PLA08-17, logbuch, Nordspitzbergen, Eisbär-Spezial

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Einschiffung in Longyearbyen, Isfjord Fahrt in die Yoldiabukta, Wahlenbergbreen

Einschiffung in Longyearbyen, Isfjord Fahrt in die Yoldiabukta, Wahlenbergbreen
Datum: 29.07.2017
Position: 78°14.2’ N / 015°35.6’ O
Wind: W3
Wetter: wolkig
Lufttemperatur: +6

Bei Expeditionscruises wird immer viel über Flexibilität gesprochen – uns wird gleich eine ganze Menge davon abverlangt, denn unser Gepäck bleibt, nach einem Totalausfall des Gepäcksystems – fast vollständig in Olso. Trotzdem heisst uns das Expeditionsteam mit unzerstörbarem Optimismus und Enthusiasmus in Longyearbyen willkommen, einer der nördlichsten Siedlungen der Welt. Nach einem kleinen Ausflug in die Stadt gehen wir an Bord der Plancius und können unsere Kabinen beziehen, unser Zuhause für die nächsten acht Tage. Expeditionsleiter Christian Engelke heisst uns in einem ersten Treffen an Bord willkommen, dann geht es gleich weiter mit dem Sicherheitsbriefing. Wir legen ab und absolvieren die Sicherheitsübung, alle in unseren leuchtend orangefarbenen Schwimmwesten. Nach diesem windigen Ausflug nach draussen geht es zurück zu Christian, der uns den Plan für den nächsten Tag erklärt, der zwar beeinflusst ist durch unsere Gepäckmisere, an dem wir aber dennoch etwas Schönes im Isfjord unternehmen wollen. Er stellt uns auch sein Team und den Kapitän vor, dann stossen wir an auf eine gute Reise. Nach dem Abendessen finden wir uns in strahlendem Sonnenschein in der Yoldiabukta wieder, vor dem Wahlenbergbreen, der derzeit in den Fjord vorstösst, sich also in einem sogenannten Surge befindet. Dabei beschleunigen Gletscher ihre Fliessgeschwindigkeit über einen gewissen Zeitraum sehr deutlich und kalben massiv in den Fjord ab. In der Abendsonne bietet sich uns eine grandiose Sicht auf die Gletscherfront und die im Wasser treibenden kleinen Eisberge, und in dieser friedvollen Stimmung kommen wir nun wirklich in Spitzbergen an.

Tag 2: Billefjorden: Pyramiden, Skansbukta Isfjorden: Longyearbyen

Billefjorden: Pyramiden, Skansbukta Isfjorden: Longyearbyen
Datum: 30.06.2017
Position: 78°39,8’ N / 16°49,1’ O
Wind: W2
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: +5

Am Morgen haben wir den Billefjord erreicht und genießen während des Frühstücks den wunderbaren Ausblick auf den Nordenskiöldbreen und auf die Geisterstadt Pyramiden. Es ist nur leicht bewölkt und die Sonne lässt sich an vielen Stellen blicken. Wir nutzen die ruhige See und das gute Wetter für eine Landung in der Skansbukta. Schnell haben alle Gäste per Zodiac den Strand unterhalb der Klippen des Skansen erreicht. Wir erkunden die alte Gipsmine und treffen mehrere Rentiere an, die friedlich am Fusse des Bergs grasen. Neben den vielen Dreizehenmöwen entdecken wir in der Höhe auch einige Papageitaucher. Pünktlich zum Mittagessen um 13 Uhr sind alle wieder an Bord. Es geht nun wieder in Richtung Longyearbyen. Auf dem Weg dorthin erleben wir, was uns geschehen würde, würde ein medizinischer Notfall an Bord eintreten: Der Rot-Kreuz-Hubschrauber macht eine Übung mit unserem Schiff. In voller Fahrt lässt sich ein Sanitäter aus einem Hubschrauber aufs Schiff herab, lässt eine Trage vom Schiff herunter und wieder nach oben – ohne „Opfer“ – und wird dann selbst wieder an Bord des Helis gezogen. Eine spannende Übung! Die guten Nachrichten haben uns erreicht, dass der SAS Nachmittagsflug das vermisste Gepäck mitgebracht hat. Die Crew macht sich schnell auf den Weg zum Hafen und kontrolliert die von Pole Position zum Steg gebrachten Gepäckstücke. Wunderbar, alle auf unserer Liste vermerkten Koffer und Rucksäcke sind angekommen. Grosse Freude, als alles Gepäck die Kabinen erreicht hat! Nun können wir endlich in Richtung Norden aufbrechen. Am frühen Nachmittag reisen wir bei Kaffee und Kuchen langsam durch den Isfjorden. Es ist sonnig und man kann meilenweit die Gletscher in der Ferne erblicken. Besonders die Happy Hour in der Lounge ab 16:30 erfreut viele Gäste. Schon bald ist Barentsburg zu sehen. Vor dem Abendessen ist ein Recap geplant, aber plötzlich horchen wir auf: Ein Wal ist gesichtet! Ein Blauwal! Er taucht regelmässig vor uns auf und lässt sich von der Plancius nicht auf seiner Suche nach Futter stören. Fasziniert verfolgen wir das Spektakel eine ganze Weile, der Wal taucht sehr nahe beim Schiff auf – eine wunderbare Sichtung!

Tag 3: Packeis

Packeis
Datum: 01.07.2017
Position: 79.56,7 N / 011.48,9 O
Wind: N2
Wetter: wolkig
Lufttemperatur: +1

Für alle mit Kabinen in Wassernähe ist Christians Weckruf heute nicht das erste was sie hörten, stattdessen weckt sie das Schaben von Eisschollen an der Bordwand. Über Nacht haben wir einen riesigen Satz nach Norden gemacht und sind nun nördlich des Raudfjords im Treibeis. Während des Frühstücks werden die Schollen größer und verdichten sich. Bald wird eine Bartrobbe auf dem Eis gesichtet. Gruppen von Sattelrobben steckeen keck die Köpfe in die Höhe und schwimmen in Gruppen zwischen den Eisschollen umher. Die Mischung aus Nebel und Sonne, die zwischen den Wolken hervorbricht, schafft Licht, ein bisschen wie im Traum, unwirklich und wunderschön. Minute um Minute schieben wir uns in den Norden vor und bald haben wir den achtzigsten Breitengrad überschritten. Vor uns liegt die kleine Insel Moffen. Sonst ein Rastplatz für Walrosse, ist sie nun dicht vom Packeis eingeschlossen. Angestrengt schauen wir durch Ferngläser und Teleskope, denn jeder will der erste sein, der den Eisbären entdeckt. Stattdessen sehen wir Robben, Dreizehenmöven, Eissturmvögel und Dickschnabellummen, die den Pinguinen der Antarktis so ähnlich sehen mit ihrem schwarz-weißen Gefieder. Nach dem Mittagessen setzen wir unsere Suche fort. Schollen knirschen unter dem Bug, ab und zu bleibt etwas rote Farbe an einer Eisscholle zurück. Die Außendecks sind voll, nur ab und zu ziehen sich manche in die warme Lounge zurück mit einem Tee oder einer heißen Schokolade. Am Nachmittag sprechen Michael und Katja über Eis und Meereis in der Arktis, auf Englisch und Deutsch. All dies war jedoch nur die Ouvertüre. Als Hauptakt erscheint – der Bär. Kapitän Alexey erspäht ihn zuerst auf dem Meereis nördlich des Liefdefjords. Langsam und behutsam schiebt sich die Plancius heran und wir können den Bären mit bloßem Auge erkennen. Diejenigen die gute Ferngläser haben, können ein Halsband am Nacken erkennen. Aha, also ein weiblicher Bär, denn nur bei diesen halten die Satelliten-Halsbänder. Bei Männchen würden sie wegen des nicht vorhandenen Nackens sofort abrutschen. Die Bärin läuft zunächst über das Eis, dann schwimmt sie, eindeutig mit Determination. Worum es dabei geht, wird uns klar, als wir die Bartrobbe auf der Eisscholle sehen. Unsere Bärin ist auf der Jagd! Spannender kann es fast nicht mehr werden. Sie schwimmt lautlos an die Scholle heran, legt sich flach aufs Eis, nur ab und zu sehen wir, wie ihr Kopf sich hebt, um die Robbe anzupeilen. Sie gleitet ins Wasser, dann geschieht eine ganze Weile gar nichts und dann alles auf einmal. Die Robbe verschwindet in ihrem Loch und wo noch Sekunden zuvor die Robbe lag, ist nun die Bärin. Sie muss unter der Scholle durchgetaucht sein, um dann explosionsartig am Robbenloch empor zu schiessen. Das war Natur live und spannender als jeder Krimi. Im nachfolgen Recap erklärt Katja, was wir gerade beobachtet haben und Christian spricht über unsere Blauwalbegegnung des vergangenen Abends. Während des Abendessens gibt es eine weitere Überraschung - aus dem Restaurant-Fenster wird ein Walross auf einer Eisscholle gesichtet. Flexibel wie immer ändern wir die Menüfolge: Walross erst, Nachtisch später in der Lounge. Und so können wir das Walross in aller Ruhe betrachten, während die Plancius langsam vorübergleitet. Es handelt sich eindeutig um einen Walrossbullen. Nach all der Aufregung ist der Tag jedoch noch immer nicht zu Ende. Birgit erzählt von ihrer Ski-Expedition zum Nordpol, wo sie tagelang mit Stürmen, eisiger Kälte und nach Süden driftentem Eis kämpfen musste. Dennoch war ihres das einzige Team, das in diesem Jahr den Nordpol erreichte. Nach dem Vortrag scheint die Sonne immer noch wunderschön auf das Eis und Dreizehenmöwen fischen laut kreischend nach Polardorschen direkt neben dem Schiff. Es ist hart, all der Schönheit den Rücken zu kehren und ins Bett zu gehen, aber wie Christian sagt: Schlafen könnt ihr immer noch im Nebel und Regen.

Tag 4: Smeerenburg / Smeerenburgbreen Zodiaccruise

Smeerenburg / Smeerenburgbreen Zodiaccruise
Datum: 02.07.2017
Position: 79.43,5 N / 011.01,5 E
Wind: still
Wetter: sonnig
Lufttemperatur: +6

Es fällt uns schwer zu glauben, was uns die Guides dauernd erzählen: Dass hier, wo wir jetzt sind – in der Nordwestecke Spitzbergens - angeblich immer schlechtes Wetter ist. Denn über Smeerenburg hängt eine strahlende Sonne, als wir an Land gehen. Smeerenburg liegt auf der Amsterdamøya und war im 17. Jahrhundert Schauplatz einer großen Waljagd: Hier stand eine Walfangstation der Niederländer. Michelle nimmt uns mit auf eine Zeitreise, zurück in der Geschichte in die Zeit der Walfänger. Sie erzählt uns, wie die Wale vor der Küste gefangen und an Land geschleppt wurden, wo ihr Fett in großen Öfen zu Öl geschmolzen und dann nach Europa transportiert wurde. Dieses Öl war in Europa damals wichtig, damit wurden sämtliche Städte beleuchtet und später Schmierstoffe hergestellt. Wir betrachten die Reste der Tranöfen und stellen uns vor, wie die Arbeit der Walfänger damals gewesen sein muss. Das ist allerdings nicht die einzige Attraktion hier: Christian und Birgit nehmen uns mit zu einer Wanderung zu den Walrossen. Wir können uns ihnen bis auf 30 Meter annähern und sie dabei beobachten, wie sie an Land liegen und vor allem: verdauen. Einige weitere Walrosse kommen herangeschwommen und beäugen uns neugierig, dann robben einige an Land, andere rollen ins Wasser. Katja geht mit den Langwanderern außerdem den Strand entlang fast bis zum Salatberg – dem Bereich hinter Smeerenburg, wo viel Löffel- oder auch Skorbutgras wächst, das den Seefahrern oft half, Skorbut zu vermeiden, weil es so viel Vitamin C enthält. Nach dieser Sonnenlandung kehren wir zurück auf die Plancius zu unserem Mittagessen, von dem die Walfänger einst wohl nur träumen konnten. Der Nachmittag geht ebenso wunderbar weiter wie der Morgen begonnen hat: Wir steuern den Smeerenburgbreen an, den Smeerenburggletscher, der im Süden des Smeerenburgfjords vor sich hin kalbt. Expeditionsleiter Christian hat sich hier eine Zodiactour für uns ausgedacht – eine sehr gute Idee, wie wir feststellen, als wir in den Booten vor dem Gletscher treiben. Denn wir hören den Gletscher rund um ein großes Gletschertor immer wieder knistern und krachen, und dann brechen enorme Stücke des Tors ab, fallen krachend ins Wasser, und schließlich kalbt so viel davon ab, dass das Tor am Ende fast doppelt so groß ist wie bei unserer Ankunft! Ein grandioser Anblick, und mittendurch taucht dann auch noch ein Zwergwal erst durch unser Bild direkt vor der Kalbung und dann wenige Meter neben unseren Booten. Was für ein Glück. Damit nicht genug, wollen wir nun neues Land in Besitz nehmen – vor dem Gletscher ragen einige neue Inseln aus dem Wasser – weil der Gletscher sich wie die meisten auf Spitzbergen zurückgezogen hat - und wir landen auf diesen Felseninseln. Nach mehr als zwei Stunden kehren wir auf die Plancius zurück, voller neuer Eindrücke und mit vielen neuen Fotos. Kapitän Nazarov steuert uns dann aus dem Smeerenburgfjord heraus Richtung Nordosten und dann in den Raudfjord hinein. Hier verbringen wir den gesamten Abend auf Bärensuche, in einem wunderbaren arktischen Nachtlicht – strahlender Sonnenschein – und können uns ein weiteres Mal nicht entschließen, ins Bett zu gehen.

Tag 5: Packeis

Packeis
Datum: 03.07.2017
Position: 80.02,1 N 012.27,2 E
Wind: still
Wetter: sonnig
Lufttemperatur: +4

Pünktlich zu Christians Weckruf haben wir erneut das Packeis erreicht. Noch immer dürfen wir uns über sonniges Wetter freuen. Wir halten natürlich nach Eisbären Ausschau, aber zunächst finden wir eine Gruppe von Sattelrobben und immer wieder vereinzelt Bartrobben auf dem Eis. Viele geniessen die Aussicht über das glitzernde Packeis und lauschen dem leichten Aufbrechen des Packeises und den vereinzelten Rufen der Dreizehenmöwen, die aufgeregt nach Fischen jagen, die durch die neuen Risse im Eis zum Vorschein kommen. Um 10:30 Uhr halten Katja und Michelle auf Deutsch und Englisch einen Vortrag über Eisbären, der einige Gäste danach interessiert in der Bibliothek nach Büchern zu diesem Thema suchen lässt. Kurze Zeit später wird das Mittagessen serviert. Crew und Staff sucht unterdessen fieberhaft weiter nach Bären, wir haben diesmal einen anderen Kurs genommen, wir fahren jetzt nördlich an Moffen vorbei, in der Hoffnung, hier einen fluffigen gelben Punkt im Eis zu erspähen, der nicht vor uns wegläuft. Am Nachmittag hält Seba auf englisch einen Vortrag über das spannende Leben des norwegischen Polarhelden Roald Amundsen, der als erster Mensch den Südpol erreichte und auf der Suche nach dem verschollenen Nobile selbst verschwand. Birgit hält auf deutsch im Restaurant einen Vortrag über die Expedition von Salomon August Andree, der 1897 mit einem Wasserstoffballon versuchte, den Nordpol zu erreichen – und zusammen mit seinen Kollegen für immer verschwand. Eine dramatische Geschichte, die als Nebenstrang auch eine rührende Liebesgeschichte enthält! (Buchtipp: Bea Uusma: Die Expedition, btb Verlag). Nach den spannenden Vorträgen suchen wir weiter nach Eisbären, bleiben aber weiterhin erfolglos. Dennoch geniessen wir diesen Tag in strahlendem Sonnenschein, an dem sich die Arktis und das Eismeer von einer seiner bezauberndsten Seiten zeigt. Am späten Nachmittag wenden wir uns gen Süden. Und wo könnte man besser ein Barbecue abhalten, als in diesem Eis? Hotelmanager und Besatzung haben sich etwas ganz besonderes ausgedacht und haben uns auf dem Achterdeck einen Grillabend vorbereitet – mit Salat- und Nachspeisenbuffet, Glühwein und Musik, so dass nach einiger Zeit tatsächlich einige ihre Tanzschuhe oder –socken auspacken. Während des Barbecues fahren wir langsam in den Eingang des Woodfjords ein. Das Eis wird immer dichter und dichter und Kapitän Nazarov manövriert meisterhaft durch die Schollen, bis es wirklich nicht mehr weiter geht. In traumhaftem Licht drehen wir und wenden uns nach Norden, um aus dem Woddfjord wieder hinaus zu fahren. Und weil wir immer noch weiter im Eis fahren, fällt es auch in dieser Nacht sehr schwer, ins Bett zu gehen.

Tag 6: Kongsfjord: Blomstrandhalføya: Ny-London Fjortende Julibukta

Kongsfjord: Blomstrandhalføya: Ny-London Fjortende Julibukta
Datum: 04.07.2017
Position: 79.01,5 N, 011.26,3 E
Wind: ruhig
Wetter: sonnig
Lufttemperatur: +3

Über Nacht haben wir das Eis verlassen und sind nach Süden gefahren in den Kongsfjord. Am Morgen gehen wir auf der Blomstrandhalføya bei Ny London an Land. Hier befinden sich zwei Hütten der Northern Exploration Company. Ernest Mansfield wollte hier 1910 Marmor abbauen. Allerdings erwies sich dieser Marmor als minderwertig und voller Risse, so dass das Unternehmen bereits 1913 wieder eingestellt wurde. Die Relikte können wir uns anschauen: Fundamente der Häuser, alte Maschinen, ein Kran, und ein hölzerner Schuppen. Aufgeteilt in vier verschiedene Wandergruppen erkunden wir die Gegend. Die lange Wandertour führt hoch auf einen Aussichtspunkt, die mittlere Gruppe beobachtet das Vogelleben an den zwei Seen und die Spaziergänger besuchen die historischen Überreste. Das Tierleben auf der Blomstrandhalføya ist vielfältig. Am See gibt es Sterntaucher, Küstenseeschwalben, Meerstandläufer, eine Eisente und Nonnengänse zu bestaunen. Auf den Felsen nistet eine Falkenraubmöwe. Ein paar Rentiere erfreuen uns ebenfalls mit ihrer Gegenwart und die Wanderer sehen sogar einen Polarfuchs. Jetzt Anfang Juli wagen sich auch die ersten Pflanzen ans Licht, der rote Steinbrech, der Silberwurz, die Glockenheide und das Stengellose Leimkraut, das auch Kompasspflanze genannt wird, weil es vorwiegend auf der sonnenzugewandten Seite, der Südseite, Blüten ausbildet. Und es gibt noch etwas ganz besonderes - Mücken. Diese sonst eher lästigen Gesellen erfüllen hier eine wichtige Aufgabe, ohne Bienen sind sie für die Bestäubung der Blumen zuständig. Während des Mittagessens fährt die Plancius in den benachbarten Krossfjord und weiter in die Fjortenden Julibukta (14. Juli Bucht), so benannt zu Ehren des französischen Nationalfeiertags. Eine Hälfte der Passagiere geht an Land um sich die “Hängenden Gärten” anzusehen, während die zweite Gruppe mit den Zodiacs die naheliegenden Klippen besucht, um Papageitaucher, Dickschnabellummen und andere Vögel zu beobachten. Von “Hängenden Gärten” zu sprechen ist vielleicht etwas übertrieben, aber in der sonst kargen Tundra Spitzbergens mutet der Pflanzenreichtum, den wir hier sehen tatsächlich üppig an. Über den Gärten steigt eine Gruppe von Rentieren durchs Geröll und am Strand locken die vielen angespülten Eisstücke die Fotografen. Zurück an Bord hören wir beim Recap von Sebastian mehr über die Spitzbergenrentiere und von Lydia über die Küstenseeschwalbe. Ein bemerkenswerter Vogel, der in der Arktis brütet und in der Antarktis überwintert. Dabei legt sie spielend 80 000 km im Jahr zurück. Sie ist das Lebewesen, das die meiste Sonne sieht, mal abgesehen von Expeditionsguides :-)

Tag 7: Ingeborgfjellet & Recherchefjord

Ingeborgfjellet & Recherchefjord
Datum: 05.07.2017
Position: 77.43,8 N / 014.20,8 E
Wind: NNW 2
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +5

Sanft weckt uns Expeditionsleiter Christian am Morgen, und nun sehen wir zum ersten Mal keine strahlende Sonne über uns hängen, sondern dicke Wolken, aus denen dünne Tropfen fallen. Es kann tatsächlich auch schlechtes Wetter geben hier, auch wenn wir es bislang nicht glauben wollten! Wir sind im Bellsund und liegen mit der Plancius vor dem Ingeborgfjellet, einem Felsen, an dem sich eine Krabbentaucherkolonie niedergelassen hat. Eine Million dieser Vögel gibt es auf Spitzbergen, sie sind gut erkennbar, weil sie mit einem sehr schnellen Flügelschlag über uns flattern. Im Nieselregen gehen wir an Land. Einige von uns erklimmen mit Birgit und Michelle die Felsen und lassen sich an den Stellen nieder, an denen keine Vögel unter den Steinen nisten. Diejenigen, die viel Geduld beweisen, werden belohnt: Nachdem die erste Unruhe vorbei ist, kommen die kleinen schwarzweissen Vögel zurück und wir können sie aus einem Abstand von nur wenigen Metern beobachten. Es ist schön zu sehen, wie sie sich gegenseitig anschnäbeln, ihr Gefieder putzen und von Stein zu Stein hopsen. Als wir uns gerade aufmachen und wieder aus den Felsen herabsteigen wollen – und Fotograf Rainer gerade sein Equipment eingepackt hat – kommt ein Fuchs über die Felsen herangesprungen! Er schaut uns verdutzt an, bleibt eine Weile stehen, und setzt dann seinen Zickzack-Kurs durch die Kolonie wieder fort, immer auf der Suche nach Eiern der Krabbentaucher, die er erwischen kann. Diejenigen, die ihre Wanderschuhe ausführen wollen, machen sich mit Katja zu einer Wanderung über die Tundra auf, in der viele Rentiere fleissig fressen, damit sich auch das nötige Fett für den nächsten Winter zusammenbekommen. Sie sind so eifrig am Äsen, dass es sie überhaupt nicht interessiert, dass eine bunte Invasion über die Ebene stromert. Wir können sie aus nächster Nähe beobachten, und ein vorwitziges läuft uns eine ganze Weile sogar hinterher. Wir finden auch beeindruckende Geweihe auf der Tundra liegen, die in dem farbenprächtigen Moos schöne Fotomotive abgeben. Das Moos ist hier wirklich beeindruckend: Weit leuchten grosse weiche Mooskissen in einem satten Grün, durchzogen von kleinen Schmelzwasserbächen, die sich malerisch durch die Ebene winden. Wir geniessen diesen windigen Ausflug, der uns einmal die andere Seite der Arktis zeigt, die windige, neblige, mit hin und her jagenden Wolken und vorbeiziehenden Nebelfeldern. Nach dem Mittagessen brechen wir auf zu unserer letzten Landung – auf der Moräne des Recherchegletschers im Recherchefjord. Wir haben noch einmal Gelegenheit, uns „frei“ zu bewegen, in einem von den Guides bewachten Bereich. Von einigen kleinen Hügeln haben wir wunderbare Ausblicke auf den Recherchebreen und die im Wasser treibenden kleinen Eisberge, die von ihm abgekalbt sind. Wir sehen beeindruckende Bärenspuren im weichen Sand, und auf einmal spitzt auch ein Seehund aus dem Wasser – als würde er uns „Auf Wiedersehen“ sagen. Nach unserer Rückkehr erwartet uns ein letztes Mal feines Bananenbrot in der Lounge. Am Abend empfängt uns Kapitän Nazarov zum Captain´s Cocktail und Expeditionsleiter Christian lässt noch einmal kurz die Reise an uns vorüberziehen. Was für schöne Erlebnisse liegen hinter uns! Unser letzter Abend an Bord klingt heiter an der Bar aus.

Tag 8: Ausschiffung in Longyearbyen, Isfjord

Ausschiffung in Longyearbyen, Isfjord
Datum: 06.07.2017
Position: 78°14.2’ N / 015°35.6’ O
Wind: NW 3
Wetter: heiter bis wolkig
Lufttemperatur: +6

Nach der letzten, ruhigen Nacht an Bord der Plancius beginnt der Tag – ebenfalls zum letzten Mal – mit Christians Weckruf. Nach dem Frühstück ist es dann endgültig Zeit, Abschied zu nehmen – von den fantastischen Tagen an Bord, von der Plancius, vom Team, von neu gefundenen Freunden… Die Busse stehen schon bereit, und das kleine blaue Expeditionsschiff, das uns in den vergangenen zwei Wochen ans Herz gewachsen ist, bleibt zurück. Wir werden diese Reise und ihre vielen unvergesslichen Momente, die – auch für die Vielgereisten unter uns – außergewöhnlichen Erlebnisse und einzigartigen Eindrücke, die uns Spitzbergen geschenkt hat, lange in Erinnerung behalten. Und schon jetzt fühlt es sich so an, als ob uns das Polarvirus endgültig erwischt hat – manch einer hat schon unterwegs die nächste Reise in den hohen Norden oder tiefen Süden geplant. Vielen Dank für die schöne Reise, für Eure Flexibilität und Euren Enthusiasmus. Wir würden uns freuen, Euch zukünftig wieder an Bord begrüßen zu dürfen – wo auch immer das sein mag! Auf unserer Reise zurückgelegte Strecke: Nautische Meilen: 922 Nördlichster Punkt: 80.08,917 N 014.28,017 E Im Namen von Oceanwide Expeditions, Kapitän Alexey Nazarov, Expeditionsleiter Christian Engelke, Hotelmanager Sebastian Duma sowie des gesamten Teams: Wir wünschen Euch eine gute und sichere Heimreise!

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