PLA14-19, trip log, Around Spitsbergen

by Oceanwide Expeditions

Logbuch

Tag 1: Einschiffung – Longyearbyen

Einschiffung – Longyearbyen
Datum: 17.08.2019
Position: 78°13’N - 015°36’E
Wind: SSE 4
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +5

Longyearbyen liegt etwa auf dem 78. nördlichem Breitengrad und ist somit eine der nördlichesten dauerhaften Siedlungen weltweit. Ursprünglich für den Abbau von Steinkohle gegründet, arbeiten und leben dort heutzutage etwa 2000 Einwohner das ganze Jahr über. Die Einwohnerzahl erhöht sich allerdings in den Sommermonaten, durch die Ankunft zahlreicher Kreuzfahrtschiffe, deutlich. Einige von uns reisten schon etwas früher an und hatten somit noch etwas Zeit Longyearbyen zu erkunden oder eine Tagestour zu unternehmen. Die meisten von uns reisten allerdings erst am Nachmittag der Einschiffung an und konnten somit Longyearbyen nur einen Kurzbesuch abstatten, bevor es auf unser Schiff, die MS Plancius, ging. Das Expeditionsteam hat uns am Hafen von Longyearbyen im Empfang genommen, uns mit den Schwimmwesten geholfen und wir wurden daraufhin stilecht mit den Zodiacs (unseren Expeditionsschlauchbooten) einen kurzen Seeweg zum Schiff gefahren. Auf dem Schiff angekommen wurden wir noch einmal durch das durchaus freundliche Hotelpersonal empfangen und zu unsere Kabinen geleitet, wo unser Gepäck bereits auf uns wartete. Wir hatten daraufhin ein bißchen Zeit uns mit der Kabine und Teilen des Schiffs vertraut zu machen, bevor es in die Lounge ging um Philipp (unser Expeditionsleiter), sowie sein Expeditionsteam und Kapitän Artur kennenzulernen. Es gab ein Glas Champagner um auf unsere Expeditionskreuzfahrt anzustoßen. Sigi, unser Hotelmanager, erklärte uns danach die wichtigsten Dinge zum Leben auf der Plancius. Anschliessend erfolgte noch die verpflichtende Sicherheitsbelehrung von unserem ersten Offizier Francois. Es wurden uns die wichtigsten Sicherheitsaspekte auf dem Schiff erklärt und was im Fall der Fälle, also dem Verlassen des Schiffes auf hoher See, zu tun ist. Dies wurde direkt geprobt und deshalb versammelten wir uns nach dem Signalton alle mit unseren Rettungswesten in der Lounge und zogen die gut sichtbaren orangenen Rettungswesten an. Hoffentlich bleibt es tatsächlich nur bei diesem einen Mal. Man zeigte uns noch die Rettungsboote und schon war es an der Zeit für das Abendessen. Hier hatten wir die Gelegenheit unsere Mitreisenden zum ersten Mal besser kennen zu lernen. Als letzter Programmpunkt stand noch die Ausgabe der Gummistiefel, welche wir in den nächsten Tagen für die Strandanlandungen benötigen werden, an. Durch das 24 Stunden lang vorherrschende Tageslicht wurde der Abend noch von vielen dafür genutzt die Natur und Tierwelt zu erleben. Während des Abends wurden zahlreiche Sturmvögel, Lummen, Dreizehenmöwen und Krabbentaucher gesichtet. Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend an Bord der Plancius.

Tag 2: Blomstrand & Ny-Ålesund

Blomstrand & Ny-Ålesund
Datum: 18.08.2019
Position: 78°31’N - 011°33’E
Wind: W 3
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +2

Der erste Tag auf der Plancius. Wir haben die Schaukelei der ersten Nacht gut überstanden. Das erste Frühstück und dann geht es auch schon los. Die verpflichtenden Einführungen und Unterweisungen stehen an. Phillip führte uns in den richtigen Umgang mit den Zodiacs ein zum Beispiel wie man ein- und aussteigt. Weiter ging es mit den AECO Richtlinien und dem Verhalten im Eisbärenland. Puh, das war eine Menge. Allerhöchste Zeit aus dem Schiff herauszukommen und das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Das Schiff ist über Nacht in den Kongsfjorden gefahren. Beim ersten Landgang haben wir die Chance einen ganz besonderen Platz kennenzulernen: Ny-London. Hierbei handelt es sich um eine ehemalige Bergbaustätte auf der Blomstrandhalvøya. Der Engländer Ernest Mansfield hat hier mit seiner „Northern Exploration Company“ um 1911/1912 einen Marmorsteinbruch etabliert. Die Qualität des gelieferten Marmors und die Insolvenz der Firma, unter anderem auf Grund des ersten Weltkrieges, haben letztlich dazu geführt, dass der Marmorabbau hier nie Fahrt aufgenommen hat und heutzutage nur noch Ruinen und zahlreiche Hinterlassenschaften von längst vergangenen Träumen zeugen. Unter anderem findet man noch eine dampfbetriebene Säge, wie auch alte Eisenbahnschienen und ein Dampf betriebenen Kran. In verschiedenen Wandergruppen erkundeten wir die Landschaft genauer. Auf einem kleinen See entdeckten wir ein paar Eisenten und Sterntaucher. Falkenraubmöwen kreisten über unseren Köpfen hinweg und die von Gletschern geprägte Landschaft übte ihren ganz eigenen und besonderen Reiz auf uns aus. Ein guter erster Vormittag, gefolgt von einem guten Mittagessen. Am Nachmittag ging es weiter. Wir liegen vor Ny-Ålesund vor Anker. Mit den Zodiacs setzten wir zur kleinen Forschungssiedlung über und hatten die Gelegenheit den Ort zu erkunden. In einem kleinen Museum erfuhren wir alles über die Geschichte des Ortes von der Kohlebergbausiedlung hin zum Forschungsstandort. Nachdem wir durch den Ort gestreift sind, erkundeten wir ausgiebig den Souvenirladen. Hier gab es wirklich alles zu finden, was man so braucht oder eben auch nicht: Christbaumkugeln, Schokolade, Socken, Magneten und Postkarten, um nur ein paar Objekte zu nennen. Der ein oder andere von uns schlugt auch kräftig zu, während andere lieber draußen blieben, weil sie sonst die liebgewonnenen Gummistiefel hätten ausziehen müssen. Nachdem wir alle unsere Postkarten geschrieben hatten, trafen wir uns vor der Büste von Ammundsen wieder, wo uns Michelle ausgiebig von Ammundsen erzählte. Seine Jugend, seine frühen Explorationen und seine Frauen. Danach führte sie uns hinaus vor die kleine Ortschaft. Dort steht ein großer metallischer Mast, der früher als Ankerplatz für Luftschiffe gedient hat. Von hier aus starteten mehrere Versuche den Nordpol auf dem Luftweg zu erreichen. Michelle erzählte uns von der ersten Fahrt zum Nordpol mit dem Zeppelin, eine spannende Geschichte, abgerundet von Erzählungen über italienische Kapitäne. Anscheinend hat sich im Laufe der Zeit nicht viel geändert. So viele spannende Geschichten, dass der Nachmittag wie im Fluge vergeht und schon müssen wir zurück zum Schiff. Dort gab es noch eine Recap mit den Plänen für den nächsten Tag und kaum setzte Karin an, um uns vom Leben in Ny-Ålesund zu erzählen, wurde sie auch schon unterbrochen. Drei Blauwale wurden vor dem Schiff im Wasser gesichtet. Was für eine Schau! Damit musste das Recap im wahrsten Sinne des Wortes leider ins Wasser fallen. Aber bei so einem Erlebnis ist das durchaus annehmbar. Was für ein spannender Tag! Was der morgige Tag wohl bringen wird?!

Tag 3: Raudfjorden & Hamiltonbukta

Raudfjorden & Hamiltonbukta
Datum: 19.08.2019
Position: 79°45’N - 012°01’E
Wind: Var. 1
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +4

An unserem dritten Reisetag wurden wir von unserem Expeditionsleiter Philipp gegen 7 Uhr geweckt. Draußen war der Raudfjord, welcher sich an der nordwestlichen Spitze Spitzbergens befindet, mit seiner spiegelglatten Wasseroberfläche sichtbar. Der Plan für den Morgen war es, eine Zodiac Cruise auf dem glasklaren Wasser zu erleben und dabei die Landschaft, mit ihren Gletschern, und die hier im Fjord lebende Tierwelt zu erkunden. Die Zodiacs waren nach 15 Minuten startklar und wir fuhren entlang der Küste zum ersten Gletscher als unser Expeditionsleiter über Funk bekannt gab: „Hier drüben liegt ein großes weißes Tier an Land!“. Es wurde schnell klar, dass dies unser erster Eisbär der Expeditionskreuzfahrt war, den wir aus den Zodiacs zu Gesicht bekamem, auch wenn der Eisbär sehr müde war und sich nur ab und zu in seiner Schlafposition streckte und umguckte was wir denn da wohl in den Schlauchbooten mit unseren Kameras machen. Nachdem wir den schlafenden Eisbären ausreichend begutachtet hatten, fuhren wir langsam weiter entlang der Küstenlienie des Raudfjords. Dort erhielten wir besten Ausblick auf Dreizehenmöwen und Dickschnabellummen sowohl im Wasser als auch auf einigen Felsen an der Küste. Als wir uns dem Eingang zur Hamiltonbukta näherten sahen wir die ersten Eisfüchse, welche sich unterhalb eines Vogelfelsens aufhielten und wild um ihre Beute kämpften. Insgesamt konnten wir vier Füchse in einer sehr kleinräumigen Gegend ausfindig machen. Unter anderem einen sehr seltenen Blaufuchs welcher ganzjährlich sein dunkles, anstatt eines weißen, Fellkleid behält. In der Hamiltonbukta genossen wir den spektakulären Ausblick und die enorme Größe der Gletscherfronten, unter anderem vom Hamiltonbreen Gletscher. Zurück auf der Plancius wartete schon das Mittagessen auf uns. Während wir speisten fuhr die Plancius etwas weiter südlich in den Ayerfjorden innerhalb des Raudfjorden. Frisch gestärkt brachen wir mit den Zodiacs zur Buchananhalvøya auf, um diese in verschiedenen Gruppen zu erwandern und die atemberaubende vergletscherte Landschaft in der arktischen Umgebung zu genießen. Wir teilten uns letztendlich in eine langsame, eine etwas schnellere und eine herausfordernde Wandergruppe ein, um bei leichtem Wind und sonnigem Wetter verschiedenen Lokationen zu erwandern. Auf der gut dreistündigen Wanderung konnten wir die Weite des Fjords und die Vielzahl der Gletscher genießen und gönnten uns zwischendurch die Erfahrung, die arktische Stille zu erleben. In der Ferne konnten wir in Richtung Norden von der Buchananhalvøya schon das glänzend weiße Packeis erspähen, welches unser nächstes Ziel sein würde um den die einzigartigen Landschaften der Arktis, die Tiervielfalt und den natürlichen Lebensraum des Eisbären weiter zu erforschen. Bevor die Reise aber weiter ging gab uns Karin noch Einblicke in das Leben in Ny-Ålesund. Gerard referierte über die Beobachtung vom Zugverhalten von Wildtieren aus der Arktis, Michelle über Eisfüchse und Ali erläuterte uns die Vorgehensweise wie man Eisbären aus der Ferne erspähen kann.

Tag 4: Tag im Eis

Tag im Eis
Datum: 20.08.2019
Position: 80°37’N - 015°47’E
Wind: ENE 4
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: 0

In die frühen Morgenstunden sind wir mit der Plancius ins Packeis gefahren. Das Eis war mit Neuschnee bedeckt und die Lufttemperatur Null Grad Celsius. Für alle die die wach waren, gab es einiges zu sehen. Unter anderem haben wir gesehen und gehört wie die Dickschnabellummenküken und ihre Väter einander gerufen haben als diese zwischen die Eisschollen geschwommen sind. Mehrere Elfenbeinmöwen sind vorbeigeflogen und eine weibliche Klappmütze hat uns, schwimmend vor das Schiff mit einem grossen Fisch im Mund, besucht. Beim Frühstücksbuffet konnten wir alle den Ausblick auf das Eis durch die Fenster des Speisesaals genießen. Wir sind dann kurze Zeit darauf in den Nebel hineingefahren und haben, während wir zwischen die Eisschollen fuhren, die wahre Mystik der Arktis erlebt. Während das Mittagessens hat Philipp in einer Durchsage angemerkt, dass wir uns alle warm anziehen und langsam raus auf‘s Deck gehen sollten. Ein Eisbär war in der Nähe des Schiffs entdeckt worden. Wir haben uns alle diese Chance nicht nehmen lassen, um den Eisbär zu sehen. Es war ein großer männlicher Eisbär, den wir ziemlich lange beobachten konnten als er auf dem Eis herum gelaufen ist. Es war ein einzigartiges und spektakuläres Erlebnis einen Eisbär in seinem natürlichen Habitat zu sehen und zu erleben. Am Nachmittag hat Michelle eine Vorlesung über Eisbären gehalten und wir haben sehr viele interessante Fakten über diese faszinierenden Tiere gelernt. Gerade als Michelle mit ihrem Vortrag fertig war, kam noch eine weitere Durchsage, die uns auf einen zweiten Eisbär neben den Schiff aufmerksam machte. Wir haben uns alle diesen Eisbären genauer angeschaut und haben direkt versucht unsere neuen Eisbärkenntnisse an diesem Prachtexemplar anzuwenden: Ist es ein Männchen oder ein Weibchen?! Wir haben den restlichen Tag im Eis verbracht. Am Abend hat Andreas uns in der Recap erklärt wie Nebel entsteht und wie dessen Definition ist. Johanne hat uns in ihrem Kurzvortrag detailliert erklärt, was Meereis wirklich ist, wie es entsteht und warum es so wichtig ist.

Tag 5: Wahlenbergfjord & Palanderbukta

Wahlenbergfjord & Palanderbukta
Datum: 21.08.2019
Position: 79°45’N - 027°31’E
Wind: N 5
Wetter: Schneefall
Lufttemperatur: 0

Nachdem die Plancius die ganze Nacht durchgefahren ist, befanden wir uns gefühlt in einer anderen Welt. Wir waren im Wahlenbergfjord angekommen einem großen Fjord in Nordausland. Die Landschaft ist hier extrem unterschiedlich zu dem, was wir schon gesehen haben. Wir befanden uns inmitten einer rauen und kalten arktischen Wüste. Mit den Zodiacs landeten wir für eine Exkursion auf der Oxfordhalvøya an. Kalter Winterwind und Frischschnee empfingen uns, aber die Luft ist vermutlich die reinste die man atmen kann. Diese unwirklichen Landschaft Spitzbergens ist spektakulär. Unterschiedlichste Gesteinsfarben auf flachen Hügeln und die schneebedeckten Berge mit ihren Gletschern im Hintergund. Fünf Minuten „Arktische Stille” ließen uns diese karge Landschaft in Nordaustland noch intensiver erleben. Allerdings wurde uns im Sitzen auch schnell kalt, daher war es wieder an der Zeit die Beine zu bewegen und unsere Wanderung fortzusetzen. Der Boden war bereits leicht angefroren; nichtsdestotrotz kamen alle ohne Blessuren wieder am Ausgangspunkt an. Nach dem Mittagessen wollten wir eigentlich in der Palandebukta anlegen. Die veränderten See- und Windbedingungen machten dies allerdings unmöglich und somit verblieben wir für den Nachmittag auf dem Schiff und genossen weiterhin die Aussicht auf Nordaustland. Dieser wunderbare Tag endete mit einem ausgelassenen BBQ, welches Küchenchef Heinz und sein Team auf dem Hinterdeck vorbereitet hatten. Mit Musik und einigen kulinarischen Köstlichkeiten klang der Abend gemütlich oder auf der improvisierten Tanzfläche aus.

Tag 6: Alkefjellet & Ardneset, Wahlbergøya

Alkefjellet & Ardneset, Wahlbergøya
Datum: 22.08.2019
Position: 79°34’N - 018°40’E
Wind: N 2
Wetter: bewölkt
Lufttemperatur: 0

Ein früher Weckruf. Um sechs Uhr weckt uns Phillip’s Stimme. Vor der Plancius wurden Wale gesichtet. Rasch zogen wir uns an und eilten auf die Außendecks und tatsächlich, ein Blauwal und ein Finwal zogen vor dem Schiff ihre Kreise. Kurz darauf schwommen drei weitere Finwale vorbei. Es hat sich tatsächlich gelohnt so früh aufzustehen. Nach dem Frühstück ging es mit dem regulären Programm weiter. Wir machten eine Zodiacausfahrt am Alkefjellet. Hierbei handelt es sich um eine magmatische Intrusion, welche dunkle Doleritsäulen geformt hat. Die Klippen ragen bis zu 100 Meter aus dem Wasser hervor und dienen hunderttausenden von Dickschnabellumen als Brutplatz. Wir waren spät in der Saison vor Ort und die Küken sind schon vor einiger Zeit geschlüpft. Es war an der Zeit für sie mit ihren Vätern in die Überwinterungsgebiete zu ziehen. Doch vorher mussten sie erst einmal aus ihren Nestern heraus. Die Väter schwammen am Fuße der Klippen im Wasser und riefen ihren Nachwuchs, während die Mütter oben ein bißchen nachhelfen mussten, bis sich die kleinen irgendwann doch noch überwanden von der Klippe ins Wasser zu springen. Unten angekommen riefen sie mit einem lauten Pfeifton nach ihren Vätern. So ein Lumensprung ist wirklich ein einzigartiges Schauspiel und wir konnten uns sehr glücklich schätzen, dass wir dies heute miterleben durften. Zwischen den Dickschnabellumen flogen auch die Eismöwen umher, um sich das ein oder andere Küken zu schnappen und zu verschlingen. Dieser Kreislauf der Natur wurde auch am nördlichen Ende der Klippen verdeutlicht, wo sich zwei Polarfüchse, immer auf der Suche nach Nahrung, tummelten. Wir hatten einen faszinierenden Vormittag am Alkefjellet und konnten es kaum erwarten, was uns der Nachmittag bringen wird. Das Programm am Nachmittag: Ein Besuch bei den Walrossen auf Torellneset, ein kleiner Landzunge am südwestlichen Ende von Nordaustlandet. Doch als sich die Plancius der Landestelle näherte, machte sich Enttäuschung breit. Es waren nur drei Walrosse an Land. Dafür lohnte sich der Landgang nicht und wir fuhren weiter zur Wahlbergøya. Hier hatten wir mehr Glück und konnten neun Walrosse an Land beobachten und auf einer kurzen Wanderung ein bisschen die Insel erkunden. Doch die Frage bleibt: Warum waren hier nur so wenig Walrosse? Wo sind die ganzen Walrosse, die sonst doch so zahlreich in dieser Gegend vertreten sein müssten? Anscheinend muss es irgendwo einen besseren Liegeplatz geben. Wenn wir doch nur wüssten wo. Nach dem Abendessen hatten wir noch einen ganz besonderen Höhepunkt auf dem Programm. Wir fuhren zum Bråsvellbreen, einem Ausflussgletscher des Austfonna. Der Austfonna ist mit 7600 km2 der flächenmäßig größte Gletscher Europas und bedeckt den größten Teil Nordaustlandets. Würde man die Gletscherkante vom Bråsvellbreen aus entlang fahren, so müsste man etwa 200 km fahren, bis man das andere Ende erreicht. Doch heute kommen wir gar nicht bis zur Gletscherkante. Meereis blockierte die Passage und beantwortete unsere Fragen des Nachmittags. Die Eisschollen waren voll mit Walrossen. Überall lagen die Tiere auf dem Eis und ruhten sich aus. Zu unser ganz besonderen Freude fanden wir hier jede Menge Weibchen mit ihren Jungtieren, die uns neugierig anstarrten als wir mit unserem Schiff vorbeifuhren. Die neugierigen Blicke der Tiere werden uns vermutlich noch bis in unsere Träume hinein verfolgen.

Tag 7: Isbjørnodden

Isbjørnodden
Datum: 23.08.2019
Position: 78°29’N - 022°33’E
Wind: Var. 2
Wetter: nebelig
Lufttemperatur: -1

Als wir aufwachten war das Schiff von großen Eisschollen umgeben und es stand fest, dass wir nicht zur geplanten Zeit im Freemansundet ankommen würden. Streckenweise herschte zudem dichter Nebel vor. Durch das Eis mussten wir deutlich langsammer fahren, aber Kapitän Artur hatte schnell den besten Weg zwischen den Eisschollen gefunden. Wir haben die Zeit im Eis sehr genossen und viele von uns hielten sich auf den Außendecks auf. Andreas gab uns im Restaurant eine Vorlesung über Gletscher auf deutsch, während Gerard zum gleichen Thema in der Lounge auf englisch referierte. Nachdem wir unser Mittagessen genossen haben, fuhren wir in den Freemansundet ein. Wir steuerten den Isbjörnodden an, welcher heute seinem Namen alle Ehre bereitete: Wir sichteten vom Schiff vier Eisbären an Land! Eine Mutter mit zwei Jungtieren und eine einsamer Bär etwas ab auf einem anderen Hügel. Der Grund für das vermehrte Auftreten der Eisbären schien ein Wahlrosskadaver, dessen Überreste noch am Strand lagen. In der Regel sieht man mehrere Bären in einem kleinen Radius sehr selten, da Eisbären Einzelgänger sind. Moit Hilfe der Zodiacs konnten wir uns die Eisbären aus einer geringeren Distanz angeschauen. Alle vier Eisbären schienen sehr enstpannt zu sein und wir konnten sie sehr lange beobachten bevor es wieder zurück auf die Plancius ging. Nach diesem wunderschönen Erlebnis haben uns Melanie und Sigi direkt an der Gangway der Plancius mit einer leckeren heißen Schokolade beglückt. Am Nachmittag hat Chloe eine sehr informative Vorlesung über das Plankton gehalten. Bei der Recap hat uns Philipp über die Pläne des kommenden Tages informiert und Ali hat uns viele interesante Fakten über Walrosse näher gebracht. Karin hat anschließend erklärt, wie man am besten Pflanzen fotografiert damit man diese später einfach identifizieren kann. Nach dem Abendessen an diesem erlebnisreichen Tag haben wir alle zusammen in der Lounge einen gemütlichen Abend verbracht und uns über das Erlebte des Tages ausgetauscht.

Tag 8: Gashamna & Burgerbukta

Gashamna & Burgerbukta
Datum: 24.08.2019
Position: 76°56’N - 015°49’E
Wind: NW 3
Wetter: teilw. bewölkt
Lufttemperatur: +4

Über Nacht hat die Plancius die Südspitze von Spitzbergen umrundet und wir befanden uns in den Morgenstunden im Hornsund, dem südlichsten Fjord Spitzbergens. Eine atemberaubende Kulisse von alpinen Bergspitzen und Gletschern erwartete uns. Für den Vormittag ankerten wir in Gåshamna, einer kleinen Bucht im Südwesten vom Hornsund. Die Engländer haben hier im 17. Jahrhundert Walfang betrieben und zahlreiche Walknochen und Überreste von Tranöfen zeugen noch von dieser Aktivität. In verschiedenen Wandergruppen zogen wir los und erkundeten die Landschaft. Unsere „Bergziegen“ gingen es heute richtig steil an und erklommen den höchsten Gipfel im Umkreis. Steil hinauf und steil bergab. Das ist sicherlich nicht für jedermann / jede Frau. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eine weitere Gruppe auf einer langen Wanderung die Nachbarbucht erkundete, während die anderen Gruppen sich die Tundra und die Überreste von Pomorenhütten in Gåshmana genauer ansahen. Nach dem Mittagessen fuhr die Plancius tief in den Hornsund, bis ans Ende des Fjordes, hinein. Hier ragen mehrere Gletscher ins Meer und da die Gletscher einst eine gemeinsame Front geformt haben, wird die Gegend als Brepollen bezeichnet. Mittlerweile ist von der einstigen Pracht der Gletscher nicht mehr viel übrig, da sie sich rasant zurückgezogen haben und wohl schon in wenigen Jahrzehnten eine Passage durch den Hornsund öffnen und auf diese Weise ein südliches und ein nördliches Spitzbergen formen werden. Weiter ging es für uns in der Burgerbukta auf der nördlichen Seite des Honrsunds. Am Ende des westlichen Fjordarmes befindet sich der Gletscher Paierlbreen, dem wir mit unseren Zodiacs einen Besuch abstatten wollten. Gar kein so leichtes Unterfangen, da der ganze Fjord voller Eisberge war. Große massive und tiefblaue Eisberge laden zum Bestaunen ein, genau wie tausende von kleinen Eisstückchen. Die Zodiacs pflügten sich bis hin zur Gletscherfront ihren Weg durch das dichte Eis. Kaum angekommen, erwartete uns Sonnenschein auf der Gletscherfront und beste Aussicht. Ein faszinierendes Erlebnis, welches wir mit einer gemeinsamen „Arktischen Stille“ auf allen Zodiacs gebührend würdigen. Mühsam bahnten wir uns unseren Weg durch das Eis zurück zur Plancius wo Sigi und Melanie bereits mit heißen Getränken auf uns warteten und bis zum Abendessen waren es zum Glück auch nur noch ein paar Minuten. Was für ein erlebnisreicher Tag!

Tag 9: Ingeborgfjellet & Recherchefjord

Ingeborgfjellet & Recherchefjord
Datum: 25.08.2019
Position: 77°44’N - 014°26’E
Wind: SSE 4
Wetter: bedeckt
Lufttemperatur: +4

Am frühen Morgen des heutigen Tages erreichten wir den Bellsund einen der größten. Die erste Anlandung erfolte schon kurz nach dem Frühstück auf der nördlichen Seite des Bellsund, beim Ingeborgfjellet. Das Hauptziel der heutigen Wandergruppen war es nicht den nahegelegenen Berg zu erklimmen, sondern die Tierwelt der Tundra, um genauer zu sein die Rentiere, zu bestaunen. Und so zogen wir kurz nach der Anlandung mit den Zodiacs in unterschiedlichen Gruppen los und trafen schon nach kurzem Weg die ersten Rentiere an. Diese trugen noch ihr Sommerkleid in grau, braun, weißen Farbtönen. Bei einem größeren Rentiermännchen konnte man gut beobachten wie sich eine Fellschicht von den Hörnern abtrennte, beziehungsweise das Rentier versuchte diese Haut selber abzustreifen. Auf dem Weg fanden wir zudem viele fellige Rückstände toter Rentiere mit reinweißem Winterfell. Die meisten Rentiere sind vermutlich im Frühjahr verhungert, da die Temperaturen im vergangenen Winter stark variierten. So konnten sich multiple Eisschichten in der Tundra bilden und die Rentiere nicht mehr an ihr Futter gelangen. Viele Rentiere verendeten somit letzten Winter oder im Frühjahr auf durch verhungern. Die Polarfüchse und Eisbären freute es auf Grund der zusätzlichen Futterquelle sicherlich. Es waren zum Zeitpunkt unserer Anlandung aber keine Eisfüchse oder Eisbären vor Ort. Zudem konnten wir am Fuß des Ingeborgfjellets die Hütten von Camp Millar anschauen. Die Hütten sind Zeugnis der erfolglosen Versuche der „Northern Exploration Company“ an diesem Ort Gold abzubauen. Mit den Zodiacs ging es bald darauf in einer welligen Fahrt wieder zurück zur Plancius, wo schon das Mittagessen auf uns wartete. Das Programm am Nachmittag sah einen Besuch im Recherchefjord vor, wo wir noch einmal die Möglichkeit hatten, uns individuell von der Arktis und Spitzbergen zu verabschieden. Der nahegelegene Recherchebreen bot ein spaktakuläres Bild mit seinen blauen Eismassen umgeben von den farbigen Bergketten. Die meisten von uns nutzten die Zeit um noch einmal die Beine zu vertreten und / oder die Landschaft auf uns wirken zu lassen. 24 besonders Mutigen unter uns trauten sich noch zur Erfrischung, zumindest für einen kurzen Moment, in die arktische See. Anschließend ging es zum aufwärmen mit den Zodiacs zurück zur Plancius. Am Abend erfolgte kurz vor dem Abendessen noch der Tost mit Kapitän Artur und dem Expeditionsteam bevor wir mit vielen Eindrücken, wundervollen Erinnerungen und auch ein wenig Wehmut den Seeweg Richtung Longyearbyen antraten.

Tag 10: Zurück in Longyearbyen

Zurück in Longyearbyen
Datum: 26.08.2019

Unser letzter Morgen an Bord Plancius. Einige von uns sind schon in der Nacht von Sonntag auf Montag zum Flughafen gebracht worden und wir anderen werden gegen 9 Uhr morgens abgeholt. Wir genossen das letzte Frühstück an Bord, bevor unsere Heimreise begann. Wir verabschiedeten uns von der Crew, dem Expeditionsteam und den neu gewonnen Freunden. Es ist traurig sich zu verabschieden, aber wir sind alle glücklich über die wunderbaren Erinnerungen und Eindrücke, die wir sammeln konnten. Bis bald Arktis! Die nördlichste Position: 80° 42.6’N 016° 14.9‘E Gesegelte Gesamtdistanz dieser Reise: Nautische Meilen: 1.145 nm | Kilometer: 2.120 km Im Namen der gesamten Besatzung bedanken wir uns, dass Sie mit uns gereist sind und wünschen Ihnen eine gute Heimreise.

Details

Tripcode: PLA14-19
Daten: 17 Aug - 26 Aug, 2019
Dauer: 9 Nächte
Schiff: MS Plancius
Einschiffung: Longyearbyen
Ausschiffung: Longyearbyen

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