Datum: | 18.09.2018 |
Position: | 65°41.3' N / 018°04.5' W |
Wind: | N |
Wetter: | bewölkt, leichter Regen |
Lufttemperatur: | +8 |
Vom Bus aus erhaschen wir einen ersten Blick auf Plancius. Sie wartet ruhig am Ende des Kais von Akureyri auf uns. Ihr hellblauer Rumpf kontrastiert mit der tristen, farblosen Umgebung: Die Stadt ist seit Wochen in einem dichten Nebel gefangen, und man kann die andere Seite des Fjords kaum erkennen. Ein leichter Regen empfängt uns, aber auch das viel wärmere "Willkommen an Bord!" der Besatzungsmitglieder, die sich um unser Gepäck kümmern und uns den Weg zu unseren Kabinen zeigen. Bereitwillig erkunden wir das Schiff, schreiten die Gänge und Decks entlang, aufgeregt wie Kinder, die einen neuen Spielplatz entdecken. Schnell finden wir den Weg zum Restaurant, zur Rezeption, zur Brücke oder zur Observatoriumslounge, wo wir uns zur obligatorischen Sicherheitseinweisung durch unseren dritten Offizier Mindo versammeln. Er warnt uns: Der "Kleine Erpel" (der Meeresabschnitt, der uns von Grönland trennt) könnte seinem Namen alle Ehre machen! Es wird schlechtes Wetter vorhergesagt und die Überfahrt wird rau sein! Eine Debatte entbrennt: Medizin nehmen oder nicht nehmen? Das ist die Frage. Nach Mindos Vortrag folgt eine Übung, eine notwendige Simulation der Evakuierung des Schiffes im Notfall. Eine Stunde (und ein paar Drinks) später erklärt uns unsere Hotelmanagerin Zsuzsanna die Regeln des Lebens an Bord. Dann werden wir unserem Kapitän Alexey aus Russland und unserem internationalen Expeditionsteam vorgestellt. Beau ist der Expeditionsleiter. Dieser charismatische Kanadier, der seit vielen Jahren als Reiseleiter in der Arktis und Antarktis arbeitet, wurde quasi als Reiseleiter geboren, denn er wuchs als Jäger und Fischer in der Wildnis von Nord-Ontario auf. Arjen aus den Niederlanden ist Beau's Assistent. Der ehemalige Biologielehrer beschloss vor fünfzehn Jahren, dass er die "Klassenzimmer" der Polarregionen unter freiem Himmel bevorzugt. Jonathan aus Österreich, Laurence aus dem Vereinigten Königreich und Andreas aus Deutschland sind Glaziologen: drei Spezialisten, denn dort, wo wir hinfahren, werden wir Eis sehen! Isabelle aus Deutschland und Marie aus Frankreich sind Meeres- bzw. Evolutionsbiologinnen. Daniel ist ein professioneller Fotograf, der auch als Reiseleiter in Island und Lappland tätig ist. William aus Schottland, Catherine und Michael aus dem Vereinigten Königreich und ihr Leiter Heinrick aus Schweden, der zu den ersten Tauchern in der Antarktis gehört, bilden das "Tauchteam", denn eine Gruppe erfahrener Taucher wird an Bord Unterwassererkundungen durchführen. Wie Beau scherzt, sind alle Mitglieder des Expeditionsteams "bipolar": Diese leidenschaftlichen Kerle, die vom berüchtigten Polarvirus schwer infiziert sind, verbringen ihre Zeit damit, von einem Pol zum anderen zu hüpfen! Lise aus Holland ist die Schiffsärztin, und sie weist darauf hin, dass Grönland nicht nur ein abgelegener Ort ist, sondern auch schlechtes Wetter droht: Wir sollten besonders vorsichtig sein..