W
Wind: SE 1
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +3

Es ist vorbei. Wir haben es geschafft. Die See ist wieder ruhig. In der Nacht hat die Plancius Grön-land erreicht und ist in den Schutz des Scoresby Sund eingefahren. Und das Schwanken hat sich ge-lohnt. Eine beeindruckende Landschaft erwartet uns. Ein schwarzes, in Schichten aufgebautes Ge-birge erhebt sich hinter einem mit Eisbergen gefüllten Fjord. Wir können es kaum erwarten, end-lich von Bord zu gehen und die Gegend zu erkunden. Doch bevor es soweit ist, müssen wir noch durch die verpflichtenden Einweisungen für die Zodiac-Operationen und die Eisbärensicherheit absolvieren und unsere Gummistiefel abholen. Kaum ist das erledigt, entdecken unsere Guides auch schon den ersten Eisbären in der Vikingebugt: ein klei-ner, cremefarbener Punkt, der in der Ferne ein Schneefeld entlang läuft. Nach dem Mittagessen geht es dann endlich los: per Zodiac-Tour hinaus in die weite Wildnis Ost-grönlands. Doch kurz bevor wir hinausgehen, ertönt die Durchsage, dass ein zweiter Eisbär entdeckt wurde – dieses Mal auf einem etwas weiter entfernten Schneefeld vor einer kleinen Schneehöhle. Es dauert eine Weile, bis wir den Punkt mit dem Fernglas entdecken können und schon bald ist der Bär in der Schneehöhle verschwunden. Trotzdem machen wir uns in unseren Zodiacs auf den Weg, um näher an den Bären heranzukommen. Und während wir uns langsam in den seichten Fjord hin-eintasten, kommt der Bär tatsächlich noch ein Mal aus seiner Schneehöhle heraus und schaut zu uns herüber. Nach dieser tollen Sichtung, machen wir uns auf, weitere Ecken der Vikingebugt zu erkunden. Wir fahren zwischen Eisbergen hindurch und an imposanten Basaltsäulen entlang, die von der vulkani-schen Geschichte dieser Gegend zeugen. Surreale Felsformationen sind bedeckt mit dem Rot der Polarbirke und dem Orange der Polarweide. Was für ein herrlicher erster Tag in Grönland.

Tag 4: Røde Ø und Harefjord, Scoresby Sund

Røde Ø und Harefjord, Scoresby Sund
Datum: 21.09.2018
Position: 70° 28.7’ N / 028° 08.8’ W
Wind: 0
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +1

Wie jeden Morgen wurden wir von Beaus sanfter Stimme aufgeweckt. Über Nacht haben wir den Fønfjord im südlichen Teil des Scoresby Sund durchquert. Das Wetter war einmalig; glasklare Sicht, kein Wind und im Fjord spiegelten sich die schroffen Bergspitzen. Während wir das Frühstück ge-nossen, fuhren wir nach Norden in Richtung des Rødefjords – des roten Fjords. Unsere morgendliche Anlandestelle, die Røde Ø (‘Rote Insel’), erstrahlte im Licht der ersten Son-nenstrahlen in einem wahren Prachtkleid. Für diesen Morgen wurden wir in zwei Gruppen einge-teilt: je eine Gruppe erkundete die Insel zu Fuss, während die Andere mit den Zodiacs die gewalti-gen Eisberge anpeilte, die hier im seichten Wasser auf dem Meeresboden aufsitzen. Neben dem markanten roten Sandstein ist die Røde Ø dafür bekannt, dass sie in den Rødefjord hineinragt und diesen Eisbergen ein perfektes Hindernis bietet. So ist der enge Kanal zwischen der Insel und dem Milne-Land voller riesiger Eisberge von den nahegelegenen Gletschern Rolige Bræ und Vestfjord Bræ, die hier dahinschmelzen. Einer der Eisberge fiel uns besonders ins Auge, weil er aus glaskla-rem Eis bestand und eine sagenhafte Form hatte. An Land fiel uns der rote Sand auf, welcher auch namensgebend für die Insel ist. Die rote Färbung entstammt einem Material namens Hämatit, einer Eisenverbindung, die unter tropischen Bedin-gungen entsteht. Vor etwa 300 Millionen Jahren war Grönland nämlich am Äquator zu finden, und diese Landschaftsformen zeugen noch heute von der bewegten Geschichte der Insel. Von der Spitze der Røde Ø hatten wir wieder eine beeindruckende Aussicht auf all die herum-schwimmenden Eisberg-Giganten – diesmal aus der Vogelperspektive. Von hier oben sahen wir auch den türkisen Schimmer um die Eisberge herum, der die fast 90% der Eisberge unter Wasser erahnen liess. Nachdem wir die Aussicht eine gute Stunde lang genießen konnten, wurden wir zu-rück zum roten Strand gebeten, wo unsere Zodiac-Taxis uns erwarteten. Nachdem wir ein paar eindrucksvolle Stunden im Rødefjord verbracht hatten, machten wir uns auf dem Weg zurück zur Plancius, wo ein Mittags-Buffet bereits auf uns wartete. Am Nachmittag setz-ten wir Kurs Richtung Norden zum Harefjord. Während Kapitän Alexey die Plancius gekonnt durch das dichte Eis des Rødefjord manövrierte, konnten wir die Eisberge und ihre endlose Farb- und Formvielfalt vom Außendeck oder der Lounge bestaunen. Am späten Nachmittag kamen wir im Harefjord an und gingen am nördlichen Ende des Fjords vor Anker. Mit den Zodiacs ging es wieder an Land, diesmal an einen langen Sandstrand und in die Tundra. Hier konnten wir in dem Umkreis, den unsere Guides absicherten, selbständig die Gegend erkunden und nach Moschusochsen Aus-schau halten. Wir hatten wieder Glück mit dem Wetter, der Fjord war vollkommen windstill und geflutet von warmen Sonnenstrahlen. Viele von uns wanderten den Berg hoch bis zu einem Aus-sichtspunkt, von dem wir ein paar Moschusochsen in der Ferne beobachten konnten. Da diese Tiere hier gejagt werden, sind sie sehr scheu und halten sich von Menschen fern. Im Fjord war ausser uns noch die Rembrandt van Rijn vor Anker, ein weiteres Oceanwide-Schiff. Dessen Essensvorräte waren nach mehr als einem Monat Aufenthalt im Scoresby Sund fast leer, und die Plancius hievte mit ihrem Kran Proviant auf das Segelschiff hinüber. Nach unserer Anlandung ging es weiter in Richtung Øfjord, einem schmalen, von steilen, fast 2 Ki-lometer hohen Granit-Wänden umgebenen Fjord. Das Wasser hier ist 1.600 Meter tief, was diese Gegend zu einer der steilsten der Welt macht. Am Abend hatte Zsuzsanna eine besondere Überraschung für uns; ein arktisches Barbecue auf dem hinteren Deck. Die Biertischgarnituren waren aufgestellt und die Kohle im Grill glühte. Alles war bereit, um die ersten Würstchen und Steaks zu grillen. Das Diskolicht, Musik und der Glühwein tru-gen dazu bei, dass eine sehr entspannte Atmosphäre entstand. In dieser Gegend Ostgrönlands geht die Sonne direkt über dem Inlandeis unter, und die Reflektio-nen des Lichtes brachten die Wolken zum glühen: der Himmel erstrahlte in rot und orange. Doch irgendwann ist auch die beste Party vorbei und es war Zeit, die Nachtruhe einzuläuten. Diese sollte aber nicht lange andauern, da wir um 23:30 Uhr von einer Ansage Beaus geweckt wurden: die Nordlichter waren am Himmel zu sehen! Jetzt war es an der Zeit, dass der Himmel für uns tanzte. Grün, lila, sogar weiss – alle Farben waren dabei und ihr Wechselspiel war einfach magisch. Man hörte nur noch das Klicken der Fotoapparate, um möglichst viele Eindrücke für sich selber aber auch für die Verwandten zu Hause festzuhalten. Nach etwa einer Stunde verblassten die Lichter wieder und wir fielen – erneut – ins Bett.

Tag 5: Jytte Havn und Ingmíkêrtikajik, Scoresby Sund

Jytte Havn und Ingmíkêrtikajik, Scoresby Sund
Datum: 22.09.2018
Position: 71° 06.0’ N / 025° 48.0’ W
Wind: SW 4
Wetter: wolkenlos
Lufttemperatur: +1

Das Aufwachen und Aufstehen fällt uns heute morgen etwas schwerer. Das hat aber einen guten Grund, denn Beau weckte uns zuvor mitten in der Nacht auf. Auf der Steuerbordseite des Schiffes tauchten gegen Mitternacht nämlich die Nordlichter auf. Diese zu sehen, war für viele von uns seit langer Zeit ein Traum. Da es jetzt – und in so spektakulärer Umgebung – tatsächlich hingehaut hat-te, führte fast alle auf die oberen Schiffsdecks ins Freie, um den Himmel zu beobachten. Die Farben waren fantastisch und die Melancholie, welche durch Nordlichter seit jeher vermittelt wird, wurde uns unmittelbar bewusst. Die beeindruckenden Berge des Øfjords zogen langsam in der Dunkelheit an uns vorbei, leicht im grünen Licht der Nordlichter erstrahlend. Die Lichter tanzten am Himmel und nahmen die unterschiedlichsten Formen an. Trotz der schlaflosen Nacht und mithilfe von viel Kaffee am Morgen waren wir doch alle sichtlich aufgeregt, auf einer der Inseln von Bjørne Øer (Bäreninseln) zu landen. Dafür teilten wir uns an unserer Landestelle, Jytte Havn, in drei unterschiedliche Wandergruppen, die je nach Lust und Lau-ne von einem gemütlichen Spaziergang bis zu einer anstrengenden Wanderung alles abdeckten. So erkundeten wir die Tundra und deren Vegetation – Moose, Flechten, Beeren und winzige, bodenna-he Bäume. Gleichzeitig waren die majestätischen Granitzinnen, die sich um uns erhoben, in schöns-tes Sonnenlicht getaucht. Besonders der 1.977m hohe Grundtvigskirken dominierte die Landschaft. Auch über die Plancius, die mangels geeigneter Ankerstelle im Fjord ihre Kreise zog, hatten wir einen schönen Blick. Die schnellste Wandergruppe erklomm sogar den höchsten Hügel komplett zu erklimmen und von dort aus einen Blick über den gesamten Fjord zu erhaschen. Ein beeindrucken-des Erlebnis. Am Nachmittag landeten wir auf einer Insel mit dem fast unaussprechlichen Namen Ingmíkêrtika-jik. Ein historisches Highlight in Grönland, lebten hier doch vor Jahrhunderten die Menschen der Thule-Kultur. Damals war es in Grönland noch deutlich wärmer und weniger unwirtlich als heute, und so waren viele Küstengebiete besiedelt. Die Thule-Hütten waren meist nur wenige Quadratme-ter groß, und sowohl der Wohnraum als auch der tunnelartige Eingang waren in den Boden vertieft; so wurde auch dem rauhen arktischen Winter getrotzt. Wir konnten auch noch die Zeltsteinkreise erkennen, die vorübergehend Zelte, die aus Häuten von Tieren gefertigt wurden, stabilisierten. Wieder einmal war die Tundra von magischem Licht eingehüllt und der Herbst in Grönland war mit allen Sinnen zu spüren. Während des Tagesrückblicks am Abend erklärte uns Laurence, dass Berg Grundtvigskirken, den wir am Vormittag sehen konnten, nach der sehr markanten Erscheinung der gleichnamigen Kirche in Kopenhagen benannt ist. Weiterhin erklärte uns Andreas, wie und warum Gletscher „kalben“ und so Eisberge ins Meer entsenden. Danach füllten wir unsere Reserven bei einem hervorragenden Abendessen wieder auf. Faith, die Leiterin der Tauchergruppe an Bord, gab nach dem Abendessen eine Präsentation über ihre Expedition mit Oceanwide in die Antarktis und ließ uns mit ihren Bildern an einmaligen Erleb-nissen teilhaben. Und eben als Sie Ihren Vortrag beendet hatte, kam ein fantastischer, riesiger Mond hinter einem Eisberg am Horizon zum Vorschein. Und dann – wir glaubten es kaum – waren die Nordlichter tatsächlich noch einmal zu sehen! Heute waren sie fast noch spektakulärer als am Vorabend, und wir trotzten stundenlang der nächtlichen Kälte, um das Lichtspiel im Himmel zu beobachten.

Tag 6: Hurry Fjord und Ittoqqortoormiit, Scoresby Sund

Hurry Fjord und Ittoqqortoormiit, Scoresby Sund
Datum: 23.09.2018
Position: 70° 29.5’ N / 022° 25.4’ W
Wind: NW 2
Wetter: wolkenlos
Lufttemperatur: +2

Nach der gewaltigen Nordlichtshow der vorigen Nacht empfängt uns auch heute ein Sonnen-aufgang bei strahlend blauem Himmel. Wir sind im Hurry Fjord angekommen und haben die Chan-ce für einen letzten kurzen Landgang in der Wildnis. Da der Scoresby Sund sehr groß ist und die Plancius sehr lange fahren muss, ist dies die einzige Stelle, die am selben Tag wie das kleine grön-ländische Dorf Ittoqqortormiit erreicht werden kann. Unsere Guides spannen einen Halbkreis auf der Tundra auf und wir können auf eigene Faust die Gegend erkunden. Der erste Schnee, gefrorene Tümpel und die spärlichen Überbleibsel der sommerlichen Vegetation erwarten uns. Der Winter steht merklich vor der Tür... Nach dem Mittagessen geht es zurück in die Zivilisation – oder zumindest zu ihrem ersten Aussen-posten. Wir haben den 350-Seelen-Ort Ittoqqortormiit erreicht. Unsere Telefone funktionieren wie-der und auch wenn die Gebühren teuer sind, sieht man auf einmal auf dem Schiff wieder die aus dem europäischen Alltag bekannten Bilder: Leute, die gebannt auf ihre Smartphones starren. Wir versuchen an einem Sonntagnachmittag jemanden in Grönland zu erreichen und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir eine Weile warten müssen, bis ein Polizeioffizier an Bord kommt, um unsere Visa für die Einreise nach Grönland zu kontrollieren. Bald ist die Freigabe jedoch erteilt und wir können an Land: das nördlichste grönländische Dorf an der Ostküste erwartet uns. Eine andere Welt. Blauer Himmel, Sonnenschein, Häuser von denen die Farbe abblättert, leere Bierdosen auf der Straße, ein Eisbärfell, welches zum Trocknen hängt und Husky-Welpen, welche auf der Straße tollen. Wahrlich eine andere und eigene Welt. Die Einheimischen sind sehr freund-lich und heißen uns in ihrem Dorf willkommen. Im Touristenbüro bietet man uns Moschusochsen-fleisch zum Probieren an und im Museum können wir die grönländische Tracht live bestaunen. Fas-ziniert streifen wir durch den Ort und erkunden diese für uns so fremde und unwirkliche Welt, die die Grönländer ihre Heimat nennen. Angefüllt mit neuen Eindrücken machen wir uns bereit, zurück in unsere Welt zu fahren. Die Dänemarkstraße erwartet uns bereits...

Tag 7: Auf der Überfahrt nach Island

Auf der Überfahrt nach Island
Datum: 24.09.2018
Position: 67° 32.0’ N / 019° 40.1’ W
Wind: S 4
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +4

Die stürmische Überfahrt von Island nach Grönland liegt uns noch im Mark: bereits gestern Abend hatte Schiffsärztin Lise alle Hände voll zu tun, um uns alle mit Seekrankheits-Tabletten und -Pflastern zu versorgen. Heute geht es den Meisten auch dementsprechend gut – mit Erleichterung stellen wir beim Frühstück fest, dass der Seegang in der Dänemarkstraße heute wesentlich gemässigter ist als auf der Herfahrt. Und so machen wir es uns in der Lounge gemütlich und lauschen Vorträgen von Marie bzw. Beau über die Biologie der Eisbären, die wir auf dieser Reise beobachten konnten. Draussen wird das Schiff von Eissturmvögeln und verschiedenen Möwenarten begleitet, und auch ein Basstölpel und eine kleine Gruppe Krabbentaucher geben sich ein Stelldichein. Bei so angenehmen Bedingungen kann Koffer packen warten... Nach dem Mittagessen lernen wir von Lawrence und Jonathan mehr über die Gletscher und das Inlandeis Grönlands, die die Insel dominieren. Etwas schweren Herzens geben wir dann die Gummi-stiefel zurück, die uns bei den Anlandungen der letzten Tage die Füsse trocken gehalten haben. Bei einem letzten Abendessen haben wir noch einmal die Gelegenheit, uns vom Hotel-Team zu verabschieden und bei wunderschönem Meerblick zu dinieren. Langsam taucht auch Akureyri am Horizont auf, und nun beginnen die Gedanken, sich auch um den Heimflug zu drehen. Dennoch wird unsere Grönlandreise uns noch lange Zeit in Erinnerung bleiben. Vielen Dank für eine grandiose Reise in Eurer Gesellschaft, für Eure gute Laune und Euren Enthusiasmus. Wir würden uns freuen, Euch zukünftig wieder an Bord begrüßen zu dürfen – wo auch immer das sein mag! Auf unserer Reise zurückgelegte Strecke: 968,91 Seemeilen Nördlichste erreichte Position: 71° 17.3’ N, 025° 32.6‘ E Im Namen von Oceanwide Expeditions, Kapitän Alexey Nazarov, Expeditions¬leiter Beau Pruneau, Hotelmanagerin Zsuzsanna Varga und des gesamten Teams: Es war uns ein Vergnügen, mit Euch unterwegs gewesen zu sein! Kommt gut nach Hause und genießt noch lange die Bilder aus der Arktis und die Erinnerungen an eine ganz besondere Reise nach Ostgrönland.

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