PLA16-18, logbuch, Spitzbergen, Nord Grönland und Aurora Borealis

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Einschiffung in Longyearbyen

Einschiffung in Longyearbyen
Datum: 05.09.2018
Position: 78° 14.0’ N / 015° 37.1’ E
Wind: N 1
Wetter: leicht bewölkt
Lufttemperatur: +9

Spitzbergen! Unser arktisches Abenteuer mit vielen einzigartigen Erlebnissen beginnt mit der Landung auf dem kleinen Flughafen in Longyearbyen. Das Wetter wirkt herbstlich. Die imposanten Berge sind mit einer feinen Pulverschicht des ersten Schnees bedeckt. Man spürt den kommenden Winter. Unser Zuhause, die blauweiße Plancius wartet am Dock auf uns. Dort begrüßt uns das Expeditionsteam während der Kran unsere Koffer an Bord hievt. Wir gehen die wackelige Gangway hinauf und werden zu unserer Hotelmanagerin Zsuzsanna geführt. Mit hilfreichen Worten, um uns an Deck zurechtzufinden, führen uns ihre Teammitglieder zu unseren Kabinen. Bald darauf treffen wir in der Lounge ein, wo wir als erstes unser obligatorisches Sicherheits-Briefing erhalten. Der dritte Offizier Mindaugas macht uns vertraut mit Erlaubtem und Unerlaubtem an Bord und bereitet uns auf die kommende Übung vor. Bald darauf ertönen aus den Lautsprechern sieben kurze und ein langer Ton der uns auffordert in die Kabinen zu gehen, die Rettungswesten zu holen und ausgerüstet mit warmen Kleidern, Mütze und (bei einem wirklichen Notfall) persönlichen Medikamenten in der Musterstation zu erscheinen. Nachdem sichergestellt ist, dass alle Personen answesend sind, ertönt ein weiterer diesmal ununterbrochener Alarm, der uns zum Verlassen des Schiffes auffordert. So gehen wir ruhig auf das Außendeck. Am Ende der Übung werfen wir auch noch einen kurzen Blick in das orangene Rettungsboot, das 80 Leute fasst. Hier hoffen wir uns nicht wiederzusehen. Währenddessen nimmt die Plancius Fahrt Richtung Westen durch den Adventfjord auf. Vor dem Abendessen gibt uns der Kapitän Alexey Nazarov sein Farewell auf den Weg und wünscht uns mit seiner Crew eine sichere und ruhige Reise auf der arktischen See. Mit Champagner und feinem Apérogebäck stoßen wir an. Später macht uns Zsuzsanna mit dem Leben auf unserem schwimmenden Hotel vertraut. Zuletzt stellt uns der Expeditionsleiter Beau das Reiseprogramm vor. Natürlich ist dies nur der Plan A. Denn in arktischen Gebieten kann Wind, Regen, Schnee und Nebel diesen sehr schnell vereiteln, doch dafür hält er Plan B, C und D, ja sogar Plan Z bereit. So oder so werden wir unberührte Orte mit potentiell anwesenden Wildtieren besuchen. Dann stellt sich noch das Expeditionsteam, das eine Fülle an Erfahrung und Expertenwissen zu Vögeln, Land- und Meerestieren, Gletscher und Felsen vereint, vor. Sie alle wünschen uns eine einzigartige und erinnerungswürdige Fahrt. Noch vor dem Abendessen dreht die Plancius nach Norden ab, um uns während der Nacht zur Nordküste Svalbards zu fahren. In unseren Betten liegend, fühlen wir den hohen Wellengang, der die meisten von uns schon bald in den Schlaf wiegt. Auf unserer Fahrt begleiten uns schon die ersten Vögel wie dieser Eissturmvogel (Fulmarus glacialis).

Tag 2: Raudfjord, Alicehamna & Moffen

Raudfjord, Alicehamna & Moffen
Datum: 06.09.2018
Position: 79° 32.6’ N / 021° 63.2’ E
Wind: N 4
Wetter: bedeckt und leichter Schneefall
Lufttemperatur: +1

Der erste Expeditionstag. Wir sind alle sehr gespannt. Viele neue Erfahrungen und Erlebnisse liegen vor uns und es gibt jede Menge Neues zu entdecken und zu lernen und so ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Tag gleich mit wichtigen Einführung in die Prozeduren mit Zodiacs und die Eisbärensicherheit beginnt. Nach diesen lehrreichen Präsentationen genießen wir die Fahrt durch den malerischen und spektakulären Raudfjord und das erste Mittagessen. Am Nachmittag ändert das Team aufgrund von starken Winden mehrfach den Plan bis wir an einer Stelle namens Alicehamna an Land gingen. Eine raue, von Schnee bedeckte Landschaft erwartet uns. Einst hat hier der Trapper Stockholm Sven gelebt und 1929 eine kleine Hütte errichtet. Wir nutzen den Nachmittag, um in drei Gruppen die Landschaft zu erkunden. Vom gemütlichen Strandspaziergang bis hin zur Gipfelbesteigung im Schneegestöber ist für Jeden etwas dabei. Später macht sich die Plancius auf den Weg nach Moffen, einer kleinen Sandbank auf dem 80. Brei-tengrad im Norden von Spitzbergen. Ein Platz, bei dem oft Walrosse liegen und den Tag genießen. Gegen zehn Uhr abends kommen wir dort an und erfreuen uns an einem spektakulären Sonnenun-tergang am Horizont hinter Moffen und um dem Ganzen noch einen oben draufzusetzen, begleiten uns später auch noch mehrere Weißschnauzendelphine und springen immer wieder neben unserem Schiff aus dem Wasser. Ein gelungener Auftakt für unsere Expedition.

Tag 3: Auf der Überfahrt nach Grönland

Auf der Überfahrt nach Grönland
Datum: 07.09.2018
Position: 79°39.4’ N / 04°39.20’ E
Wind: W 10
Wetter: teilweise bewölkt
Lufttemperatur: +4

Mit dem morgendlichen Weckruf teilte uns Beau mit, dass wir in der Nacht ein gutes Stück gen Westen vorangekommen sind. Das Wetter war allerdings etwas anspruchsvoll mit einer Windstärke von bis zu 25 Knoten und einem guten Seegang, welche die Plancius in Bewegung brachte, während wir die Norwegische und Grönland-See überquerten. Kurz nach dem Weckruf hat uns Zsuzsanna zum Frühstücksbuffet eingeladen und wir konnten uns für einen See-fari (nicht Safari) Tag stärken. Nach dem Frühstück hat Andreas uns mit einer unterhaltsamen Präsentation über die Geologie von Svalbard informiert und uns 13.7 Billion Jahre in der Zeitgeschichte zurückversetzt; vom großen Knall bis zum heutigen Tag. Andreas erklärte, dass die Gesteine von Svalbard sehr unterschiedlich sind und fast jedes Erd-Zeitalter abdecken. Die ältesten Gesteine von Svalbard sind vom Proterozoi-kum; diese metamorphischen Gesteine findet man auch im Raudfjord, wo wir am Tag zuvor eine Anlandung hatten. Die Präsentation befasste sich mit allen Hauptgesteinsgruppen, ihre Entstehung und die unterschiedlichsten Umweltbedingungen. Dabei waren die sedimentären Gesteine, welche die markante Plateau-Landschaft um Longyearbyen bilden, wahrscheinlich am beeindrucktesten. Diese massiven kohlehaltigen Gesteine sind vor 300 Millionen Jahren, in Wäldern wo Dinosaurier noch frei herumliefen, entstanden. Andreas hat uns von diesem Zeitalter einige Fotos von Dinosau-rierspuren gezeigt, welche in einer der Kohle-Minen zu finden sind. Nach dem Mittagessen gab uns Ursula eine sehr unterhaltsame Präsentation über die Biologie und Lebensweise der Walrosse gegeben. Die Präsentation enthielt auch ein paar großartige Videos über das Verhalten der Walrosse. Wir haben weiterhin gelernt, dass Walrösser in der Arktis bis Mitte des 20. Jahrhunderts stark wegen ihrer Elfenbeinzähne und Öl von ihrer massiven Fettschicht, gejagt worden sind. Dadurch wurde die Population stark dezimiert und generiert sich erst heutzutage wieder und die Anzahl an Walrössern steigt stetig. Sie kolonisieren langsam die Küstengegenden um Svalbard herum. Beeindruckend war, als Ursula uns eine Pflanzen-basierte Alternative für Elfenbeinprodukte mitgebracht hatte; eine Tagua-Nuss von Zentral-Amerika (s. Bild rechts abgebildet mit einem Pottwalzahn). Die innere Nuss ist extrem hart und sieht dem Elfenbein zum Verwechseln ähnlich. Ursula beendete ihre unterhalt-same Präsentation mit dem Hinweis, dass es unendlich viele nachhaltige Lösungen zu Umweltprob-lematiken gibt, sofern wir bereit sind etwas kreativ zu denken und zu handeln. Gegen späten Nachmittag wurde das Wetter deutlich besser und die See wurde ruhiger, was für eine Erleichterung, wo doch gerade diese Gegend einen anderen Ruf hat. Auf einmal kam ein wei-ßer Schimmer am Horizont hervor und bevor wir es wussten, sind wir einer großen Fläche von ark-tischem See-Eis nähergekommen. Unsere ersten Eisberge auf unserer Reise! Kapitän Alexey hat die Plancius genau mitten in das Eisfeld navigiert. Das Wetter und das Licht wa-ren einmalig, dunkle Wolken hinter uns haben uns einen atmosphärischen Hintergrund gegeben und im Vergleich dazu, die Sonnen-belichteten strahlenden weißen Eisberge. Wir haben die Ge-schwindigkeit gedrosselt und beim Vorbeifahren konnten wir das Knistern und Knacken der im Was-ser treibenden Eisberge hören. Am Abend hat Beau sein Recap gehalten und uns über den morgi-gen Plan informiert, natürlich immer alles wetter- und eisabhängig. Anschließend war es Zeit das Menu von Ralf zu genießen und einen entspannten Abend anklingen zu lassen.

Tag 4: Küsteneis und Tafeleisberge

Küsteneis und Tafeleisberge
Datum: 04.09.2018
Position: 76°42.9’ N / 011°28.9’ W
Wind: SSW 12
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +1

Ein weiterer Tag auf See. Und wir haben Glück. Das Meer ist ruhig und die Plancius kommt gut vo-ran, doch die Überfahrt über die Fram Straße von Spitzbergen nach Grönland ist lang. Um uns die Wartezeit zu verkürzen, halten Ursula und Shelli in deutscher und englischer Sprache Vorträge über das Leben der Wale, ihre Entwicklung und Verbreitung und portraitieren die in der Arktis vorkom-menden Arten. Nach dem Mittagessen beginnt die Szenerie draußen interessanter zu werden. Die ersten, wenn auch kleinen Eisschollen treiben am Schiff vorbei. Wir erreichen die Küste Grönlands. Meereis zieht an uns vorüber und in der Ferne liegt Store Koldewey. Noch immer liegt eine lange Fahrt vor uns. Die Plancius steuert mitten durch die tabula-ren Eisberge. Mächtig ragen sie aus dem Wasser. Unbeschadete Stücke, die, wer weiß vor wie lan-ger Zeit, von großen Gletschern an der Nordostküste Grönlands abgebrochen sind. Die Meeres-strömung trieb sie bis an die heutige Position stetig gen Süden. Nun liegen sie ruhig im Wasser und schmelzen unsichtbar vor sich hin. Viel gab es zu entdecken und gebannt strömten wir auf die Außendecks um die Eisberge im bestem Licht zu fotografieren. Was für ein Erlebnis.

Tag 5: Küsteneis und Daneborg

Küsteneis und Daneborg
Datum: 09.09.2018
Position: 74°09.5’ N / 017°39.8’ W
Wind: S 10
Wetter: neblig
Lufttemperatur: +4

Nach dem morgendlichen Weckruf und einem ersten Blick aus dem Bullauge, begrüßte uns dichter Nebel. Plancius bewegte sich mit dem Wellengang des offenen Ozeans. Durch die Zeitumstellung blieben einige von uns etwas länger in der Koje, andere genossen entspannende Morgenstunden. Wegen schlechter Wetterbedingungen; viele kleine Eisberge im Wasser und dichter Nebel, ging unsere Weiterfahrt nur langsam voran. Dennoch verloren wir unser Ziel, eine Schiffs-Cruise bei Calvering und eine mögliche Anlandung bei Daneborg, nicht aus den Augen. Das Expeditionsteam nutzte die Gelegenheit um noch mehr Informationen mit den Passagieren zu teilen. Lynn erklärte in ihrer Präsentation die fundamentalen Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen der Arktis und der Antarktis. Anschließend hat Zsuszanna den Schiffs Shop geöffnet und hatte entsprechende Lite-ratur und andere Souvenirs im Angebot. Während wir unser Mittagessen einnahmen, haben wir unsere Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir bald unsere ersten Schritte auf Grönland machen können, das wir bisher nur auf dem Radar auf der Brücke und auf der Landkarte in der Lounge sehen konnten. Sobald sich eine Nebeldecke aufgelöst hatte, kam bereits die nächste, welche sich wieder um unser Schiff gelegt hatte. Die geplante Anlandung bei der großen dänischen Station Daneborg blieb frag-lich. Gegen 14 Uhr wurde wir endlich mit einer hervorragenden Sicht beschenkt. Warme Sonnen-strahlen versüßten uns den Aufenthalt an Deck und wir konnten ohne dick eingepackt zu sein die Landschaft genießen. Expeditionsleiter Beau hat die dänische Station mehrmals angefunkt, doch leider ohne positive Antwort. Denn der Stations¬leiter teilte uns mit, dass keine Anlandung möglich sei, da sie zu beschäf-tigt seien. Wir lichteten den Anker und fuhren Richtung Westen, wo eine wissenschaftliche Station namens Zackenburg zu finden ist. Nach unserem Funkanruf reagierte der Stationsleiter schnell und hätte uns auch gerne willkommen geheißen. Doch letztlich konnten wir wegen zu dichtem Eis nicht an-landen. Auch war das verbleibende Team sehr beschäftigt um die Station für den kommenden Win-ter und die Abreise vorzubereiten. Wir wünschten ihnen von Herzen alles Gute und nahmen unsere Schifffahrt der Küste von Clavering entlang wieder auf. Dabei hörten wir schon von weitem die Rufe von Kurzschnabelgänsen, die in Schwärmen über uns gen Süden flogen. Und dann entdeckten wir ein Walross auf einer kleinen Eisscholle. Leider konnten wir nicht be-obachten, wie es die Hunderte von Kilos auf die Eisscholle gehievt hat. Ziemlich sicher hat es seine langen Stoßzähne dazu benützt. Während der Häutungsphase, die mehrere Wochen dauern kann, ruhen Walrosse auf Eisschollen oder an Land, um möglichst wenig Energie zu verlieren. Interessan-terweise hielten sich auch mehrere Kolkraben beim Walross auf. Wir vermuteten, dass sie sich von den Hautfetzen ernährten. Während unserer Weiterfahrt konnten wir Grönland mit dem Fernglas oder von bloßem Aug in all seinen Facetten genießen. Die herbstlichen Farben von roten Zwergbirken und gelben Weiden kontrastrierten besonders schön mit den zimtfarbenen Felsen, der azurblauen Wasseroberfläche und dem glänzendem Meereis. Langsam ging es dann zurück auf die offene See, um zum Kaiser-Franz-Josef Fjord zu gelangen, wo für den nächsten Tag eine Anlandung in Myggebukten geplant ist.

Tag 6: Myggbukta

Myggbukta
Datum: 10.09.2018
Position: 73°28.3’ N / 021°29.4’ W
Wind: W 2
Wetter: bewölkt mit Regen
Lufttemperatur: +2

Nach dem gestrigen Tag an dem wir ständig in und aus den Nebelbänken gefahren sind, war es eine Wohltat den heutigen Morgen ohne Nebel begrüßen zu können. Über den leichten Regen-schauer konnte man dann leicht hinwegsehen. Über Nacht sind wir weiter südlich Richtung Myggbukta gefahren, in eine kleine Bucht namens Mackenzie am Anfang des Franz Joseph Fjords. Nach dem Frühstück haben wir uns mit allen regendichten Kleidern gewappnet und uns an der Gangway auf eine nasse Zodiac-Tour Richtung Strand eingestellt. Unser erstes Grönländisches Fest-land! Der Regen konnte uns nicht davon abhalten aufs Festland zu gehen. Am Strand angelangt, lag das erste Delta vor unseren Füssen. Beau hat uns darüber informiert, dass wir diesen Ort innerhalb des von den Guides abgesteckten Perimeters frei erkunden durften. Es gab ein für nordische Verhältnisse größeres Haupthaus, zusammengefallene Hundegehege, eine einzel-ne kleine Hundehütte und ein ockerfarbener Schleifstock. Vor dem Haus lag auf einem Tisch eine interessante Knochensammlung mit einem Moschus-Schädel und Rentier-Geweihe die an die Wand montiert waren. Die Hütte wurde in den 1920er gebaut und ist heute noch in einem erstaunlich guten Zustand. Ver-mutlich auch, weil sie zeitweise von der Sirius Patrol als Außenposten zur ihrer Hauptstation in Da-neborg benützt und wohl auch unterhalten wird. Auf einem größeren Haufen lagen viele rostende Metallstücke in der Nähe des Strandes. Sie erzählten ein bisschen über das alltägliche Leben an diesem fernen Ort. Während wir selbständig in der Tundra herumlaufen konnten, sahen wir viele Polarweiden, Weiße Silberwurz, Stengelloses Leimkraut und vielen Steinbrecharten. Einige standen immer noch in der Blüte und andere schienen schon bereit für den kommenden Winter. Am stärksten färbten die gel-ben Weidenblätter und die intensiv weinroten Birkenblätter die Landschaft Die vielen Kothaufen deuteten darauf hin, dass hier regelmäßig Moschusochsen grasen, doch leider waren während unserer Anlandung keine in Sicht. Wir fanden auch viele gut erhaltene Schädel und Skelettteile, die sich in der kalten Witterung nur langsam zersetzen. Der leichte aber dennoch kon-stante Regen ließ uns, obwohl kein Wind zu spüren war, dennoch etwas frieren. So kehrten einige von uns schon früher zurück in die warme Lounge auf der Pancius. Von dort aus hatten wir ebenfalls eine gute Sicht und es ließ sich gut auf das baldige warme Mittagessen warten. Gegen Mittag lichtete der Kapitän den Anker und wir fuhren aus der Mackenzie Bucht Richtung Kaiser-Franz-Joseph Fjord, wo wir eine fantastische Sicht auf Gesteine aus dem Devon Zeitalter mit pechschwarzen vulkanischen Dykes hatten. Die Fjorde waren hier von hoch aufragenden Felswän-den umrahmt. Auf der nordöstlichen Seite thront der 1600 m hohe „Harder Bierg“ auf Gauss Halvo, der größten Halbinsel, über uns. Die südwestliche Seite besteht aus mehreren kleinen Inseln, wel-che auch hohe Bergspitzen haben, allerdings verschwinden diese alle in den Wolken. Um das Schiff herum drifteten überraschenderweise einige große Eisberge. Diese großen Stücke aus glazialen Eis, welche nur 1/9tel ihrer wahren Größe zeigen, waren von Wellen, Wind und Zeit, in einzigartige Formen gestaltet. Am späteren Nachmittag hat Beau einen Vortrag über die Sirius Patrol gehalten. Dies ist eine Spe-zialeinheit der dänischen Regierung. Die Teams patrouillieren mit ihren Hundeschlitten während Monaten die eisigen Gegenden Grönlands um sicherzustellen, dass in der weiten Wildnis alles in Ordnung ist. Aber vor allem auch um Dänemarks Bedingung; Grönland zu managen und sich um das Land zu kümmern, aufrecht zu erhalten. Fotos: Lynn Woodward (1,7), Ursula Tscherter (2-4), Shelli Ogilvy (5,6) Kapitän Alexey hatte einen großen Tafeleisberg gefunden. Der gefiel ihm so gut, dass er ihn einmal umrundete. Dabei manövrierte er die Plancius so spielend leicht, als sei sie ein Zodiac. Es war ein-malig den Eisberg und somit auch den Fjord aus allen Blickwinkeln anschauen zu können. Weiterhin fielen uns dabei die sagenhaften Felskompositionen der Bergwände auf. Die gestreiften Schichten ließen nur erahnen, welch unglaubliche Kräfte bei deren Entstehung wirkten, um die ursprünglich horizontalen Schichten in die Vertikale zu drücken. Am späten Nachmittag hielt Andreas einen interessanten Vortrag über die Aurora Borealis. In sei-nem Vortrag mit sehr imposanten Bildern, erklärte er uns was genau diese Himmelslichter sind und wie sie entstehen. Hoffentlich werden wir während unserer Reise in den Genuss kommen, dieses Phänomen selber bestaunen zu können. An unserem Recap informierte Beau über den nächsten Tag. Ursula erklärte uns das Ziel ihrer selbstgemachten lebensgroßen Tiermodelle. Die Arbeit und Idee die dahinter steckt, ist einfach beeindruckend. Ursula benutzt diese, um in Schulen den Kindern die Tierwelt greif- und erlebbar zu machen. Gäste und Crew sehr begeistert und viele müssen die Ringelrobbe im Treppenhaus beim Vorbeigehen immer wieder berühren. Die Modelle helfen hier auf dem Schiff aber auch zuhause, die Botschaft der Arktis nachhaltig zu vermitteln. Das Abendessen fand dieses Mal auf dem hinteren Deck statt: es gab ein Grönland BBQ!! Das Kü-chen-Team erwartete uns mit einem Festmahl; Salate, Knoblauchbrot, verschiedene Fleischsorten, Kartoffeln, Maiskolben und das beste: Glühwein!! Es wurde alles geboten was das Herz begehrt. Die Stimmung war einmalig, denn ziemlich bald mussten die Tische und Bänke zur Seite geschafft wer-den, damit eine ausreichend große Tanzfläche zur Verfügung stand. Tanzen unter freiem Himmel, umgeben von Eisbergen und schneebedeckten Berggipfeln und das alles im Kaiser Franz Joseph Fjord. Impressionen, die einen mit einem zufriedenen Lächeln ins Bett fallen lassen.

Tag 7: Blomsterbugten und Maria Ø

Blomsterbugten und Maria Ø
Datum: 11.09.2018
Position: 73°20.4’ N / 025°22.4’ W
Wind: NW 1
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +4

Die Plancius steht vor dem Teufelsschloss. Ein faszinierender geschichteter Berg, der 1870 schon von der zweiten deutschen Nordpolexpedition unter Koldewey gezeichnet wurde. Tiefe Wolken hängen hüllen die Bergspitzen in Nebel und es regnet, dennoch gehen wir an Land. Blomsterbugt heißt die Landestelle für den Vormittag. Die Blumenbucht. Ein unübersichtliches Gelände erwartet uns. In drei Gruppen erkunden wir die Landschaft und einige von uns schaffen es bis zu einem roten See, welcher von roten sedimentführenden Flüssen gespeist wird. Ein faszinierendes Erlebnis. Am Nachmittag geht es dann an einer kleinen Insel namens Maria Ø, also Maria Insel, an Land. Wir laufen über die flache Tundra, hinweg über Polar Weiden und Polar Birken, stoßen auf frische Mo-schusochsenspuren und nähern uns einigen interessanten Felsformationen. Ein nasser, aber den-noch durch und durch eindrücklicher Tag ging zu Ende.

Tag 8: Segelsällskapet und Alpefjord

Segelsällskapet und Alpefjord
Datum: 12.09.2018
Position: 72°12.8’ N / 025°27.0’ W
Wind: N 5
Wetter: neblig
Lufttemperatur: +5

Der heutige Reisetag wurde zu einem Tag der Highlights. Doch dies wussten wir beim Aufstehen noch nicht. Ehrlich gesagt, waren wir auch etwas enttäuscht die grönländische Berglandschaft draußen wolken- und nebelverhangen zu sehen. Ja, es regnete sogar, was schon einem schon auf die Stimmung drückte. Während des Frühstücks erreichte die Plancius unseren nächsten Ausflugsort im Alpefjord Fjord. Zum ersten Mal fand die Morgenexkursion in zwei Gruppen statt. Wir fuhren mit den Zodiacs zum Seftestrømsgletscher und Gullygletscher. Durch Regen und Wind wurde die Fahrt entlang der ho-hen Abbruchkante zu einem authentischen und erinnerungswürdigen Abenteuer. Mit der Zeit kro-chen auch Nässe und Kälte in unsere Kleider. Der Wind nahm auch stetig zu und so fuhren wir so langsam wie nötig und so schnell wie möglich durch die höher werdenden Wellen zum Schiff zu-rück. Am Ende kamen alle wohlbehalten und aber nass an der Gangway an. Leider erreichte der Wind zu jenem Zeitpunkt fast 25 Knoten, so dass wir die Ausfahrt für die zweite Gruppe streichen mussten. Dies war alles andere als ideal und so hofften wir alle, dass uns der Nachmittag eine tolle Landung bescheren würde. Und tatsächlich. Der Ort Segelsällskapet hätte nicht schöner und eindrücklicher sein können. Schon von weitem entdeckten wir am rechten Ufer des engen Fjords einen hell schimmernden Felsstrei-fen. An der gegenüberliegenden Landungsstelle sahen wir beim Näherkommen das Gegenstück. Dank dem Perimeter, den die Guides durch ihre Präsenz absteckten, konnten wir uns in dieser ein-maligen Landschaft frei bewegen. So hatte jeder und jede genügend Zeit zu verweilen, zu fotogra-fieren oder die Steinmuster mit dem Schmetterlingsfeldstecher (Pentax Papillo II) zu bestaunen. Hier brauchte es keine Tiere oder Pflanzen. Hier fanden wir ein Paradies von Felsen, Felsformatio-nen, Strukturen, Muster und Farben vor. Der anfangs noch anhaltende Regen verstärkte sogar die Intensität der Farben. Das Kalkgestein entstand vor langer Zeit, als die Gegend unter Wasser lag und die Sedimente sich auf dem Meeresboden ablagerten. Dazwischen gab es lange Perioden mit tieferem Meeresspiegel, wodurch die exponierten Sedimente mehr Sauerstoff erhielten. So ent-standen helle Sedimente im Wechsel mit dunklen und schwarzen Schichten. Mit Worten lässt sich die Schönheit der senkrechten, gekurvten oder zersplitterten Gesteinsschichten nicht beschreiben. Darum sollen hier die Bilder Bände sprechen: Später entdeckte ein Gast kleine Spritzer über der Wasseroberfläche. Alarmiert, fuhr das großarti-ge Team auf der Brücke die Plancius langsam darauf zu. Nach anfänglichem Zögern identifizierten die Guides die auftauchenden Tiere als Narwale! Was für eine seltene Begegnung, welch ein Glück für uns. Erstaunlich lange konnten wir die Tiere aus nur wenigen hundert Metern Distanz beobach-ten. Und plötzlich waren sie, wie dies so oft bei Walen geschieht, verschwunden. Es war toll zu erle-ben, wie wir alle etwas aufgeregt, Kameras und Feldstecher benützend, an Deck standen und diese einmalige Sichtung genossen. Einmal mehr war zu spüren, welche Faszination Wale, und seien sie noch so weit weg und wenig sichtbar, auf uns ausüben. Nach dem Abendessen ließen wir den heutigen Tag in entspannter und lockerer Stimmung ausklin-gen.

Tag 9: Vikingebugt und Gasefjord

Vikingebugt und Gasefjord
Datum: 13.09.2018
Position: 70°23.1’ N / 022°21.1’ W
Wind: N 6
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +2

Nach einer etwas turbulenten Nacht mit viel Wellengang, begrüß uns der Tag mit einem herrlich blauen Himmel. Es ist auch kein Regen in Sicht. Über Nacht sind wir über das offene Meer südlich von Davy Sund entlang der Küste von Liverpool-Land, einer langen dünnen Halbinsel, welche einen großen Teil der Ostküste ausmacht, gefahren. Nach dem morgendlichen Weckruf von Beau, sind wir schon fast im Scorsby Sund. Die See ist ruhig, die Aussicht um uns herum sagenhaft und viele Eisberge treiben um die Plancius herum. Die verschiedenen Sedimentschichten der seitlich aufragenden Wände sind mit frischem Schnee bedeckt, welcher einen guten Kontrast zu den dunklen Bergen bietet. Auch wenn es draußen etwas kalt ist, hält es die meisten von uns nicht davon ab, regelmäßig nach draußen zu gehen, um Bilder von der einmaligen Kulisse zu machen. Scorsby Sund ist einer der längsten Fjordsysteme der Welt. Wir fahren der südlichen Küste entlang Richtung Vikingebugt, eine Bucht geformt wie ein Hufeisen. Dort reicht der Bredegletscher ("Wide Glacier") bis zur See hinunter. Während wir fahren, hält Laurence in der Lounge eine Präsentation über Gletscher. Er erklärt, was ein Gletscher eigentlich ist und wie viele verschiedene es davon gibt. Er berichtet ebenfalls über das einmalige Eis in Sva-lbard und Grönland und über die Veränderungen der Kryosphäre. Nach der Präsentation wollen wir eigentlich zum Mittagessen gehen. Doch zuerst bestaunen wir einen riesigen Eisberg, der Kapitän Alexey langsam und nah umrundet. Diesen Eisberg von allen Seiten betrachten zu können, ist ein-mal mehr einzigartig und bietet unserer Kamera viele erinnerungswürdige Perspektiven. Während des Mittagessens sind wir Vikingebugt näher gekommen und können den Gletscher in der Ferne erkennen. Ein großes Segelschiff, die „Rembrandt“, kommt uns aus dem Eis entgegen. Da-nach verkündet uns Beau, dass Andreas nicht weit entfernt einen Eisbären entdeckt hat. Zuerst ist dieser nur als kleiner cremefarbener Haufen zu erkennen. Der Eisbär liegt gemütlich hinter einem Felsen und schläft. Das laute Geräusch des Ankers weckt ihn zwar auf, doch er lässt sich zum Glück nicht weiter stören. Und schon steigt die erste Gruppe an der Gangway in die Zodiacs um den Eisbären und die Gegend von nahem zu betrachten. Der Eisbär richtet sich ab und zu etwas auf und so können wir gute Fotos schiessen. Während unserer Zodiac-Tour fahren wir an sehr imposanten Basalt-Säulen vorbei. Diese sind ein genauso tolles Fotosujet wie der Eisbär. Diese hexagonalen Säulen aus Basalt oder Dolerit wurden vor circa 55 Millionen Jahren während einer großen Vulkanexplosion geformt. Diese Kräfte entstanden bei der Öffnung des atlantischen Ozeans. Die Säulen lagen horizontal, vertikal, verdreht und gebogen, was Rückschlüsse auf die Richtung der Abkühlung zulässt. Der Gletscher, den wir diesmal nur aus der Weite ansehen können, hat wohl in letzter Zeit oft ge-kalbt, denn es liegen viele kleinere Eisberge im Wasser. Wir kurven langsam durch diese Land-schaft aus Wasser und Eis. Unser Guide schaltet den Motor ab. Und so können wir deutlich hören, wie die vielen Luftblasen geräuschvoll aus dem Eis austreten. Es macht viel Spaß mit dem Zodiac die Eisstücke beiseite zu schieben und dabei wie ein kleiner Eisbrecher zu wirken. Die Küstenregion ist sehr beeindruckend, vor allem auch weil es viele Weiden und Birken hat, deren gelbe und rote Herbstblätter kontrastreich vom dunkeln Untergrund abheben. Wir verbringen eine unglaublich gute Zeit hier und so will keiner von uns wirklich zum Schiff zu-rückkehren. Letztendlich reissen wir uns los, fahren zur Plancius und wünschen den nächsten Passa-gieren eine tolle Zodiactour. Wie üblich informiert uns Beau beim abendlichen Recap über die Aktivitäten und Pläne des nächs-ten Tages. Danach berichtet Ursula über Narwale, die wir gestern und sogar gesehen haben. Diese relativ kleine Walart ist im allgemeinen sehr scheu und kommt Schiffen für gewöhnlich nicht sehr nahe. Deshalb können wir beide Sichtungen als sehr seltene Begegnungen wahrnehmen. Narwale werden nicht größer als 5 m und haben keine große Blasfontäne, was eine Sichtung immer sehr schwierig gestaltet. Narwale verlassen die Arktis nie und können sehr lange unter Wasser bleiben. Ursula hat uns weiter erklärt, wohin die Narwale wandern, wie alt sie werden bzw. wie man ihr Alter bestimmen kann. Wie wir alle war auch Ursula überglücklich, diese Tiere in freier Wildbahn gesehen zu haben. Es war ihre erste Sichtung. Nach dem Abendessen treffen sich die „üblichen Verdächtigen“an der Bar und es entwickeln sich schnell erste lebhafte Unterhaltungen. Rolando ist wie immer ein sehr aufmerksamer Barkeeper und stellt sicher, dass keines unserer Gläser leer blieb.

Tag 10: Nebel und Rode Ø

Nebel und Rode Ø
Datum: 14.09.2018
Position: 70°28.3’ N / 028°05.2’ W
Wind: N 2
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +3

Als Beau’s Weckruf ertönt scheint noch die Sonne, doch schon ein paar Minuten später verschwin-det der Fjord in dichtem Nebel und wir sitzen beim Frühstück und starren hinaus in das scheinbare Nichts. Nebel, Nebel, nichts als Nebel soweit das Auge reicht. Geplant ist eigentlich eine Landung bei Røde Ø, der roten Insel und eine Zodiac Cruise um die dortigen Eisberge. Doch der Nebel will sich nicht lichten. Eis treibt an der Plancius vorbei und die Brücke entscheidet sich schnell wieder, den Anker zu lichten, da gewaltige Eisberge auf das Schiff zu treiben. Die Plancius beginnt im Fjord Kreise zu ziehen, während wir darauf warten, dass sich der Nebel lichtet und Klarheit in den Fjord und unser Tagesprogramm bringt. Doch es dauert. Gegen Mittag verzieht er sich ein bisschen auf und offenbart eine traumhafte Kulisse. Und wir warten, warten darauf, dass der Nebel sich weiter lichtet. Nach dem Mittagessen startet das Team einen Anlauf an Land zu gehen. Die Zodiacs werden ins Wasser gelassen und die ersten Erkundungsboote fahren los und verschwinden schon bald im Nebel zwischen den Eisbergen. Und während die ande-ren Guides in ihren Zodiacs im Wasser treiben, wird der Nebel innert Minuten wieder dichter und alles versinkt in undurchsichtigem Grau. Man sieht keine 50 Meter weit. In der Ferne ertönt ein Donner: Einer der großen Eisberge hat begonnen sich zu drehen und zu zerbrechen. Gewaltige Tsunamiwellen schlagen auf die geplante Landestelle, scheinbar aus dem dichten Nebelnichts kommt. Um unsere Sicherheit nicht zu gefährden, entscheidet das Expeditionsteam die geplante Landung schweren Herzens abzusagen. Schade, aber die Sicherheit geht nun mal vor, wir sind schließlich auf einer Expedition und weit ab von jeglicher Hilfe von Außen. Und so macht sich die Plancius weiter auf den Weg durch den Fjord und nach einer Weile lichtet sich der Nebel und wir erleben ein magisches Schauspiel der besonderen Art: Gewaltige Bergmas-sive und Eisberge im schönsten Sonnenlicht die im stillen Wasser des Fjordes treiben. Was für ein Anblick! Um das Ganze noch zu krönen, versüßt uns das Hotelteam den späten Nachmittag an Deck noch mit einer heißen Schokolade mit Schuss und Sahne. Auch ohne Landgang war es heute ein faszinierender und lehrreicher Tag der mit Vorträgen über Eisbären und den Klimawandel von Beau und Arjen ergänzt wurde. Ein Tag, der zum Abendessen von einem herrlichen Sonnenuntergang gekrönt wird.

Tag 11: Jytte Havn und Rune Island

Jytte Havn und Rune Island
Datum: 15.09.2018
Position: 71°04.6’ N / 005°36.4’ W
Wind: W 1
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +3

Nach dem gestrigen wundervollen Nachmittag und Abend, mit schönem Tageslicht und klaren Himmel, waren wir voller Hoffnung den heutigen Tag ebenfalls so beginnen zu können. Aber leider war unser „bekannter Freund“ der Nebel wieder zurück. Im Inneren des Fjordes allerdings, waren die Bedingungen ruhig und es schwammen ein paar „große Klötze“ an Eisbergen um uns herum. Während des Frühstücks hat der Kapitän den Anker geworfen. Dies war bei Bjornoer auf deutsch das „Bärenland“, mit vielen keinen felsigen Inseln am nördlichen Ende von Hall Bredning, die große Wasserstraße welche Richtung Norden von Scorsbysund fließt. Nach dem Frühstück machten wir uns bereit für eine Wanderung auf Jytte Havn. Langsam lichtete sich der Nebel. Die Bergspitzen waren mit frischem Schnee, der wohl über Nacht gefallen sein muss, bedeckt. Wir sammelten uns alle an der Gangway, bereit um an Land zu gehen und die Gegend zu erkunden. Nachdem wir alle mit unserem Zodiac-Taxi auf die Insel gebracht worden sind, wurden wir in klei-nere Gruppen aufgeteilt, damit alle Interessensgruppen das Beste von ihrem Ausflug erwarten konnten. Die vielen Farben der Weiden und diversen Flechten machten es uns leicht von der Ge-gend beeindruckt zu sein. Hinzu kamen die Felsen, die in vielfältigen Farben um die Wette strahlten. Wir sind einen kleinen Berg aufgestiegen, welcher uns, an der höchsten Stelle angekommen, mit einer sagenhaften Sicht auf große Eisberge belohnte. Als dann noch die Sonne raus kam und diese Eisberge in ein besonde-res Licht setze, hörte man nur noch das Klicken der Fotoapparate. Ursula nutze die Zeit, um eine „arktische Minute der Ruhe“ einzuführen. Wir sollten einfach mal die Ruhe und Schönheit der Ark-tis auf uns wirken lassen. Aus einer Minute wurden schließlich 5 Minuten, es war wie ein magischer Ort. Bald fing es dann auch wieder an zu schneien und wir machten uns langsam auf den Rückweg. Zurück auf der Plancius erwartete uns ein warmes Mittagsbuffet, das uns für den Nachmittag stär-ken sollte. Wir hatten eine weitere Wanderung auf dem Plan, für diejenigen die noch weitere Ber-ge und Felsen besteigen wollten. Je näher wir unserem Anlandungsplatz kamen, desto ruhiger wur-de das Meer und wir konnten in Ruhe die umherschwimmenden Eisberge genießen. Die Anlandung war bei Ingmikertikajik, eine kleine Insel welche nördöstlich von unserer vorherigen Anlandung lag, nahe bei Sydcap vom Festland von Scoresby Land. Diese Insel war kulturell sehr re-levant für die Thule-Bevölkerung, weil dies ihre Sommer Unterkunft war. Die Thules sind vor ca. 1000 bis 1500 Jahre von Kanada nach Grönland gekommen. Leider wissen wir nur sehr wenig über die Thule Bevölkerung, weil sie sehr wenige Spuren hinterlassen haben. Unter anderem nur Stein-Kreise die wohl für Zelte genutzt wurden und um ein Begräbnis zu kennzeichnen. Die Thules hatten ein sehr einfaches Leben, sie haben gejagt und alles was sie benutzt haben war organisch und konn-te dementsprechend schnell von der Natur wieder zersetzt werden. Sobald wir alle an Land waren, zeigte uns Beau wo wir die Stein-Kreise finden konnten, allerdings waren sie nicht mehr so ganz eindeutig als solche zu charakterisieren. Wir konnten uns wieder entscheiden in welche Gruppe wir mitlaufen wollten; langsam, mittel und schnell und sobald sich die Gruppen gebildet hatten, ging es auch schon los. Im Gegensatz zum Morgen, hatten wir bei dieser Anlandung einen klaren blauen Himmel und eine starke Sonne, die viele von uns einfach nur auf einem Stein sitzend, genießen wollten. Dabei hatten wir die sagenhafte Landschaft, die Berge und die riesigen Eisberge mal wieder gut im Blick. Dieser perfekte Nachmittag schien Beau genau richtig zu sein, um einen „polar-plunch“ sprich Po-lar-Schwimmen, anzubieten. Einmal in polaren Gewässern einzutauchen, das war nur etwas für besonders Mutige oder Verrückte. Jedenfalls gab es genügend Verrückte, die sich nicht vom nur ca. 3 oC „warmen“ Wasser abhalten ließen und bestärkt von den umherstehenden und jubelnden Gäs-ten, ihren schnellen Sprung ins kalte Nass wagten. Nach diesem Erlebnis ging es schnell zurück zum Schiff, um den wohlverdienten Aperitif an der Bar einzunehmen. Von den verschiedenen Decks der Plancius, war das Eisfeld südlich von uns sehr gut sichtbar und unglaublich schön, irgendwie kam man sich vor wie in einer anderen Welt. Auf dem Weg zu unserer nächsten Destination, machte der Kapitän eine Durchsage, dass wir in ein Eisfeld kommen würden mit riesigen Eisbergen. Beau hat daraufhin entschieden, dass sich Grön-land gerade von seiner schönsten Seite zeigt und deswegen das abendliche Recap sehr kurz gehal-ten hat und nur die wichtigsten Infos für den morgigen Tag angesagt hat. Somit konnten wir die riesigen Eisberge von Ost-Grönland in aller Ruhe bestaunen. Die Fahrt durch die Eisberge kann nur mit purer Magie vergleichen. Die Eisberge leuchteten in ihren unterschiedlichsten Farben, strah-lend weiß oder tief-blau und waren in einmalige Skulpturen geformt. Gegen 19 Uhr lud uns Zsuzsanna zum Abendessen ein und obwohl wir uns nur schwer von den Eis-bergen trennen konnten, so wollten wir auch nicht, das leckere Abendessen verpassen und machten uns auf Richtung Restaurant. Aber die Nacht war noch nicht vorbei. Gegen Mitternacht hat uns Beau mit einer Ansage darüber aufmerksam gemacht, dass Nordlichter zu sehen seien! Die meisten von uns schafften es nochmal aus ihrem warmen Bett raus, auf die Decks, um das einmalige Farbenspiel zu beobachten. Aller-dings waren sie nicht so stark, wie manche es sich erhofft hätten. Auf dem Hinterdeck konnte man ein weiteres Farbenspiel beobachten und zwar die Biolumineszenz, welche von Kleinstalgen produ-ziert wird. Leider wurde der Wind etwas stärker und trieb somit die meisten wieder zurück zur Lounge, um noch ein Heißgetränk einzunehmen, oder direkt zurück ins Bett.

Tag 12: Ittoqqortoormiit und Kap Tobin

Ittoqqortoormiit und Kap Tobin
Datum: 16.09.2018
Position: 70°28.6’ N / 021°52.1’ W
Wind: NE 6
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +1

Zurück zur Zivilisation. Wenn man es denn so nennen kann. Wir haben Ittoqqortoormiit erreicht. Unsere Telefone funktionieren wieder. Auch wenn die Gebühren teuer sind, sieht man auf dem Schiff auf einmal die aus dem europäischen Alltag bekannten Verhaltensweisen: Leute, die wie wild in ihre Smartphones starren. Mal wieder versuchen wir an einem Sonntagmorgen jemanden in Grönland zu erreichen und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass wir eine Weile warten müssen, bis zwei Polizeioffiziere an Bord kommen, um unsere Visa für die Einreise nach Grönland zu kontrollieren. Nach einer Weile, ist die Freigabe erteilt und wir können an Land. Das nördlichste grönländische Dorf an der Ostküste erwar-tet uns. Eine andere Welt. Unter dem grauen Himmel kontrastieren die farbigen Häuser sehr schön. Wir entdecken ein Eisbär-fell, welches zum Trocknen hängt, Huskywelpen, welche auf der Straße tollen und schauen den Me-teorologen zu, wie sie den Ballon aufblasen und in den Himmel steigen lassen. Dieser misst in bis zu 35 km Höhe Luftdruck, Windstärke und –richtung, Informationen die man heute noch nicht mit Messgeräten erfassen kann. Wahrlich eine andere und eigene Welt. Die Einheimischen sind sehr freundlich und heißen uns in ihrem Dorf willkommen. Im Touristenbüro bietet man uns Moschusochsenfleisch zum Probieren an und im Museum können wir die grönländische Tracht live bestaunen. Fasziniert streifen wir durch den Ort und erkunden diese, für uns doch so fremde und unwirkliche Welt, die die Grönländer ihre Heimat nennen. Gegen Ende der Landung beginnt es dicht zu schneien. Die Flocken sind gross aber sehr trocken. Der Winter kommt und der erste Schnee der Saison fällt auf das kleine Dorf. Bald schon werden die Einheimischen wieder in der Lage sein, mit Hundeschlitten und Schneemobilen die Gegend zu erkunden. Das Schneegestöber nimmt zu, genau wie der Nebel. Am Nachmittag wollen wir bei Kap Tobin lan-den, aber die Bedingungen lassen es letztendlich nicht zu. Es findet sich keine geschützte Landestel-le und wir können nicht an Land. Stattdessen gibt uns Ursula einen Vortrag zum Plastikmüllproblem in den Ozeanen und auch in der Arktis. Ein erschreckendes Problem, welches letztlich wieder bei uns auf unseren Tellern landet. Letztlich liegt die Lösung auch bei jedem Einzelnen von uns. Denn Reduktion und Vermeidung sind der erste Schritt eines langen Weges, den wir gehen müssen, um das Problem zu lösen. Um die Entstehung des Mikroplastik bei der Kleiderwäsche zu vermeiden, ist der Guppyfriend Waschbeutel ein günstige Möglichkeit, einen Beitrag zu deren Reduktion zu leisten. Und während das Schiff hinaus fährt in offene und stürmische Dänemark Straße, wirbeln in uns un-sere Gedanken. Ein Wirbel von Erlebnissen, Erfahrungen und all den Dingen die wir auf dieser Reise gelernt haben und darüber, wie selbst unsere kleinen alltäglichen Handlungen großen Einfluss auf die empfindlichen Ökosysteme in der Arktis haben.

Tag 13: Auf hoher See Richtung Island

Auf hoher See Richtung Island
Datum: 17.09.2018
Position: 67°51.1’ N / 021°30.47’ W
Wind: NE 10
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +5

Der heutige Tag ist anstrengend. Nicht weil wir lange Wanderungen unternehmen oder in Schnee-gestöber über das Wasser fahren. Sondern weil die Plancius sich durch 4 – 5 m hohe Wellen pflü-gen muss. Ein Sturm mit Windstärken von xxx km/h tobt zwischen Grönland und Island. So liegen die meisten von uns in den Kabinen und ertragen geduldig die fortwährenden Auf und Ab und Hin und Her Bewegungen des Schiffes. Unsere Doktorin Veronique ist erstaunenswert fit und kümmert sich toll um uns. Die anderen sind mehr oder weniger munter unterwegs und schaffen es sogar, die Vorträge von Ursula und Isabelle zu besuchen. Ursula stellt die spannenden Jagdstrategien von Walen und Delfinen vor. Während Zahnwale versu-chen ein Beutetier aus einem Schwarm zu erwischen, erfassen die Bartenwale mit ihren riesigen Mäulern möglichst viele der kleinen Fische wie Heringe. Im Unterschied zu unserer industriellen Fischerei bleiben dabei immer genügend Tiere übrig, um sich nachhaltig zu reproduzieren. Sie er-klärt uns das Prinzip der Natur, dass für jede trophische Stufe nur 10% der Energie der vorherge-henden Stufe zur Verfügung steht. So ist es verständlich, dass Fleischfresser, die höher auf der Nah-rungspyramide stehen, viel mehr Energie der ursprünglichen Nahrungsmasse brauchen. Würde die Menschheit diesem Prinzip mehr folgen und weniger Fleisch produzieren, könnten viele Umwelt-probleme wie Fleischproduktion, Ernährungsarmut und Klimawandel verringert werden. Zu guter Letzt erklärt sie anhand der Schweizer Schokolade Toblerone, warum ein Blauwal, d.h. ein grosser Körper viel weniger Energie zur Aufrechterhaltung seiner Körpertemperatur aufwenden muss, als ein kleiner Körper wie ein Delfin. Denn die Körperoberfläche eines grossen Körpers ist im Verhältnis zum Volumen viel kleiner. Dies nutzen zum Beispiel Kaiserpinguine, wenn sie im Schnee-sturm und bei -40° C nah zueinanderstehen und so ihre Körperoberfläche massiv verringern. Zur gleichen Zeit stellt uns Isabelle in deutscher Sprache die faszinierende und unsichtbare Welt des Planktons vor. Dies sind kleine pflanzliche oder tierische Lebewesen, die in der marinen Nahrungs-kette eine zentrale Schlüsselrolle einnehmen. Sie berichtet wie sie Plankton erforscht hat. Heute ist man sich der Wichtigkeit des Planktons für marine Tierarten wie Fische, Haie, Wale, Robben und Eisbären und nicht zuletzt den Menschen bewusst. Isabelle erklärt uns auch anschaulich, wie Plank-ton C02 bindet und so zum Klimaschutz beiträgt. Leider lässt es der Sturm und die hohen Wellen am Nachmittag nicht zu, die Vorträge des Morgens noch einmal in der anderen Sprache anzubieten. Zu stark schaukelt die Plancius durch die immer noch hohen Wellen. Nach dem abendlichen Recap nähern wir uns der Nordwestküste Islands und fahren in den Fjord von Akureyri ein. Sofort wird es ruhiger und wir halten Ausschau nach Walen und Delfinen.

Tag 14: Ausschiffung in Akureyri

Ausschiffung in Akureyri
Datum: 18.09.2018
Position: 65°41.3’ N / 018°04.5’ W
Wind: NE 2
Wetter: Nebel
Lufttemperatur: +3

Nach einem letzten zweisprachigen Weckruf von Beau gehen wir zu unserem letzten Frühstück an Bord der Plancius. Wie aufgefordert stellen wir unser grosses Gepäck vor die Kabine, so dass das Team und Crew es an die Pier stellen können. Und zum letzten Mal gehen wir den Gangway runter. Die frische isländische Luft fühlt sich gut an. Und dass wir nach der stürmischen Überfahrt über die Dänemarkstrasse wieder soliden Boden unter den Füssen haben erst recht. Zuerst identifizieren wir alle unser Gepäck an der Pier. Die meisten von uns nehmen den Bus nach Reykjavik. Auf der Fahrt durch Island haben wir genügend Zeit, um unsere Erlebnisse der letzten 13 Tage noch einmal zu vergegenwärtigen. Dann wird es Zeit uns voneinander zu verabschieden und unsere eigene Wege zu gehen. Es war etwas traurig sich von der Plancius zu verabschieden. Sie war uns bei Sonnenschein, in Nebel und Sturm ein sicheres und angenehmes Zuhause während unserer unvergesslichen Reise im hohen Norden. Gleichzeitig sind wir reicher an Erfahrungen, Erinnerungen und Wissen über die Arktis und ihre Tierwelt. Wir hatten spezielle und einzigartige Begegnungen, machten Hunderte von Bildern und fanden neue Freunde. Wir teilten viele besonders spezielle Momente, wir unterhielten uns und lachten miteinander. Diese Reise wird uns für immer begleiten – in unseren Erinnerungen, unserer Fantasie und in unse-ren Träumen. Vielen Dank für eine grandiose Reise in Eurer Gesellschaft, für Eure gute Laune und Euren Enthusiasmus. Wir würden uns freuen, Euch zukünftig wieder an Bord begrüßen zu dürfen – wo auch immer das sein mag! Auf unserer Reise zurückgelegte Strecke: 2388.22 Seemeilen Nördlichste erreichte Position: 80° 02.59’ N, 020° 55.20 ‘E Im Namen von Oceanwide Expeditions, Kapitän Alexey Nazarov, Expeditions¬leiter Beau Pruneau, Hotelmanager Zsuzsanna Varga und des gesamten Teams: Es war uns ein Vergnügen, mit Euch unterwegs gewesen zu sein! Kommt gut nach Hause und genießt noch lange die Bilder aus der Arktis und die Erinnerungen an eine ganz besondere Reise von Spitzbergen nach Ostgrönland und Island.

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